Reimon verkörpert den modernen Linksaktivisten, nach dem sich die grüne Basis gesehnt hat: globalisierungs- und kapitalismuskritisch, gebildet, empörungsbegabt und mit einem aktionistischen Zug ausgestattet
Der STANDARD nennt ihn "eine(n) der hellsten Köpfe im Land", die PRESSE einen "Fundi 2.0", Attac-Mitbegründer Christian Felber einen "Freigeist": Michel Reimon, Autor, Aktivist – Europa-Politiker. Und das ist gut so, nimmt der passionierte Social Networker kein Blatt vor dem Mund, wenn es um die großen Themen unserer Zeit geht: Klimawandel, Umweltschutz, Datensicherheit, Globalisierung und ihre Folgen. Facebook, Twitter & Co. sind dabei das erfolgreiche Sprachrohr des umtriebigen Aktivisten, der erst unlängst eine Menschenkette um das Parlament als Protest gegen die Hypo-Politik organisiert hat. Allein auf Twitter hat er mittlerweile 11.300 Follower, Tendenz steigend.
1971 in Siegendorf geboren, einer kroatischen Gemeinde im Nordburgenland, führt sein Weg in die Politik zunächst über den Journalismus, genauer gesagt: den "Embedded Journalism". Denn mit gerade einmal 20 Jahren fährt Michel nach Kroatien an die Front, um als Kriegsreporter vom Jugoslawienkrieg zu berichten. Zurück in Wien, studiert er Informatik, später Organisationsentwicklung in Augsburg, an der Columbia und der John Hopkins Universität in den USA.
Ende der 90er Jahre motiviert ihn ein Asien-Aufenthalt, die Globalisierung kritisch zu hinterfragen. Er publiziert erfolgreiche Sachbücher wie "Days of Action. Die neoliberale Globalisierung und ihre Gegner", " Schwarzbuch Privatisierung" und "Die Sieben Todsünden der EU". In seinem aktuellen Buch "Supermarkt Europa. Vom Ausverkauf unserer Demokratie" zeichnet er gemeinsam mit Co-Autor Robert Misik präzise nach, mit welchen Mechanismen Europas Elite die Demokratie seit Ausbruch der Finanzkrise schrittweise zurückdrängte und wie stark der Einfluss der Lobbys, Banken und Konzerne auf die europäische Agenda der letzten Jahre wirkt.
Michel, für dessen Namen der Beatles-Song "Michelle" Pate stand, startet seine politische Laufbahn 2004, als er in die Grüne Partei eintritt. Noch im gleichen Jahr wird er Pressesprecher der burgenländischen Grünen. 2010 wählt ihn die Landesversammlung mit 60 von 61 Stimmen zum Grünen Spitzenkandidaten bei der Landtagswahl, noch im gleichen Jahr zieht er als einziger Grüner in den Landtag ein. Nebenbei unterrichtet er an der Uni Wien politische Kommunikation. 2014 hat Europa gewählt – und mit Michel Reimon einen denkenden, grünen Freigeist im EU-Parlament, der über sich selbst sagt: "Mich interessieren die großen Zusammenhänge". Derer hat er in Europa wahrlich genug.
aus michel Reimons Blog:
Berlin, im Oktober 2015: 150.000 Menschen gehen gegen TTIP auf die Straße – es gibt keinen eindringlicheren Beweis dafür, dass das Freihandelsabkommen in der breiten Öffentlichkeit angekommen ist.
Anders ist das mit TiSA, dem Trade in Services Agreement – auch hier sollten alle Alarmglocken schrillen, denn die Folgen dieses Abkommens sind ebenso brandgefährlich wie jene von TTIP.'
Die 80er und 90er Jahre waren von einer Welle der Privatisierung von Staatsbetrieben und öffentlichen Unternehmen geprägt. Vor allem im Dienstleistungsbereich war das oft eine Lizenz zum Gelddrucken für Konzerne: Die KonsumentInnen sind von Diensten wie Wasser- und Energieversorgung abhäng, man kann die Preise erhöhen und Service und Investitionen zurückfahren und gute Margen erzielen. Zumindest einige Zeit, dann beginnt das Aufbegehren. In den letzten 10 Jahren zeichnet sich der gegenläufige Trend ab. Viele Privatisierungen sind wieder rückgängig gemacht worden, vor allem auf kommunaler Ebene sind viele Betriebe wieder in öffentliche Hand genommen worden.
Die Konzerne fürchten um ihr Geschäftsmodell. TiSA soll Abhilfe schaffen: Ein internationales Abkommen, das Liberalisierungen erzwingt und garantiert, das Kommunen und zukünftigen Regierungen die Hände bindet.
https://www.reimon.net/2016/01/13/ttip-und-tisa-eine-schrecklich-nette-familie/