treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DER WINTER-PASS IST AUSVERKAUFT i FÜR HADER ON ICE AM 18.1. GIBTS REST-KARTEN.

Dorfer ist ausverkauft. MASCHEK auch - die spielen am SA 18.1. um 4 eine Zusatzvorstellung. Feinripp-Nie-belungen-Karten werden knapp, die Koschuh- Premiere ist schon über-voll - danach gehts noch. Mama mia!

ALGIERS: SHOOK - Gospel, Soul & Punk & Politrock - DIE UNFASSBAREN AUS ATLANTA

Industrial-Sound geladene Klangwelten, die an Scott Walker in seiner 4AD-Ära oder Iggy Pops und Bowies Berlin Phase erinnern, treffen auf eine Synthese aus Marvin Gaye und Fever Ray. Ziel erreicht - und live sowieso eine Naturgewalt!
Algiers, eine Band von Musikern, die in Atlanta, Georgia – Epizentrum des typisch amerikanischen Südens – das Licht der Welt erblickte. Offiziell gegründet 2007 in London, gilt ihr Name als klares Zeichen für den antikolonialistischen Aufstand per se: Algiers die Stadt als Schmelztiegel aus Rassismus, Gewalt, Widerstand und Religion. Algiers die Band als Verschmelzung von Postpunk, Noise, Blues, und Industrial. Kulturkritisch und politisch – eine warnende Stimme, die ihre Message live mit voller Wucht transportiert. Die Industrial-Soul-Urgewalt Algiers, die mittlerweile nicht nur gesangstechnisch zu einer starken Stimme geworden ist, hatte bereits im September mit dem Non-Album-Track „Can The Sub Bass Speak?“ ein viel diskutiertes und meinungsstarkes Slam-Poetry Stück veröffentlicht, dem nun mit Album Nummer drei „There Is No Year“ ein nicht minder pointierter Nachfolger folgt. Das zweite Album, „The Underside Of Power“ von 2017, hatte der Band bei Publikum wie KritikerInnen zum endgültigen Durchbruch verholfen. Fast zwei Jahre tourten Franklin James Fisher, Lee Tesche, Ryan Mahan und Matt Tong (Ex-Bloc Party) um den kompletten Erdball und spielten u.a. als Support von Depeche Mode in ausverkauften Stadien. Der dringliche Sound von Algiers klingt auf dem neuen Werk nun noch etwas fiebriger als auf den Vorgängern. Während Sänger und Multiinstrumentalist Franklin James Fisher seine geschliffenen Lyrics von der Kanzel herab predigt, ist der wummernde Synthesizer der nervöse Puls, um den herum der unverwechselbare Klang der Band kreist – angetrieben von der Rhythmussektion um Matt Tong und Ryan Mahan. Ziel war es, mit dem dritten Album ein neues Level zu erreichen. Dafür holte man sich die Produzenten Randall Dunn (Sunn O))) und Ben Greenberg ins Studio, um dem futuristischen Post-Punk-R&B eine neue Textur verpassen.

Auf „Shook“, ihrem im Februar erschienen vierten Album, zeigen sich Algiers als mehr als nur eine Band. Sie sind eine Gang. Sänger Franklin James Fisher, Gitarrist Lee Tesche, Bassist Ryan Mahan und Schlagzeuger (und Ex-Bloc-Party-Drummer) Matt Tong haben schon länger die Möglichkeiten einer klassischen Rock-Band transzendiert, mit ihrem charakteristischen Mix aus Post-Punk, Gospel, HipHop und Noise-Rock. Doch für die 17 Songs von „Shook“ hat das US-Quartett seinen Horizont abermals erweitert.

Gast-Musiker*innen wie Underground-Rapper Billy Woods, Rage-Against-The-Machine-Shouter Zack De La Rocha, Future-Islands-Sänger Samuel T. Herring, Industrial-Rapperin Backxwash und mehr sorgen für eine Vielzahl an Perspektiven, die den apokalyptischen Algiers-Sound noch weiter anreichern. Der Fokus auf HipHop-Acts deckt sich auch mit dem thematischen Angelpunkt von „Shook“: Atlanta, die Heimatstadt von Algiers und inoffizielle Hauptstadt des US-Rap. Live brechen sie ausufernde Tracks wie „Irreversible Damage“ oder „Bite Back“ auf ihre Essenz runter – ohne an Intensität einzubüße

