EINE HOMMAGE DES STAATSTHEATERS an den großen Tiroler Kleinkünstler. mit: CARMEN GRATL - MARKUS KOSCHUH - JULIANA & SIGGI HAIDER. REGIE UTE HEIDORN.
Mit einem „Begrüßungsgewicht“ von 11,90 kg startete am Donnerstag bei der Premiere von „Lachen im alpenländischen Raum“ die Hommage des Staatstheaters an Otto Grünmandl. Im „gspaßig“, alpenländischen Bühnenbild und rustikal, alpin gewandet (Ausstattung: Esther Fromman) wurde „der Abstand zum Nirvana immer klana“, die Rose zur Königin der Blumen und das hervorragend abgestimmte Musik- und Schauspielensemble (Carmen Gratl, Markus Koschuh, Juliana Haider, Siggi Haider) zu „typisch – atypischen“, alpenländischen Inspektoren mit Hang zum aberwitzigen Volks- und Mountain-Singen. Hier wurde mit viel Mimik „professionell gebraten“, pfeifend gelockt und der Felsenzackenschleifundzuspitzmaschine die Ehre erwiesen. Zudem musste die Frage geklärt werden, in welchem Ausmaß man Kredite nimmt bzw. diese dann auch zurückzahlt, und warum bitte macht man einen Durchgang, wenn man ihn dann wieder verbietet? Jedenfalls war der tirolerische Kabarettabend unter der treffenden, ideenreichen Regie von Ute Heidorn im Treibhaus zum Hingucken und –hören, denn „des war gspaßig, mit dera Hörerei, und das begeisterte Publikum grübelte anschließend noch über Grünmandls/Koschuhs absurde sowie amüsante Weisheiten: „Kein hinten ohne vornen gibt“ oder „je später die Nacht, desto näher der Tag“. Eine Hommage zum Amüsieren: „Otto Grünmandl: Lachen im alpenländischen Raum“. (bine). PREMIERENKRITIK
höret was erfahrung spricht: hier ists so wie anderswo - nichts genaues weiß man nicht - dieses aber ebenso
Otto Grünmandl, 75. Wo Berge sind, sind Abgründe. Der Kabarettist aus den Tiroler Alpen, vormals Tuchhändler und Rundfunkredakteur, war ein Abgrund, ein melancholischer, tiefer, skurriler. Das Genre Kabarett, in dem sonst Pointen krachen und Attacken klirren, wurde mit Grünmandl zum Ort des Absurden, Aberwitzigen, und der Nonsens entpuppte sich als Sinn des Lebens. Eine Jugend als "Halbjude" hatte ihn geprägt, ein Technik-Studium lehrte ihn, "Selbstverständlichkeiten nicht mehr so selbstverständlich hinzunehmen". Erst mit 50 beschloss er, freischaffender Kabarettist zu werden, der stille Brüter ging ans Netz. Biedermännisch trat er auf in seinen Ein-Mann-Sketchen, streng gescheitelt; als Brandstifter der heilen Welt verließ er die Szene. Otto Grünmandl starb am 3. März 2000 in seiner Tiroler Heimatstadt Hall.
Nachruf auf Otto Grünmandl - erschienen im SPIEGEL