treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DER TREIBHAUS*KONZERT*PASS WiNTER 2024/25 - der frühe vogel fängt den wurm:

solang der vorrat reicht gibts ab jetzt den wunderbaren TREiBHAUS-KONZERT-PASS - winter 24/25. der kost nach wie vor 44:30 & gil für fast alle konzerte im treibhaus - vom 15.12.'24 bis 10.5.'25 - hier im netz & im treibaus auch

ITAMAR BOROCHOV QUARTET // JAFFA - ISRAEL // NEW YORK

Als Spross einer musikalischen Familie und aufgewachsen in der jüdisch, christlich sowie muslimisch geprägten Stadt Jaffa hat der israelische Trompeter Itamar Borochov nie einen Hehl um die Vielfältigkeit seiner Einflüsse gemacht. Edith Piaf, Weather Report, Nusrat Fateh Ali Khan und Prince haben den Grundstein für seine musikalische Offenheit gelegt. Doch erst mit dem Besuch der Sephardischen Synagoge in seinem Viertel wurde die Mischung komplett: Dort lernte er die auf arabischen Skalen basierende und durch Jahrhunderte alte jüdische Traditionen geformte Sakralmusik kennen. Als er sich später schließlich mit dem Erbe des New Yorker Jazz auseinandersetzte, wurde ihm klar: „Wenn Coltrane von seinem Vater, der Prediger war, inspiriert wurde, dann musste ich das auch so machen. Lee Morgan hat den Gospel mitgebracht und ich bringe die Musik der Sephardischen Synagogen mit.“

Die Kompassnadel dreht vom Nahen Osten nach Nordamerika. Sie dreht nach Osteuropa und weist auch in Richtung Orient. Auf der Bühne im Becher-Saal steht der aus Israel stammende Trompeter Itamar Borochov mit seinem Quartett. Die Musiker schlagen Brücken zwischen den Welten. Sie verweben modernen Mainstream-Jazz mit Musikelementen nahöstlichen Ursprungs. Das tun sie auf ganz dezente Weise. 
Es hat bis in die Gegenwart gedauert, bis Israel den Jazz für sich entdeckte. Erst seit den 90er Jahren gelangen israelische Jazz-Musiker auch international zu Ruhm. Bekannter sind der Trompeter und der Bassist mit dem gleichen Namen Avishai Cohen und die Klarinettistin Anat Cohen. Zu dem gefeierten Kreis gehören auch die Pianisten Shai Maestro und Omer Klein sowie der Schlagzeuger Ziv Ravitz.  Dass sich der Jazz in Israel erst spät entfaltete, liegt vielleicht an der kaum überschaubaren Vielfalt der musikalischen Einflüsse, die dort aufeinandertreffen. Jüdische Einwanderer aus Osteuropa brachten ihre Folklore und den Klezmer mit, hinzu kommen nordafrikanische und orientalische Traditionen sowie Rock und Pop. Mit diesen Klängen ist auch Itamar Borochov aufgewachsen. Aus diesem Schmelztiegel holte er sich Impulse. Das tut er auch heute noch, obwohl er inzwischen in New York lebt.

Borochov streichelt die Ohren. In den sentimentalen Abschnitten spielt er einen weichen, warmen Ton. Auch wenn es leidenschaftlich oder gar temperamentvoll zugeht, braucht er keine schrägen Schärfen. Der Trompeter kann seine Zuhörer rühren. Er versteht sich auf ein einfühlsames, einnehmendes Spiel. Seine Melodien und Rhythmen haben häufig eine arabisch-orientalische Färbung. Die durchweg längeren Stücke sind durch die Klarheit des Modern Jazz und arabisch-afrikanische Musiktraditionen geprägt.
Fazit: Seit Jahrzehnten versuchen sich kreative Köpfe im Gegenwarts-Jazz am Projekt einer universellen Weltmusik. Lange Zeit sah es aus so aus, als bleibe Weltmusik eine kaum erreichbare Zielvorstellung. Itamar Borochov zeigt, dass es anders ist. Mit seinem Quartett macht einen eleganten, beseelten Ethno-Jazz. Der Anspruch wechselt zwischen Kopf und Bauch. Die Musiker zeigen feinsinnig, wie sich Jazz mit anderen Kulturen – zumindest auf regionaler Ebene - verschmelzen lässt. Am Ende entstehen neue, eigenständige Klänge. Das Quartett ist ein weiteres Beispiel für die Offenheit des modernen Jazz, Verbindungen mit viel älteren Traditionen einzugehen. All das kommt beim Publikum gut an. Das klatschte am Ende stehend Beifall. Und das kommt eher selten vor.  

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