treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

AMPARANOiA. FEATURING AMPARO SANCHEZ // MESTIZO ROCK // PROD: MANU CHAO

“Amparo Sanchez ist die wichtigste Frau im Kreis der großen, überwiegend männlich dominierten Mestizo-Familie. Ihre Band Amparanoia entstammt dem engeren Umfeld von Manu Chao.” - WDR

AMPARO SANCHEZ - voice
Carmen Niño (Kuba) – Bass
Daniel Tejedor (Spanien) – Schlagzeug 
El Chivo (Venezuela) – Perkussion
Willy Fuego (Spanien) – Gitarre 
Jose Alberto Varona (Kuba) – Trompete 
Lazaro Ordoñez (Kuba) – Trombon
Vesco Kountchev (Bulgarien) – Violine 
Jordi Mestres (Spanien) – Gitarre

Passend zum 20-jährigen Jubiläum von Amparanoia ist die Band 2017 wieder auf Tour. Das erste Amparanoia Album „El Poder de Machin“ erschien 1997 und wurde von Manu Chao produziert. Im März 2017 veröffentlichte Amparanoia diesen Meilenstein des Mestizo noch einmal mit Interpretationen der Songs von befreundeten Künstlern, unter anderem Manu Chao, Calexico, Marinah, Chico Trujillo, Txarango, La Pegatina, Zebda, Fermín Muguruza, Joan Garriga, und De Pedro.

Mitte der 90er formierte sich um Manu Chao und Amparo Sánchez’ Künstlerkollektiv Amparanoia die florierende Mestizo Szene. Spanische und französische Künstler kreieren einen radikalen Mix aus Flamenco, lateinamerikanische Rumba, Ska, Hip Hop, Bossa Nova, kubanischen Boleros, Rock, Dub und Drum’n‘Bass, baskische Folklore und Punkattitüde, Balkan-Polka, Jazz, Soul, Elektronik, Funk und Reggae. Sozial und politisch motiviert ist die Bewegung und so reist auch Amparo um die Jahrtausendwende nach Mexiko und engagiert sich für die Zapatisten. Mit ihrem Major-Album “Enchilao” etabliert sie sich 2003 auch in Deutschland als feste Größe und nach über 700 Konzerten ging es 2008 dann auf Abschiedstournee mit einer Werkschau auf DVD im Gepäck und Festival-Auftritte beim Glastonbury, Roskilde, Womex, Rock Festival Buenos Aires, Montreal Jazz, Lugano Jazz, Montreux Jazz, Gurten und Horizonte u.v.m.

Um Bands wie Amparanoia oder Manu Chao stilistisch einordnen zu können, hat sich unsere Zunft etwas einfallen lassen: Mestizo! Seit Mitte der 90er ist er der Inbegriff für spanische und französische Radikalisten, die hemmungslos Flamenco, Rumba, Reggae, Ska, Hip Hop, Rock und Drum'n'Bass (und noch eine ganze Menge mehr) neu mischen und damit die Herzen und Popos der Europäer erobern.
Amparanoia ist die Band der spanischen Sängerin Amparo Sánchez. Neben Manu Chao sicherlich einer der wichtigsten Mestizo-Importe. Die 1971 geborene Andalusierin gründet Mitte der 80er in Granada ihre erste Band Correcaminos. In Verehrung ihres bis heute gültigen Idols Billie Holiday spielen sie eine Mischung aus Jazz, Blues, Rock'n'Roll und Soul.

1993 werden ihr die stilistischen und geografischen Grenzen zu eng, sie zieht nach Madrid. "Haces Bien", das Album ihrer neuen Band "Amparo & The Gang" veröffentlicht sie auf dem Label La Fábrica Magnética, das kurze Zeit später pleite macht. Daraufhin lebt sie eine Zeit lang in Casablanca und zieht 1995 nach Madrid. Zusammen mit dem Gitarristen Robert Johnson hobelt sie sich die Finger in den örtlichen Clubs blutig: "Fast ein ganzes Jahr lang spielten wir jedes Wochenende an zwei Orten, mindestens vier Mal. Das war eine Erfahrung die ich schon immer ausleben wollte, genau wie Billie Holiday".
Für eine Tournee durch Spanien und Frankreich ruft sie die Gruppe "Ampáranos Del Blues" ins Leben und bleibt danach für einige Zeit in Marseille. Trotzdem hat die Madrider Szene sie bald wieder. Zurück in ihrer Heimat lernt sie Manu Chao kennen, der sich zur Vorbereitung seines Debütalbums "Clandestino" in Madrid aufhält. "Manu ist der Mensch, der mich am meisten inspirierte und mir einen Weg für Amparanoia aufgezeigt hat." Gemeinsame Konzerte und unendliche Gespräche lassen in ihr eine immer klarere Vorstellung ihrer eigenen Band wachsen: 1996 gründet sie Amparanoia.

