Alle paar Jahre, und zwar gern in jenen Momenten, in denen es kreativ brodelt, die Band dabei ist, sich selbst neu zu (er)finden, und Welter neue Songs schreibt, Ideen entwickelt und auf den Siedepunkt in einem neuen kreativen Schaffensprozess zusteuert, geht diese Institution des nonkonformen, expandierenden Pop-Verständnisses reduziert auf Tour; testet neue Songs aus, versucht sich in alternativen Versionen bekannten Materials und präsentiert dem interessierten Publikum einen Einblick in jene luzide Phase des ‚Von den Musen geküsst Werdens‘.
Egomanische Ängstlichkeit einer verletzlichen Künstler-Seele, narzisstische Selbstzweifel selbsternannter Maestros in ihren Elfenbeintürmen – Welter pfeift auf all das; wirft jeglichen akustischen Ziertand für diese seltenen Okkasionen über Bord; immer rein da, wo es wehtut, wo aus Fehlern und Missverständnissen Schönheit entsteht. Begleitet wird er dabei von Boris Hauf (u.a. Fuckhead), der 2017 bei Naked Lunch eingestiegen und fortan für Klavier und Keyboards zuständig ist. Ein echter Gewinn; ist Hauf selber doch ein bunter Hund mit Legenden-Status im Bereich experimenteller sonarer Machenschaften.
Zusammen liefern diese beiden Teufelskerle neben all den Hits zum Mitsingen auch einen exklusiven Vorgeschmack auf das in Entstehung begriffene nächste Album LOVE & FUCK;
es wird getestet, getüftelt und ausprobiert; man ist also Zeuge der Live-Premieren kommender Glanztaten, ein gutes Jahr, bevor das Album das Licht der Öffentlichkeit erblicken wird und die Band in voller Formation erneut ausreitet, um die Welt ein Stück besser zu machen.
Hemdsärmelig lassen Welter und Hauf uns also einen Blick über ihre Schultern werfen; arbeiten sich vor Publikum zum Kern, zur eigentlichen Substanz der Songs vor … und beschenken uns: mit einfach schönen Liedern. Nicht weniger und nicht mehr!