Da wird die Tür zum Jenseits aufgestossen, über den Styx geschwommen, in die Unterwelt eingetaucht. Deswegen müssen Thomas Gassner, Bernie Wolf & M. Oberrauch natürlich sterben - in Unterhosen. R: J. Gabl
Shakespeare, die Bibel und Grimms Märchen, Der Rippenhof:
All das haben die Mannen vom Feinripp-Ensemble bereits lustvoll verarztet.
Jetzt wagt sich das Trio ins Ernste -Fach.
Es wird sogar todernst.
und das wie immer: In Feinripp-Unterhosen.
R.I.P.
um genau zu sein: FEIN - R.I.P.
oder doch wieder FEIN-RIPP?
Ja und?
Guat?
Sauguat!
FeinRipp sind:
Thomas Gassner
Bernhard Wolf
Markus Oberrauch
Regie: JOhannes Gabl
Ausstattung: Andrea Kuprian
Markus, Börny und Tom wollen die Tür zum Jenseits aufzustossen,
über den Styx schwimmen - um in der Unterwelt ihre Abenteuer zu bestehen.
Zu diesem Zweck müssen sie natürlich sterben.
Nach vier erfolgreichen Produktionen haben wir uns entschieden, uns einem ernsten und uns alle betreffenden Thema zu widmen. Wie immer spielen wir zu dritt alle Figuren. Da wir versuchen uns ständig weiter zu entwickeln und neues auszuprobieren, haben wir für diesen Abend vor, uns erstmals auch ins Figurentheaterfach zu wagen, und es mit dem „Feinripp-Theater“ zu verbinden.
Ihre Seelen treten aus ihren Leibern und machen sich auf die Reise. Ihre zurückgebliebenen Hüllen werden die Puppen sein, die wir selber in Handarbeit gestalten werden. Immer wieder werden diese Figuren bespielt, wenn wir durch Rückblenden auf die Erde zurückkehren.
Die Ausstattung wird in bewährter Manier von Andrea Kuprian gestaltet. Die Regie wird zum zweiten mal Johannes Gabl übernehmen.
Bespielt wird wie immer der Turm des Innsbrucker Treibhauses, unsere Heimspielstätte.
Dieses Konzept erlaubt uns eine breite Schau ins Unbewusste der menschlichen Seele und die Begegnung nicht nur mit den Figuren selbst, sondern auch mit allen historischen Menschen, die uns interessant erscheinen. Die Herangehensweise wird natürlich eine humoristisch-kabarettistische sein.
Fein gerippt eben.
VOR DER PREMIERE - Joachim Leitner in der TT
Sich beim Scheitern an großen Vorhaben zuschauen lassen: Das Feinripp-Ensemble feiert seinen 10. Geburtstag. Sein neues Stück „Fein-R.I.P.“ kommt heute Abend im Innsbrucker Treibhaus zur Uraufführung.
Innsbruck – Geplant war alles ganz anders. 2008 setzten die Tiroler Volksschauspiele Telfs „Shakespeares sämtliche Werke“ auf den Spielplan. Doch von den drei Schauspielern, die Regisseurin Susi Weber vorschwebten, sagte nur einer zu. Neben Bernhard Wolf wurden letztlich Thomas Gassner und Markus Oberrauch engagiert. Gassner verzichtete dafür auf einen Part in der damaligen Telfer Hauptproduktion „Herr Puntila und sein Knecht Matti“. Doch noch vor der Premiere bekam das Trio ihr Fett weg. „Nach der Hauptprobe wurde geraunzt. Grundtenor: So kann man das nicht machen“, erinnert sich Thomas Gassner. Aber der Erfolg strafte voreilige Kritiker Lügen. Der irrwitzige Ritt durch Shakespeares Welttheater mauserte sich zum Hit. Die Wiederaufnahme im Jahr darauf galt ausgemacht – und wurde kurzfristig gecancelt. Obwohl es mit der langjährigen Leiterin der Volksschauspiele eine wortmächtige Fürsprecherin gab. „Ruth hat uns gedrängt, weiterzumachen“, sagt Bernhard Wolf, „also sind wir ins Nachbardorf gegangen.“ „Gerettet hat uns letztlich Treibhaus-Chef Norbert Pleifer, der uns nach den Auftritten in Oberhofen in Innsbruck eine leistbare Spielstätte bot“, ergänzt Gassner. Im Treibhaus wurde aus den drei Schauspielern in Unterwäsche endgültig das Feinripp-Ensemble. Wobei es Name und Kostüm Andrea Kuprian verdankt. „Gefragt war ein Basiskostüm, dem man schnell etwas überziehen kann. Also hab’ ich eine Handvoll Unterhosen von zuhause mitgenommen“, erinnern sich die Aussteller. „Andrea ist das vierte Feinripp-Mitglied, unsere Fehlervermeidungssoftware. Sie hört sich unsere Ideen an und sagt uns, wenn wir Blödsinn machen“, erklärt Markus Oberrauch.
Mit ihrer zweiten Produktion setzten die Feinrippler den Erfolgszug fort – und schärften die dazugehörige Erfolgsformel. „Es gibt zwar ein Stück, das ‚Die Bibel, leicht gekürzt‘ heißt, aber damit konnten wir nichts anfangen, also haben wir uns mit Kinderbibeln eingedeckt, daraus ein Stück gemacht – und uns selbst ins Stück hineingeschrieben“, so Oberrauch. „Wir sind Schauspieler, die Schauspieler spielen, die sich permanent Großes vornehmen und sich beim Scheitern zuschauen lassen“, ergänzt Gassner. „Das Publikum mag es, uns beim Scheitern zuzuschauen“, ist Wolf überzeugt. Und die Zahlen geben ihm Recht: Nicht nur in Tirol, wo bislang mehr als 65.000 Besucher bei Feinripp-Aufführungen gezählt wurden, sondern auch in Wien. Dort allerdings nach schaumgebremstem Start: „Dem ruhmreichen Kabarett Simpl waren wir zu intellektuell“, sagt Bernhard Wolf. Inzwischen sei man aber auch in der Hauptstadt heimisch geworden: Die jüngsten Auftritte im Kleinkunsttheater Aera sind durchwegs ausverkauft gewesen.
