Cassandra Wilson, Billie Holiday und Nina Simone sind ihre Vorbilder. Die junge Britin räumt auf der ganzen Wekt die Preise ab und zählt zu einer der vielversprechendsten neuen Stimmen des internationalen Jazz.
“Tiefe und Authentizität – Schlüsselworte im Universum von Julia Biel. Sie will über kulturelle Grenzen hinausgehen an einen Ort, wo uns alle eine gefühlsmäßige Ebene verbindet, wo wir uns wiedererkennen, Emotionen austauschen und uns in andere einfühlen können. Sie nimmt den Hörer gefangen, und zwar mit einer Intensität, die lange nachklingt.”
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MDR Kultur
Julia Biel ist eine der interessantesten Sängerinnen des internationalen Jazz. Mit ihrer unverwechselbaren, elektrisierenden Stimme räumt die Britin seit Veröffentlichung ihres ersten Albums ‘Not Alone’ in 2005 weltweit Preise ab und zählt zahlreiche Musikgrößen aus Folk, Pop und Jazz zu ihren Fans: “I love her voice, I love her songs” lobte kein Geringerer als Jamie Cullum. Sie erhielt den Preis “Perrier Jazz Vocalist of the Year” und war unter anderem nominiert für den BBC Jazz-Award und den MOBO (Music of Black Origin) als bester Jazz-Act. Julia Biel ist Multiinstrumentalistin, spielt auf der Bühne meist Klavier oder Gitarre. Dabei haben die Eltern – der Vater stammt aus Südafrika, die Mutter aus Deutschland – Julia musikalisch nur wenig beeinflusst. Sie hielt sich vielmehr an ihre selbsterkorenen musikalischen Vorbilder wie bspw. Neneh Cherry, Sade, Chaka Khan und Annie Lennox. „Mich hat an Musikern wie Nina Simone, Miles Davis und Billie Holiday besonders fasziniert, dass sie in der Lage waren, ihre starke Persönlichkeit künstlerisch zum Ausdruck zu bringen und es zugleich in ihrer Musik auch immer verstanden haben die eigene Verletzlichkeit furchtlos zu thematisieren.“
Julia wuchs in London auf, fühlte sich in ihrem Umfeld in den Außenbezirken aber nur wenig zugehörig. Ihre Gestalt, ihr Denken, ihre Träume – wenig entsprach ihrer Auffassung nach den Erwartungshaltungen ringsum. So war sie schon früh auf der Suche nach ihrer ganz persönlichen Identität – bis sie ihren Ausdruck in der Musik fand. „Hier konnte ich mich endlich verwurzeln. Die Welt der Emotionen gab mir in der Musik das überwältigende Gefühl, endlich einen greifbaren, einen realen Ort für meine Seele gefunden zu haben.“ Sie erhielt Klavierunterricht und begann sich intensiv und autodidaktisch mit stimmlichem Ausdruck zu beschäftigen.
Offen gegenüber vielen stilistischen Eindrücken, voller Ideen und Tatkraft sprühend, fand sie schnell die passenden Menschen und spielte in der Folgezeit mit Ben Watt von Everything but the Girl und in so unterschiedlichen Bands wie Polar Bear oder Oriole, deren teils experimenteller Ansatz sie faszinierte. Beeinflusst von der Musik, die sich in einem weit gesteckten Rahmen zwischen Jazz, Soul, Psychedelic, Reggae und Blues bewegte, war es im Grunde nur eine Frage der Zeit, bis Julia ihre Solokarriere startete. Hier konnte sie sich ihrem eigenen Impuls hingeben, sich frei bewegen und ist seither lediglich den eigenen Ansprüchen und Visionen verpflichtet.
So entstand 2005 ihr Debüt-Album „Not Alone“ und zehn Jahre später der Nachfolger „Love Letters and Other Missiles“, mit dem sie ihr Anliegen, den selbstbestimmten Bereich zwischen den Eckpfeilern von Jazz und Pop auszufüllen, endgültig und überzeugend einlöste. In Idris Rahman fand sie zudem einen Musiker und Produzenten, der ihr Potential erfasste und sie mit eigenen Ideen zusätzlich inspirierte. Es ist ein Album frei von genormten Klischees. Stattdessen wird es getragen von einer Persönlichkeit, die sowohl die eigenen Stärken, als auch die individuellen Verletzlichkeiten sehr berührend zum Ausdruck bringt.
Nun erscheint mit „Julia Biel“ noch eine Steigerung des selbstgesteckten Ziels, traditionelles und zeitgemäßes auf eine ganz eigene Art zu verbinden. „Ich liebe Jazzharmonien, aber ebenso das Format des Popsongs“, bekennt die Londonerin. Die Stücke Julia Biels, auch diese auf ihrem neuen, gleichnamigen Album, ziehen den Zuhörer vom ersten Ton an in einen ganz eigenen Bann – und mit ihnen Gefühle von Sehnsucht, Sinnlichkeit, Ausgelassenheit oder aber Wut. Mit sublimen Liedern mischt sie auf sanfte Weise Folk-, Pop- und Jazzeinflüsse. Von einer Mischung mit emotionaler Intensität aus Billie Holiday und Björk ist die Rede, auch Parallelen zu Nina Simone und Amy Winehouse werden von den Kritikern gerne gezogen. Ihre Songs sind in den verschiedensten Klang-Gewändern zu hören: Ihre Stücke sind mal sachte und zärtlich, dann wieder reiben sie sich an einem scheppernden Schlagzeug oder einem groovigen Bass-Solo – dabei ist der Sound stets vielschichtig und achtsam. Die Songs geben Raum für eine Stimme, deren kühler Stolz und aufwühlende Zerbrechlichkeit faszinieren. Was sie singt, gleitet betörend schön durch die musikalische Landschaft. Schmerz und Freude sind für sie hörbar ein und derselbe Teil des Lebens. Diese treibend-schwebende Melancholie erzeugt Spannung, geht über die intellektuelle Erfassung dessen, was sie singt, weit hinaus. Und diese Spannung bleibt selbst dann noch erhalten, wenn die Musik verklungen ist.
Line-Up:
Julia Biel – Gesang, Piano, Gitarre
Idris Rahman – Bass
Rob Updegraff – Gitarre
Ayo Salawu – Schlagzeug