Der Norweger Daniel Herskedal (Tuba) erweitert ohne Einschränkungen und Konventionen die Grenzen seines Instruments technisch und klanglich - um faszinierende und hypnotisierend schöne Musik zu erschaffen.
Der norwegische Komponist und Tubist Daniel Herskedalhat sich ohne Einschränkungen und Konventionen einen Namen als Musiker gemacht, die Grenzen seines Instruments technisch und klanglich erweitert und damit faszinierende und hypnotisierend schöne Musik erschaffen.
Kompositionsaufträge von beispielsweise dem BBC Concert Orchestra, uraufgeführt beim London Jazz Festival in der Royal Festival Hall, dem Trondheim Jazz Orchestraoder der Royal Norwegian Navy Bandsind ein Teil seines musikalischen Schaffens. Darüber hinaus kennt man ihn von seinem Duo mit Marius Neset, dem Trondheim Jazz Orchestra und Django Bates.
Daniel Herskedal - tuba and bass trumpet
Bergmund Waal Skaslien - viola
Eyolf Dale - piano
Helge Andreas Norbakken - percussion
Man könnte denken, dass die Tuba nicht das angesagteste Leadinstrument weder in der Klassik noch im Jazz ist. Aber „angesagt“ hin oder her: Wer so viel Musik erschafft, muss zwangsweise auch sein eigenes Projekt auf die Beine stellen und das geschah 2015 mit dem Album Slow Eastbound Train, mit dem Herskedal durch ganz Europa tourte. Die ZEIT bestätigte ihm denn auch: “..[Herskedal] spielt seit seiner Jugend Tuba. Und wie! Mit Herz statt nur mit Witz.. Schmatzend, atmend erhebt sich die verführerische Melodie aus der Tuba.. [und] die Basstrompete säuselt und singt, saugt den Hörer ein, die Reise kann beginnen.” Auch der Nachfolger The Rocveranlasste die Kritiker, den breiten Mix an Einflüssen aus Folk-, Jazz-, Klassik- und arabischen Quellen in den Himmel zu heben, während der nationale Sender France Musique die Gruppe als„eines der einzigartigsten und innovativsten kleinen Ensembles"bezeichnete.
Sein drittes Album Voyage entpuppt sich als sein bisher prägendstes Album, das atemberaubende Schönheit mit einem erfrischend originellen Sound verbindet. Die Musik ist äußerst melodisch, von rhythmischem Flair und lebendigen Farben durchzogen. Wer Herskedal hört, zweifelt des Hipnessfaktor seines Instruments jedenfalls nicht mehr an.
U-, E- und Ö-Musik
Der norwegische Tubist Daniel Herskedal spielt Kammermusik mit orientalischem Einschlag.
Skandinavien steckt seit Jahrzehnten viel Geld in die musikalische Bildung, was inzwischen nicht mehr zu überhören ist. Es kommen immer neue Virtuosen aus dem Norden. Wollte man daran etwas aussetzen, böte sich allenfalls der Umgang großer deutscher Jazzlabels damit an. Skandinavien steht ihnen unisono für Weite und Innerlichkeit, ein Klischee, das so flach und schwer ist wie ein Ikea-Paket.
Wie schön, wenn dann jemand die Dutzendware hinter sich lässt, indem er den Norden in den Orient hinein verlängert, eine Region der Welt, die wir nicht ihres Gemeinsinns wegen bewundern, sondern ob ihrer Entstaatlichung fürchten. Slow Eastbound Train heißt die Suite des Norwegers Daniel Herskedal, was sich übersetzen ließe als "Langsamer Zug in Richtung Osten". Definitiv ist das kein Vogelzug, obschon der 33-Jährige ein schräger Vogel sein muss, denn er spielt seit seiner Jugend Tuba.
Und wie! Mit Herz statt nur mit Witz, zugleich leicht, was das Schwerste sein könnte bei diesem Instrument, das aus der Mode gekommen ist, seit der Jazz von New Orleans nach Chicago zog und die Bässe gezupft statt gepompft werden.
Herskedal spielt mit Eyolf Dale am Piano und dem Perkussionisten Helge Andreas Norbakken. Es ist wichtig, ihre Namen zu nennen, denn er hat sich die beiden Musiker für dieses Album ausgesucht, nicht unbedingt ihre Instrumente; die haben sie mitgebracht.
Das schrullig Entlegene verflüchtigt sich bereits in den ersten Takten. Das Eröffnungsstück, The Mistral Noir, bemüht in seinem Titel zwar auch eine Naturmetapher, bläst allen Widerstand aber gleich weg. Schmatzend, atmend erhebt sich die verführerische Melodie aus der Tuba, wird elektronisch wiederholt, und Herskedal greift zur Basstrompete, seinem zweiten Instrument, das er sich eigentlich nur mal zugelegt hatte, um auf Reisen im Hotelzimmer besser üben zu können. Die Basstrompete säuselt und singt, saugt den Hörer ein, die Reise kann beginnen.
Alsbald kommen die Streicher hinzu, pizzicato. Der Komponist Herskedal hat einen Sinn für Rhythmen, und sein Pianist legt pfeffrige Soli hinein. In den Klavierlinien klingt Jazz an, was sich vom Rest der Suite kaum sagen lässt. Die 18 Musiker verschmelzen U, E und Ö, wobei Ö das Östliche bezeichnet. Herskedal war in Serbien, Syrien, Palästina unterwegs. Er ruft uns die Schönheit dieser schwierigen Weltecken in Erinnerung. Gerade vergangenes Wochenende ist er für eine Woche nach Istanbul geflogen, um sich von einem Meister der Oud, der Kurzhalslaute, für das Spielen seiner Tuba inspirieren zu lassen.
Inspiriert haben ihn auch Modest Mussorgskis Bilder einer Ausstellung in der Orchesterfassung von Maurice Ravel. Das vorletzte Stück seiner Suite stammt daraus, Bydlo, der Ochsenkarren.
Wie ergreifend schleppt er sich dahin. Ostwärts, ho!