treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

ROBERTO FONSECA (KUBA) SPIELT FÜR SIEGER & VERLIERER AM SONNTAG IM TREIBHAUS

Am kommenden Sonntag findet im Treibhaus die wundersamste Wahlparty ever statt: Sieger & Verlierer der Bürgermeister-Stichwahl feiern im Treibhaus gemeinsam - den neuen politischen Frühling. Und nachdem Georg Willi auf einen eigenen Raum verzichtet ist nun doch Platz für das eigentlich geplante Konzert: Roberto Fonseca, der mit dem Steinway tanzt, bezaubert mit seinen kubanischen Rhythmen, heilt alle Wunden des vergangenen Wahlkampfs und befeuert die neue Zeit in Innsbruck. Lasset uns singen, tanzen und springen.

ATARI TEENAGE RIOT

Es ist Musik aus anderen Zeiten, aus dem Berlin der 1990er, als Techno der alles bestimmende Sound war. Und doch auch wieder nicht und BRAND-aktuell.
Atari Teenage Riot, kurz ATR, nagelten damals zwei eigentlich unvereinbare Stile, ja Lebensentwürfe aneinander: Anarcho-Punk und Techno. Damit wurden sie zu Stars der alternativen Musikszene, auch weit über Deutschland hinaus. Dass sich das ausgeht – musikalisch, aber auch in Weltsichtfragen –, ist immer noch verwunderlich, aber es tut’s: Lautstärke auf 12, Verzerrer an, Hochgeschwindigkeitsbeats drunter. Und los geht der brüllende, tanzbare Soundtrack für die Gegendemo. Das könnte heute verdammt gestrig klingen: Techno ist Historie, Punk wird mittlerweile in den Kunstgalerien ausgestellt. Und auch die bequeme Einteilung in links und rechts ist inzwischen etwas, an das nur mehr die Elterngeneration glaubt.
Wäre da nicht noch eine dritte Komponente, die das neue ATR-Album "Reset" brandaktuell macht. Denn ATR – "Atari" verweist auf den ersten Computer, mit dem sie Musik machten – kommen aus einer Nerd- und Hackerszene, der zuletzt der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. In den 90ern glitt der Blick der Staatsmacht desinteressiert über all das, was online passierte. In den Winkeln des Internets ließ es sich leicht anarchistisch aufbegehren, hier durfte sich der Machtloseste stark und sicher fühlen. Die Staaten glaubten damals an den rechtsfreien Raum Internet, und niemand hat ihnen verraten, dass das nicht stimmte.
ATR waren in dieser Wild-West-Zeit des Internets, vor dessen Durchdringung durch die Geheimdienste und Großkonzerne, dabei. Inzwischen aber gibt es wohl kaum einen Ort, wo man der Überwachung hilfloser ausgeliefert ist als online. Und die Internetfirmen sind die reichsten der Welt. Der Computer ist zur "Death Machine" geworden, das Internet zum Machtorgan. Und das ist für ATR ein Problem, gegen das es auf dem neuen Album aufzubegehren gilt. Es ist ein neues "Anti-" zum -faschismus und -kapitalismus gekommen, dem zwar noch der griffige Name fehlt (Anti-Überwachung?), das aber schon mal lautstark in die Welt gebrüllt gehört. Selbst die Hacker sind technologiekritisch geworden. Und die wichtigste Gegendemo findet heutzutage online statt. Ihr Soundtrack: "Reset".

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