treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

FREI:TAG IM TREIBHAUS: SALAH AMMO / ORWA SALEH / MAias Alyamani. SYRIAN LINKS.

Konzert für & mit Menschen auf der Flucht:  Eintritt Frei, für Spenden & Zuwendung gibts keine Obergrenze.

Konzert für & mit Menschen auf der Flucht:

Salah Ammo: Bouzouk & Vocal
Orwa Saleh: Oud
MAias Alyamani: Violin
Julia Siedl: Piano
Uygar Cagli : Bass Guitar
Peter Gabis: Percussion

Den Exodus aus Syrien gehn auch Musiker. Einige finden in Österreich eine zweite Heimat. Salah Ammo & Orwa Saleh z.B. Sie spielen ihre Musik. Sie richten sich ein, erweitern die arabische Musik ihrer Heimat &  spielen zusammen: mit Österreichern! 

ORWAH SALEH

Als Musiker war es Orwa Saleh (30) gewohnt zu reisen, oft wochenlang im Ausland zu sein. Doch Damaskus war immer seine Heimat. Hier lebte er mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn, unterrichtete Musik an der internationalen Schule. Nie hätte es sich Orwa Saleh gedacht, einmal aus seiner Heimat Syrien flüchten zu müssen. Jahrelang lebten alle Religionen in Syrien friedlich Haus an Haus, Tür an Tür. Er selbst ist mit einer Griechin verheiratet.
Vor zwei Jahren entging er nur knapp den Tod. "Ich fuhr mit dem Auto durch Damaskus. Auf der Rückbank saß im Kindersitz mein zweijähriger Sohn, als plötzlich eine Bombe in der Nähe detonierte. Im ersten Moment war ich wie paralysiert. Überall war Rauch. Die Menschen schrien hysterisch. Was sollte ich tun? Sofort auf den Rücksitz zu meinen weinenden Sohn klettern, sofort mit dem Auto umdrehen? In dieser Situation ist man vollkommen hilflos", erzählt der Musiker. Orwa Saleh schaffte es, durch das Chaos unverletzt in seine Wohnung zu kommen. Aber er wusste auch – in Syrien gab es keine Zukunft mehr. Die Lebensmittel wurden immer teurer. "Die Kosten explodierten und fraßen unsere Ersparnisse auf."
Sechs Wochen nach dem Erlebnis stieg Saleh mit seiner Familie ins Flugzeug. "Wir hatten Glück, mussten zwar stundenlang warten. Aber dann stiegen wir in das letzte Flugzeug bevor alle Fluglinien ihre Flüge nach Damaskus strichen", erzählt der Künstler. Als Orwa Saleh einen letzten Blick vom Flieger auf seine Heimatstadt wagte, erkannte er sie nicht wieder. "Man sah nur mehr Rauchwolken von den Explosionen."
Die erste Station auf der Flucht war Athen. "Da meine Frau Griechin ist, hatten wir kein Problem mit der Aufenthaltsbewilligung." Seit vielen Jahren hat der syrische Musiker einen guten Freund in Linz. Mit 2000 Euro in der Tasche, einem leichten Instrument und den wichtigsten Kleidungsstücken im Gepäck kam die Familie in Linz an. "Mein Freund bot uns an, dass wir anfangs bei ihm wohnen können." Das war vor knapp zwei Jahren. Mittlerweile verdient Orwa Saleh wieder Geld mit Konzertauftritten. Der Sohn ist mittlerweile vier Jahre alt und besucht in Linz den Kindergarten. An die Erlebnisse in Damaskus kann er sich nicht mehr erinnern. "Er spricht auch schon gut Deutsch." Salehs Wunsch an die Zukunft: "Irgendwann möchte ich mich wieder zu Hause fühlen können."

Salah Ammo ist Kurde & aus Syrien. Vor zwei Jahren ist er auf auf der Flucht in Wien gestrandet. Alles was er mitbrachte, waren seine Bouzouk (eine syrische Langhalslaute), seine Musik, viel Leidenschaft, viel Hoffnung  & seine (auch musikalischen) Träume. Und ein Lächeln, das die Trostlosigkeit hinter sich gelassen hat. „Ein Flüchtling zu sein ist kein gutes Gefühl. Etwas in dir verändert sich. Du hast studiert und viel gelernt, du hast Wissen in dir und Können, doch plötzlich haben deine Fähigkeiten keinen Wert mehr“, erinnert sich Ammo an seine Ankunft im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen. Drei Monate lang war er niemand. Man hatte ihm seinen Pass und seine Papiere abgenommen, seine Identität.  Zuvor verlor er ihn in seiner Heimat: als seine Nachbarn & Freunde in den poilitischen Wirren getötet wurden, da hörte Salah auf, Musik zu machen, weil er das System nicht unterstützen wollte, indem er in dessen Konzerthäusern spielte und weil seine Kreativität dort auch keinen Platz mehr fand. Als Ammo Syrien verließ, glaubte er noch daran, nach einem halben Jahr zurückzukommen, wenn die Situation sich beruhigt. Das war. Inzwischen erzählt seine Musik  von den Sehnsüchten eines Menschen, der flüchten musste und eine neue Heimat fand:  In Wien, In Österreich, im Porgy, im Treibhaus: in der Musik.

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