treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

ANDREAS VITASEK: GRüNMANDL. HOMMAGE AN DEN MEISTER DES ABSURDEN.

Die letzte Seifenblase ist zerplatzt, Andreas Vitáseks Hommage an Otto Grünmandl so gut wie vorbei, da meldet sich der im Jahr 2000 verstorbene Kleinkunst-Großmeister höchstselbst zu Wort. Und sinniert aus dem Off mit schnarrender Stimme über die Liebe. Lustig ist das nicht, trotzdem kann man sich eines leisen Lächelns nicht erwehren. Und ist wohl genau dort, wo man hin sollte. In einer farbenfrohen Grauzone des Humors. Grünmandl war keiner, der auf laute Lacher abzielte – sein Witz war fein- und hintersinnig, manchmal herrlich unsinnig. Und so fällt auch Vitáseks Verneigung vor dem Tiroler Humor-Anarchisten aus, die noch bis Freitag im Treibhaus zu erleben ist.
Ebendort steht „Politisch bin ich vielleicht ein Trottel, aber privat kenn’ ich mich aus“ geschrieben – einer von Grünmandls bekanntesten Sprüchen, dem man auch in Vitáseks Spurensuche begegnet. Einer Spurensuche, die langsamen Schrittes vonstattengeht: Hier wird nicht gehudelt, nicht gehetzt – und trotzdem ist’s hetzig, den Unterschieden zwischen schaumgetränkter Nassrasur und spiegelloser Trockenrasur zu lauschen und zu erkennen, dass Saufen und Ersaufen zwei Paar Schuhe sind – einem letztere Letzt-Erfahrung aber justament im Toten Meer erspart bleibt. Mit Tiroler Hut am Kopf gibt Vitásek dann auch den alpenländischen Inspektorats-Inspektor, der mangelhafte Gebisse auf Zischlaute hin untersucht und sich zum wilden Papagei aufplustert, ehe er Kanarienvogel Hansi zum Leben erweckt, der aber sogleich wieder zu Tode kommt. Vermaledeiter Steinschlag. 
„Grünmandl“ wird Grünmandl mehr als gerecht. Der Kleinkünstler hätte gelacht. Wahrscheinlich nicht laut. Aber gerührt. (christiane fsching - tt)

Otto Grünmandl, 1924 – 2000.
Wo Berge sind, sind Abgründe. Der Kabarettist aus den Tiroler Alpen, vormals Tuchhändler und Rundfunkredakteur, war ein Abgrund, ein melancholischer, tiefer, skurriler. Das Genre Kabarett, in dem sonst Pointen krachen und Attacken klirren, wurde mit Grünmandl zum Ort des Absurden, Aberwitzigen, und der Nonsens entpuppte sich als Sinn des Lebens. Eine Jugend als "Halbjude" hatte ihn geprägt, ein Technik-Studium lehrte ihn, "Selbstverständlichkeiten nicht mehr so selbstverständlich hinzunehmen". Erst mit 50 beschloss er, freischaffender Kabarettist zu werden, der stille Brüter ging ans Netz. Biedermännisch trat er auf in seinen Ein-Mann-Sketchen, streng gescheitelt; als Brandstifter der heilen Welt verließ er die Szene. 
(aus einem Nachruf auf Otto Grünmandl, erschienen im SPIEGEL)

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