treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

VITASEK: SEKUNDENSCHLAF // Poetisch und subkutan politisch

Wenn im Rabenhof die Zeit wie im Flug vergeht: Der Kabarettist der "Old School" brilliert mit seinem neuen Programm "Sekundenschlaf" Wien - Die Zeit sei keine fixe Größe, sagt Andreas Vitásek. Sie könne sich unendlich ziehen, aber sie könne auch verfliegen: Quasi über Nacht sei er ergraut und die Kleidung geschrumpft. "Ich hab mich auseinandergelebt", stellt er mit Blick auf seine Mitte fest.  […] Derart witzig, rasant, sprachspielerisch war der Wiener selten zuvor. Er zündete, wie man so sagt, ein Feuerwerk.  (Thomas Trenkler, DER STANDARD)
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Wegen ihm müsste gar nicht dauernd so viel passieren. Aus dem Alter ist er raus. Das Meiste, was da mit Getams und Gedröhne als Supernovität daherkommt, dient ohnehin bloß der Profitmaximierung seiner Erfinder und ist entweder überflüssig oder lästig. "Ich will nichts mehr lernen", erklärt Andreas Vitásek kategorisch. "Es reicht mir." Man könnte seinen Monolog eines nicht mehr jungen Mannes, der sich aus dem Leben immer wieder per "Sekundenschlaf" ausklinkt, mit solch unspektakulären Zwischenzeilen versehen wie: "Auf der Bank", "Beim Arzt" und "Ich und mein Hund". Doch Themen sind ja bekanntlich überbewertet, nachgerade wurscht, wenn einer ein so toller Geschichtenerzähler ist und so souverän von der Begegnung mit einer Death-Metal-Band über Camus` "Mythos des Sisyphos" zum Schulskifahren überleiten kann. Das alles wäre aber nur halb so lustig ohne die Pantomimen, mit denen der Österreicher seine Ausführungen im Lustspielhaus körpersprachlich illustriert, und die herrliche Knautschgesichtmimik, mittels derer er uns ebenso das Antlitz eines lethargischen Mopses wie das von Liv Ullmann in Bergmans "Persona" vorführt. Klug eingeflochten in seine Anekdoten, Realsatiren und Erinnerungen an die Großeltern und seine "Thomapyrin"-Jahre sind bissige Anmerkungen und Ausflüge ins philosophisch Fantastische. So diagnostiziert ihm der Arzt den Verlust seines Herzens und schauen an diesem Abend der Teufel persönlich und ein Schutzengel vorbei. 
Vitásek ist keiner, der von einer Knallerpointe zur nächsten hetzt. Mit seinem von der leisen Melancholie der späteren Jahre durchzogenen Solo schenkt er uns wunderbar gewitzte Weltalltagsbetrachtungen. Eindringlicher hat noch nie einer das Entsetzen im Blick einer Schildkröte geschildert, bevor sie aus dem zweiten Stockwerk fällt. Süddeutsche Zeitung, Kultur, 21.03.2015 Petra Hallmayer 

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