Bereits ein Jahr später erscheint das Debütalbum "El Poder De Machin", auf dem auch "Buen Rollito" zu finden ist, eine Gemeinschaftsarbeit mit Manu Chao, die später unter dem Titel "Welcome To Tijuana" auch auf dessen Album auftaucht. Mit dem Folgealbum "Feria Furiosa" vereinnahmt die Band zusätzlich baskische Folklore und verleiht ihr eine Punkattitüde. Es folgt eine kurze Amparanoia-Pause, in der Frau Sanchez sich anderen Projekten widmet. Lange hält sie es ohne ihre Kumpels aber nicht aus. Ende 1999 reformiert sie Amparanoia in schlankerer Besetzung und deutlich Funk- und Reggae-lastiger. Mit der EP "Llámame Manana" feiert sie erstmals auch in Italien große Erfolge.
Ende 2000 reist Amparo nach Mexiko und engagiert sich dort politisch für die Zapatisten. Den Erlös aus einer Photoausstellung und einer Tournee überlässt sie komplett der ethnischen Volksgruppe. In dieser Zeit entstehen auch die Ideen zu "Somos Viento", verständlicherweise einem sozial und politisch motivierten Werk, das erstmals auch die Musik des Balkans in ihr Konzept integriert.
2003 startet Amparo ihren musikalischen Angriff auf Deutschland. Ausgestattet mit üppiger Live- und Lebenserfahrung veröffentlicht sie im Herbst 2003 "Enchilao" auf dem Majorlabel EMI. Ein ordentlicher Promoaufwand sorgt, gemeinsam mit ihrer künstlerischen Eigenständigkeit und Innovationskraft dafür, dass Amparanoia hierzulande schnell Gehör findet.
Ein Jahr später folgt mit "Rebeldia Con Alegria" eine Werkschau, in der sich die verschiedenen musikalischen Temperamente Amparos prachtvoll entfalten. Mexikanische Rancheros turteln mit kubanischen Boleros, lateinamerikanische Rumba-, Samba-, Bossa Nova- und Cha Cha Cha-Rhythmen treffen auf Balkan-Polka-Punk, Dub, Elektronik, Rock und Reggae. Eine ähnliche stilistische Vielfalt verspricht das 2006 erscheinende "La Vida Te Da", allerdings liegt hier der Fokus vielleicht nocht einen Tick stärker auf dem Reggae.

Nach mehr als 700 Konzerten verabschieden sich Amparo Sánchez und Amparanoia 2008 mit einer ausgiebigen Tournee und dem DVD-2CD-Paket "Seguiré caMinando" von der Mestizo-Gemeinde. "Das Beeindruckendste ist, wenn du siehst, dass sich die Leute deine Lieder zu eigen machen und sich damit identifiziert fühlen", zieht sie nach zwölf Jahren Bilanz.

Warum sie, nachdem sie in der Szene bestens etabliert ist und Bands wie Calexico zu ihren Kooperationspartnern und Freunden zählt, aufhört? "Ich bin am Suchen! Ich merke, dass die Zeit ihre Spuren hinterlassen hat, ich andere Musiken höre, neue Einflüsse habe und daher andere Lieder machen möchte." Mit Amparanoia verabschiedet sich eine zentrale Erscheinung am Mestizo-Himmel. Nicht aber Amparo Sánchez. Wir sind gespannt, was ihr als nächstes einfällt. Vielleicht "ich allein mit der Gitarre", wie sie auf der Abschiedstournee 2008 scherzt?
GANZ IM GEGENTEI !!!! 

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