Schlechtgläubige
Der Jahresanfang ist stets von Spannung geprägt. Was da auch immer kommen wird, es ist in erster Linie ungewiss. Manche suchen ihr Heil in den Sternen, andere vertrauen auf die Fortschritte der Wissenschaft. Viel versprechender sind allerdings Prognosen manche Medien. Etwa mittels Ranglisten künftiger Bedeutungsträger. Ranglisten sind ja, außer im Sport, der journalistischen Langeweile geschuldet und zuweilen auch einer gewissen Selbstüberschätzung. Denn wer die Wichtigkeit anderer einschätzen kann, wird dadurch selbst wichtig. Irgendwie. Das alles ist natürlich zumeist amüsant, kann aber bisweilen doch Rückschlüsse aufkommen lassen. So entstehen Rankings wie „Die wichtigsten Bäcker 2017“ oder über die hässlichsten Krankheiten, denen wir im Neuen Jahr anheim fallen könnten. Der Konjunktiv ist entscheidender Teil dieses Spiels ohne Risiko. Dagegen scheint Meteorologie eine nahezu verlässliche Prophetie. Doch was ist der eigentliche Spaß an diesem Zeitvertreib? Das Unsichere ist eine Spielwiese für alle gleichermaßen. Wer allerdings mit zarter Präpotenz behauptet, sicher durch diese Unsicherheit zu schreiten, erweckt Aufsehen. Und sollten seine weisen Verkündungen nicht eintreten, auch noch Nachsehen. So man sich überhaupt noch daran erinnert. Diese Win-win-situation treibt vermutlich immer mehr mediale Verkünder dazu die Zukunft als ihr Fachgebiet zu betrachten. Das funktioniert natürlich nur mit einer Zuhörerschaft von neugierigen Gutgläubigen. Schlechtgläubige hingegen erkennen in diesem Spiel nur den tieferen Unsinn. Ja, die Wahrheit kann manchmal ziemlich humorlos sein.