Algiers, die Unfassbaren

deutschlandfunk 18.1. 2021

Die Straßen brennen in Amerika“ – so eine prägnante Textzeile aus dem Algiers-Song „Dispossession“. Auf den Alben der Rockband aus Atlanta brennt es beinahe in jedem Song.
„Der perfekte Soundtrack für Amerika“
Das Feuer ist aktuell ein prominentes Symbol für den Untergang. Die Wälder Australiens stehen in Flammen und treiben den Klimawandel voran, Populismus und Kapitalismus verbrennen den Zusammenhalt in der Gesellschaft. So sehen das Algiers-Sänger Franklin F. Fisher und Bassist Ryan Mahan beim Interview in Berlin. „Dispossession“, der Songtitel, bedeutet so viel wie „Enteignung“.
„Es ist der perfekte Soundtrack für Amerika. Es hat immer schon gebrannt in unseren Straßen. Man muss sich nur die Songs der Shangri-Las aus den 1960er-Jahren anhören. Was sich geändert hat: Der Kapitalismus selbst steckt in einer Krise und nun betrifft es alle und nicht mehr nur die Marginalisierten. Darum passt der Titel des Songs auch so gut. Es brennt quasi vor jeder Haustüre. Die daraus resultierenden Ängste sind das Futter der Faschisten.“
Algiers selbst bekämpfen das Feuer nicht mit Wasser, sondern ebenfalls mit Feuer. Die Musik der Band klingt, als wäre sie in einem Hochofen entstanden: Gospel, Soul, Industrial, Hip Hop und Rock verschmelzen zu einem Sound der ‚Schwert und Groove‘ sein will, wie es in ‚Dispossession‘ weiter heißt.
Ruf einer Agitprop-Band
Über zwei Alben haben sich Algiers den Ruf einer Agitprop-Band erspielt. Unnachgiebig und laut beschwört die Band rund um den schwarzen Sänger Franklin F. Fisher die Tradition der Black Panthers und den Geist der Rebellion. Doch das Label „Politband“ behagte Algiers von Anfang an nicht.
„Man sollte etwas vorsichtiger mit dem Begriff ‚Politik‘ umgehen. Als Band sind wir zum Beispiel wesentlich mehr als nur politisch. Und die Politik selbst ist viel zu komplex, um sie als Etikette auf eine Rockband zu kleben. Im Grunde ist doch alles was wir tun im Leben politisch… Deshalb ist es auch Unsinn, Politik als etwas Getrenntes von Musik zu betrachten.“

Gegen die Erwartungshaltungen

Einige Wochen vor dem neuen Album „There Is No Year“ haben Algiers das Spoken-Word-Gedicht „Can The Sub_Bass Speak“ veröffentlicht. Dort beschwert sich Franklin F. Fisher über die eindimensionale Wahrnehmung seiner Band. Er wehrt sich aber auch gegen die Erwartungshaltungen aus der Schwarzen Community, die ihm als schwarzen Sänger entgegengebracht werden.
„Danach fühlte ich mich großartig. Ich trug wohl eine Menge Wut mit mir herum. Wir sind schon sehr gespannt, wie das Gedicht bei den Live-Shows ankommt. Wir wollen die Leute in den Vortrag miteinbinden. Es wird jede Nacht anders sein. Das gilt auch für das Album. Die Leute werden nicht das bekommen, was sie am Album hören, denn das Album ist nur der Blueprint.“
Algiers wollen der Fisch in der Hand sein, der entgleitet, sobald man denkt, dass man ihn gefasst hat. Das gilt für Freund und Feind der definitiv links stehenden Band und markiert den Unterschied zwischen Politik und Kunst. Bei Algiers ist ein Song kein Lösungsvorschlag. Er ist die irrationale Antwort auf eine Welt in Flammen. Dabei zeichnet Fisher starke Bilder von Unterdrückung, Ausbeutung und Rassismus, ohne in die Niederungen der Alltagspolitik hinabzusteigen.
Auf ‚There Is No Year‘ erweitern Algiers noch einmal ihr Sound-Repertoire. Zu Gospel, Punk, Rock, Jazz und Industrial kommen Club-Rhythmen und Goth-Balladen im Stile von Depeche Mode. Die Zuschreibung „Politrocker der Stunde“ werden Algiers auch auf ihrem neuen Album nicht los werden, zu sehr drückt ‚There Is No Year‘ auf die Wunden der Gegenwart. Auf musikalisch höchstem Niveau ist der Blick in die Zukunft düster. „We dance into the fire“, heißt es etwa im Song „Hour Of The Furnaces“. Da ist sie wieder, die Weltenbrand-Metapher.

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