Mit vollem Haus rechnet das Feinripp-Ensemble heute auch im Innsbrucker Treibhaus, wo um 20 Uhr die Uraufführung ihrer neuen Produktion „Fein-R.I.P.“ über die Bühne geht. In der Regie von Johannes Gabl – übrigens einer der beiden Schauspieler, die 2008 anderweitig beschäftigt waren – wollen sich Thomas Gassner, Markus Oberrauch und Bernhard Wolf zum 10. Geburtstag ihres Ensembles einem ganz großen Thema widmen. „Es geht, der Titel deutet es an, um den Tod“, sagt Gassner. Und der will ernst genommen werden: „Das Stück folgt einem streng postdramatischen Ansatz, ist eher Performance als klassisches Sprechtheater“, erklärt er. „Jedenfalls in der Theorie“, wirft Bernhard Wolf ein, „denn beim Herumeiern mit dem Tod geht es drunter und drüber.“ Es dürfte also einmal mehr ziemlich lustig werden, wenn sich die drei Schauspieler in feingerippte Liebestöter schmeißen.
Über den Inhalt von „Fein-R.I.P.“ hält sich das Trio noch bedeckt. Gassner: „Sagen wir so, wir beginnen mit einer bestialischen Abschlachtung – und steigern uns langsam.“
NACH DER PREMIERE - JOACHIM LEITNER in der TT
Die Kraft brillant gespielten Blödsinns: Mit „Fein-R.I.P.“ verschlägt es das Feinripp-Ensemble zum runden Geburtstag in die Unterwelt.
Mit „Fein-R.I.P.“ geht das Feinripp-Ensemble in sein 10. Jahr. Offiziell gefeiert wird am 22. Dezember mit einem „Worst-of“ im Treibhaus.
Parodie funktioniert nur, wenn das, was aus- und bisweilen bloßgestellt werden soll, ernst genommen wird. Das, daran besteht kein Zweifel, ist dem Feinripp-Ensemble bewusst. „Fein-R.I.P.“, das neue Stück der „Unterhosen-Gang“ wurde am Donnerstagabend im Innsbrucker Treibhaus uraufgeführt. Und es beginnt ernst. Als auf die Bühne gewuchtete Textflächen: Postdramatik wie aus dem Lehrbuch. Erdenschwere Gesten und Sätze. Es geht um alles. Um irgendwas Abgründiges. Wahlweise um Biblisches oder David Bowie, um einen Lazarus jedenfalls. Und um verschrumpelte Testikel. Und um die Apokalypse: „Wenn die Bienen sterben, sterben die Menschen.“ Davor aber stirbt ein Biber – wohl recht blutig, aber diskret hinter dem Vorhang. Dann gehen Markus (Markus Oberrauch) und Tom (Thomas Gassner) drauf. Auch die Urlaubsvertretung des Schwarzen Mannes versteht keinen Spaß. Zwei von drei Feinrippträgern gehen also auf Hellness-Kur in die Unterwelt.
Der dritte, Börnie (Bernhard Wolf), bleibt im Diesseits: allein, verzweifelt, hochprofessionell. Schließlich muss die Show weitergehen. Notfalls mit feingerippten Sockenpuppen. Oder mit halbgaren Theaterpädagogen und halbseidenen TV-Darstellern. Kurzum: Die postmoderne Bedeutungshuberei („Hülle ohne Fülle“) weicht irrwitzigem Durcheinander: Das Hellnesshotel Hadesblick erstickt in Bürokratie, die Belegschaft poltert, der Boandlkramer sitzt in der Sauna.
Dass dem vorzeitigen Ableben von Markus und Tom ein Fehler vorausging, der rückgängig gemacht werden soll, wird zum roten Faden. Regisseur Johannes Gabl knüpft – in höllischem Tempo – grelle Gags daran und choreografiert schwindelerregende Szenenwechsel. Als äußerst mobiles Mobiliar (Ausstattung: Andrea Kuprian) reichen ein roter Vorhang und ein Kastenkoffer. Trotzdem gibt es dauernd Neues zu entdecken. Auch weil der Blödsinn brillant gespielt ist. Markus Oberrauchs Darstellung eines von allgegenwärtiger Geschmacklosigkeit in die Bipolarität getriebenen Küchenchefs etwa ist nicht weniger als eine große Charakterstudie. Auch, dass nicht jede Pointe glänzt, hat Methode. Gerade betont schlechte Witze wollen großspurig serviert werden. Darin liegt, wenn man so will, der Witz zweiter Ordnung.
Dass etwa ein faschistischer Massenmörder, für den sich selbst in der Hölle kein Marterplätzchen fand, „Ein bisschen Gas muss sein“ anstimmt, wäre für sich genommen unverzeihlich plump. Der Kontext, in dem er das tut aber, ist unheimlich und unheimlich gescheit: Vorgeführt wird die betäubende Kraft einer festzelttauglichen Spaßkultur, die Verharmlosung feiert und Vergessen forciert. Wie gesagt: „Fein-R.I.P.“ sollte man ziemlich ernst nehmen.