es hat sich halt eröffnet.
reinhardt honold, musikant & architekt. *1949 - +2024
vor einen paar tagen haben wir ihn im turm verabschiedet,
*
mit ihm haben wir wir 2001 den großen treibhausumbau gemacht, nach 3 jahren kampf und planung.
mit ihm gemeinsam
haben wir die freude am bauen erlebt,
wie kleine buben beim legospiel im sandkasten
mit ihm zusammen haben wir aber auch
unseren kuturpolitischen supergau
& bodenlosigkeit erlebt bis zum gehtnichtmer.
& dabei diese stadt ...
lieben gelernt
bis zum gehtnichtmehr.
(seufz).
waren wir mit dem umbau punktgenau fertig.
und neugierig.
wir wollten all die gewerke unserem publikum zeigen
und mit ihm zusammen ein riesen eröffnungfsfest zelebrieren
kulturprogramm für stadtbenutzer -
haben wir ersmals auf unseren programmfalter gedruckt.
es war angerichtet: im garten, in der halle, im roten salon, droben im turm
alle bands hatten schon soundcheck gemacht
weltberühmte musiker aus afrika gaben sich ein stelldichein
ein teil des cinematic-orchestra mit musikern des gotan projects sind angereist
im turm hatte sich die heimische szene versammelt
an der volksgartengitarre hatte sich dort landes-kultureferent günther platter angesagt
die 3 vom bau: christian aste, reinhardt honold und i.
da tritt gegen 18:00 - drunten vor den tolettenanlagen im keller
eine abordnung des stadtmagistrates zusammen,
ein cholerischer beamter der baupolizei als wortführer, sonst noch ein paar ja-sager
und die leiterin der veranstaltungspolizei.
sie untersagen die eröffnung. sie verbieten die veranstaltung.
zwei drei notbeleuchtungslampen waren noch nicht genau dort, wo sie im plan eingezeichnet waren
der handlauf im obersten stock der turm-stiege noch nicht montiert!
und: das absolute no-go:
bei einem turm-notausgang vor dem haus
war die letzte stufe noch nicht betoniert:
die leiterin der versammlung - eine beamtin der bundespolizeidirektion -
die war gleich ratlos wie wir
entschuldigte sich kopfschüttelnd bei uns
dafür, daß sie den untersagungsbescheid ausstellen mußte.
*
mit einem schuldenberg von über 2 millionen euro
- das nachbarhaus drohte nämlich, in die riesen baugrube der kellerhalle auszuwandern -
und dazu die tiroler sparkasse , die tags zuvor sich das pfandrecht im grundbuch eintragen hat lassen
bei der wiese, die ich von meiner großmutter in nauders geerbt hatte
- weil sicher ist sicher.
gestern noch voll zuversicht
standen wir plötzlich da wie begossene pudel
vor der kellerhalle - vor unserem kartenhaus
und wußten weder ein noch aus.
*
der herr hat gegeben
der herr hat genommen
der name des herrn sei geprisen
*
die musiker haben ihre instrumente zusammengepackt
die techniker die mikrophonkabel eingerollt
mutterseelenallein sind wir drunten in der finsseren kellerhalle gelehnt.
haben uns gefürchtet wie im märchen:
bei dem es alle gruselte
*
so fühlt sich trostlosigkeit an.
*
dem publikum war der zutritt behördlich verboten
aber unseren arbeitern konnten und wollten wir den zutritt zu ihrer baustelle nicht verwehren - so wie in den monaten zuvor auch nicht.
die musiker aus mali haben im cafe ihre instrumente wieder ausgepackt
und haben begonnen, für uns zu spielen. befreiten uns vor trostlosigkeit & angst.
malicool - rosewell rudd & toumani diabate, zwei weltstars,,
die mit gott & der welt schon musik gemacht hatten
dazu der junge bassekou kouyate an der ngoni, mit grüßen von joe zawunul und salif keita....
selten hat musik so wunderbar wunden geheilt
wie beim wohl denkwürdigsten konzert,
das jemals im treibhaus stattgefunden hat:
das konzert für handwerker, maurer, installateure, elekrriker
architekten, planer, bauleiter
und einem bauherrn
samt seiner frisch zusammengewürfelten
weiberwirtschaft.
unvergessen:
die versammelten asphaltierer der teerag asdag.
