Herrschaftszeiten! Der Berni Wagner wieder. Macht wieder Slapstick mit Sprache. Verbales Jiu-Jitsu. Feine Klinge und so weiter, sowieso – aber alles nur Selbstverteidigung. Wissend, dass ein Monster in ihm schlummert,
Herrschaftszeiten! Der Berni Wagner wieder. Macht wieder Slapstick mit Sprache. Verbales Jiu-Jitsu. Feine Klinge und so weiter, sowieso – aber alles nur Selbstverteidigung versteht sich. Seit ihm gesagt wurde, dass auch in ihm ein Monster schlummert, klammert sich Österreichs beliebtester Zottelfrisurträger mit Zähnen und Klauen an seinen Humor. Nur so kann er seine Angst lang genug bezähmen um sich auf die Suche nach dem Ungeheuer zu machen: Irgendwo da drin muss es doch sein – Oder?
Also normal ist das nicht, was der Berni Wagner da aufführt. Ein Stück wie "Monster" stellt man nicht einfach so auf die Bühne. Auf sowas lebt man hin, dem wirft man sich in den Rachen, das erspielt man sich Abend für Abend von Null weg. Man braucht den Körper dafür, die Sprache, die Gedanken, die Routine, die Lust, den Mut und natürlich enorm viel Charme und Schmäh. Dann kann dir sowas vielleicht gelingen. Aber fix ist das nicht.
Gestern Abend hat sich im Stadtsaal ein Mensch auf die Bühne gestellt, der bereit war, 15 Jahre Aufbauarbeit im humoristischen Fach tatsächlich auszuleben, bis in den letzten Winkel seiner Möglichkeiten. Satire ist immer Grenzgang, aber hier riskiert einer sein Visum. Alles an diesem Abend kann jederzeit schiefgehen, und gerade deshalb schwingt sich die Show zu immenser Höhe auf. Mit welcher Leidenschaft der Berni beschließt, nicht nur anzudeuten, sondern tatsächlich etwas zu sagen, auf einen Standpunkt hinzuwirken, ist atemberaubend und mitreißend. Offen bleibt hier nur der Mund. Soetwas Klares und Deutliches habe ich im Kabarett lange nicht erlebt.
Weltsicht beginnt beim Blick in den Spiegel, das sagt sich so leicht, aber erzähl das mal in so einer Tiefe und Präzision, schütte dein Herz mal aus, mit der handwerklichen Brillanz, die Berni Wagner hier in den Raum stellt. Wer sein Publikum wirklich liebt, schont es nicht, sondern nimmt es mit an spannende, lustige, schöne Orte. "Monster" ist extrem defensiv gebucht, gemessen an der Fanbase und der Wucht des künstlerischen Vorhabens. Es werden in Kürze sämtliche Vorstellungen ausverkauft sein. Ich empfehle deshalb dringend den Erwerb eines Tickets. Sowas gibt es nicht oft zu sehen. Das gestern war Liebe.