DIE BAULICHE MASSNAHME
R: Nikolaus Geyrhalter
Brennpunkt Brenner – gleich am Anfang: die Totale entlang einer Straße, die Sicht in die Tiefe und auf die Ränder verstellt von einer Polizeistaffel in voller Kampfmontur, vor ihr ein kleiner Zaun, hinter ihr die Berge und Täler rund um den Brenner.
Während Geyrhalters Filme sich bisher meistens mit dem Danach eines Ereignisses beschäftigt haben, ist er hier dabei, während es sich ereignet. An öffentlichen Orten berichten Fernsehen und Radio aus dem Off von den großen Entscheidungen auf EU-Ebene, während die Kamera das Hier und Jetzt vor Ort ins Auge fasst. Dabei bewegt man sich im Lauf des Films permanent durch den Raum – zu Fuß, im Auto, im LKW, durch den Tunnel zur Mautstation –, um zugleich von jenen zu hören, denen genau das untersagt werden soll. Die bauliche Maßnahme – der Grenzzaun – liegt am Ende des Films immer noch im Container, das Denken der Menschen ist aber schon von ihr geprägt. (nach: diagonale.at)
- Großer Diagonale-Preis des Landes Steiermark „Bester österreichischer Dokumentarfilm”
Aus der Begründung der Jury: „Viel ist zurzeit von ‚denen da oben’ und ‚denen da unten’ die Rede. Der Film, den wir auszeichnen, entscheidet sich für ‚die da unten’ – nicht in einem sozialromantischen Sinne, sondern einem buchstäblichen. Er bleibt auf dem Boden und trifft dort Menschen, sieht ihnen zu, hört ihnen zu. ‚Die da oben’ werden hingegen zu einer schrillen, hysterischen Tonspur – einer Tonspur, deren Echo durch ganz Europa hallt und doch dort unten, wo der Film ist, nicht hohler nachklingen könnte. Wenn ein Film so klug unterscheiden kann zwischen dem Gesagten und dem Gelebten – vielleicht können wir das ja alle.”
Österreich 2017; Regie, Buch & Kamera: Nikolaus Geyrhalter; Schnitt: Emily Artmann & Gernot Grassl; (DCP; Farbe; 112min).