*
mali-cool
die melodie jenes abend
geht mir nie mehr aus dem sinn
sie ist ohrwurm soundtracks meines lebens.
*
für die verabschiedung hab ich unserem unhold
ein kleines filmchen aus meinem lieblingsfilm von david lynch geschnitten
20 sekunden ist auch reinhardt zu sehen
an der kamera: rens veltman, mein banknachbar in 8 jahren paulinum
der reinhardt in seinem exil in niederösterreich besucht hatte..
mali-cool - jene band, hab ich als soundtrack daruntergelegt.
wer sich an reinhardt honold erinnern möcht
und an die musik meines unvergesslichen abends
jener finsteren novembernacht:
kann sichs hier anschauen & zuhören
a straight story. / eine wahre geschichte.
bitte
sehr:
?si=UlZH6OAZZFD02Rg8
*
am grauen novembermorgen
nach dem offenbarungseid der städtischen kulturpolitik:
sind wir wieder aufgestanden
und haben die ganze stadt zugekleistert.
auf weissem plakat-papier, mit der frohbotschaft zum ersten advent:
DIN A 0, in großen schwarzen lettern
schrift: times new roman.
damit es die ganze stadt
und alle menschen guten willens wissen:
ES HAT SICH HALT ERÖFFNET
auf der grausigen betonwand zum nachbargrundstück
vorgeschrieben von derselben behörde
haben reinhardt honold und ich
ein paar tage danach, in einem poetischen racheakt
christian morgenstern in futura book
ein denkmal für dessen gedicht gesetzt:
Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun./
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da -/
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus./
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum./
Ein Anblick grässlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko.
***************
DEMNÄCHST IN DIESEM THEATER / DAS CALENDARIUM
vor einen paar tagen haben wir ihn im turm verabschiedet,
*
mit ihm haben wir wir 2001 den großen treibhausumbau gemacht, nach 3 jahren kampf und planung.
mit ihm gemeinsam
haben wir die freude am bauen erlebt,
wie kleine buben beim legospiel im sandkasten
mit ihm zusammen haben wir aber auch
unseren kuturpolitischen supergau
& bodenlosigkeit erlebt bis zum gehtnichtmer.
& dabei diese stadt ...
lieben gelernt
bis zum gehtnichtmehr.
(seufz).
november 2001.
nach sieben monaten bauzeitwaren wir mit dem umbau punktgenau fertig.
und neugierig.
wir wollten all die gewerke unserem publikum zeigen
und mit ihm zusammen ein riesen eröffnungfsfest zelebrieren
kulturprogramm für stadtbenutzer -
haben wir ersmals auf unseren programmfalter gedruckt.
es war angerichtet: im garten, in der halle, im roten salon, droben im turm
alle bands hatten schon soundcheck gemacht
weltberühmte musiker aus afrika gaben sich ein stelldichein
ein teil des cinematic-orchestra mit musikern des gotan projects sind angereist
im turm hatte sich die heimische szene versammelt
an der volksgartengitarre hatte sich dort landes-kultureferent günther platter angesagt
die 3 vom bau: christian aste, reinhardt honold und i.
da tritt gegen 18:00 - drunten vor den tolettenanlagen im kellereine abordnung des stadtmagistrates zusammen,
ein cholerischer beamter der baupolizei als wortführer, sonst noch ein paar ja-sager
und die leiterin der veranstaltungspolizei.
sie untersagen die eröffnung. sie verbieten die veranstaltung.
zwei drei notbeleuchtungslampen waren noch nicht genau dort, wo sie im plan eingezeichnet waren
der handlauf im obersten stock der turm-stiege noch nicht montiert!
und: das absolute no-go:
bei einem turm-notausgang vor dem haus
war die letzte stufe noch nicht betoniert:
die leiterin der versammlung - eine beamtin der bundespolizeidirektion -
die war gleich ratlos wie wir
entschuldigte sich kopfschüttelnd bei uns
dafür, daß sie den untersagungsbescheid ausstellen mußte.
*
mit einem schuldenberg von über 2 millionen euro
- das nachbarhaus drohte nämlich, in die riesen baugrube der kellerhalle auszuwandern -
und dazu die tiroler sparkasse , die tags zuvor sich das pfandrecht im grundbuch eintragen hat lassen
bei der wiese, die ich von meiner großmutter in nauders geerbt hatte
- weil sicher ist sicher.
gestern noch voll zuversicht
standen wir plötzlich da wie begossene pudel
vor der kellerhalle - vor unserem kartenhaus
und wußten weder ein noch aus.
*
der herr hat gegeben
der herr hat genommen
der name des herrn sei geprisen
*
die musiker haben ihre instrumente zusammengepackt
die techniker die mikrophonkabel eingerollt
mutterseelenallein sind wir drunten in der finsseren kellerhalle gelehnt.
haben uns gefürchtet wie im märchen:
bei dem es alle gruselte
*
so fühlt sich trostlosigkeit an.
*
dem publikum war der zutritt behördlich verboten
aber unseren arbeitern konnten und wollten wir den zutritt zu ihrer baustelle nicht verwehren - so wie in den monaten zuvor auch nicht.
die musiker aus mali haben im cafe ihre instrumente wieder ausgepackt
und haben begonnen, für uns zu spielen. befreiten uns vor trostlosigkeit & angst.
malicool - rosewell rudd & toumani diabate, zwei weltstars,,
die mit gott & der welt schon musik gemacht hatten
dazu der junge bassekou kouyate an der ngoni, mit grüßen von joe zawunul und salif keita....
selten hat musik so wunderbar wunden geheilt
wie beim wohl denkwürdigsten konzert,
das jemals im treibhaus stattgefunden hat:
das konzert für handwerker, maurer, installateure, elekrriker
architekten, planer, bauleiter
und einem bauherrn
samt seiner frisch zusammengewürfelten
weiberwirtschaft.
unvergessen:
die versammelten asphaltierer der teerag asdag.
*
mali-cool
die melodie jenes abend
geht mir nie mehr aus dem sinn
sie ist ohrwurm soundtracks meines lebens.
*
für die verabschiedung hab ich unserem unhold
ein kleines filmchen aus meinem lieblingsfilm von david lynch geschnitten
20 sekunden ist auch reinhardt zu sehen
an der kamera: rens veltman, mein banknachbar in 8 jahren paulinum
der reinhardt in seinem exil in niederösterreich besucht hatte..
mali-cool - jene band, hab ich als soundtrack daruntergelegt.
wer sich an reinhardt honold erinnern möcht
und an die musik meines unvergesslichen abends
jener finsteren novembernacht:
kann sichs hier anschauen & zuhören
a straight story. / eine wahre geschichte.
bitte
sehr:
?si=UlZH6OAZZFD02Rg8
*
am grauen novembermorgen
nach dem offenbarungseid der städtischen kulturpolitik:
sind wir wieder aufgestanden
und haben die ganze stadt zugekleistert.
auf weissem plakat-papier, mit der frohbotschaft zum ersten advent:
DIN A 0, in großen schwarzen lettern
schrift: times new roman.
damit es die ganze stadt
und alle menschen guten willens wissen:
ES HAT SICH HALT ERÖFFNET
auf der grausigen betonwand zum nachbargrundstück
vorgeschrieben von derselben behörde
haben reinhardt honold und ich
ein paar tage danach, in einem poetischen racheakt
christian morgenstern in futura book
ein denkmal für dessen gedicht gesetzt:
Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun./
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da -/
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus./
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum./
Ein Anblick grässlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko.
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