treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

ERIKA PLUHAR LIEST & SINGT PLUHAR // ES WAR EINMAL - GESCHICHTEN & LIEDER

Erika Pluhar liest Lyrik und kleine Prosa aus ihrer Feder, es sind heitere bis besinnliche Texte, in denen sich auch Übermut und Humor ausspricht. 
Den musikalischen Teil des Programms, die Pluhar-Lieder, begleitet Roland Guggenbichler am Piano.
Gesungen wird vom ‚Boogie-Woogie‘ bis zu den ‚unerfüllbaren Wünschen‘, Vom ‚Geh komm‘ bis zum ‚L’Amour-Hatscher‘…
Und zu guter Letzt darf vielleicht auch das ‚Es war einmal‘ nicht fehlen…
Pluhar und Guggenbichler haben eine langjährige musikalische Gemeinsamkeit aufzuweisen, musizieren gern und freudig im Duo, ihre Poesie und Lebensbetrachtung wird von seinem pianistischem Können beantwortet.
Ein Abend, der sowohl Rückschau und Erinnerung, als auch Freude am Aufbruch in Neues schenken möchte.  

Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin

Erika Pluhar wird 80

Was für ein Leben: Erika Pluhar stand mehr als 60 Jahre auf der Bühne, 40 davon war sie Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, wo man sie in großen Rollen sehen konnte, etwa als Maria Stuart. Auch für den Film wurde sie schon in den 60er-Jahren entdeckt. Die Klatschpresse berichtete über ihre Beziehungen zu Udo Proksch, André Heller und Peter Vogel ebenso wie über ihre politischen Interventionen. Sie stellte sich gegen den österreichischen Politiker Jörg Haider, engagierte sich immer wieder gegen Rechtsextremismus. Ihre Tochter Anna starb 1999 an einem Asthmaanfall – eine Lebenskatastrophe, die in ihrer Arbeit immer wieder auftaucht. Ab den 70er-Jahren trat Erika Pluhar verstärkt als Sängerin ins Rampenlicht, sang bald ihre eigenen Chansons und brachte unzählige Alben heraus. Und seit den 80er-Jahren veröffentlicht sie autobiografische Texte und Romane. Mittlerweile hat sie zwei Dutzend Bücher geschrieben. Jetzt feiert Erika Pluhar ihren 80. Geburtstag.

Geschrieben hat Erika Pluhar eigentlich schon immer: in der Schule, während ihrer ersten Jahre am Theater. Die Worte waren es auch, die sie zur Schauspielerin gemacht haben, die Liebe zu den Worten, zur Musikalität der Sprache. 
Geboren wurde die Grande Dame der österreichischen Bühne am 28. Februar 1939 in Wien, in einem Arbeiterbezirk. Nach der Matura wurde sie am Reinhardt-Seminar aufgenommen, und gleich im Anschluss bekam sie ein Engagement am Wiener Burgtheater – 40 Jahre lang gehörte sie zum Ensemble: "Es war für mich wirklich so berührend, denn ich war nach dem Krieg mit meiner Oma immer in dem Park beim Rathaus, gegenüber vom Burgtheater", erinnert sich Pluhar. "Sie hat dort gewohnt, und das Burgtheater war kaputt und mit Brettern vernagelt und zerstört. Und meine Oma hat mir erzählt, was sie dort gesehen hat in diesem Theater und wie schön das war. Und da hab ich mir als Kind gedacht, dort werd ich einmal spielen. Und als ich dann ans Burgtheater engagiert wurde, ist mir das eingefallen. Und da hab ich mir eine zeitlang gedacht, man muss seine Wünsche nur ausschicken, dann erfüllen sie sich schon. Das hab ich später wieder revidiert, so hat’' dann weiterhin nicht ausgesehen."

Die Laufbahn von Erika Pluhar jedenfalls ist beeindruckend. Sie spielte immer größere Rollen, wurde für den Film entdeckt. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde sie durch ihre Fernsehauftritte, etwa im Zweiteiler "Bel Ami" unter der Regie von Helmut Käutner. Sie begann zu singen, schließlich schrieb sie selber Chansons. Und dann kamen die ersten Buchveröffentlichungen. "Ich hab immer schon vor mich hingeschrieben. Aber mein erster kleiner Roman, den ich ganz diskret "eine Geschichte" genannt habe, der hieß "Es gehört eins zum andern" und war dann auch ein Taschenbuch und ist beim Überreuter Verlag hier in Wien erschienen und ist von der Sigrid Löffler, falls euch die noch ein Begriff ist, in der Zeitschrift Profil doppelseitig aber so verrissen, dass eigentlich jeder Mensch aufhören würde zu schreiben. Ich nicht. Das Buch hat sich so verkauft wie später fast kein weiteres Buch von mir. Und ich hab’s bis jetzt eigentlich sehr gern, diese erste Geschichte. Und ich hab mich also nicht entmutigen lassen und hab weitergeschrieben."

Entmutigen lassen hat sich Erika Pluhar nie. Auch nicht von ihren persönlichen Schicksalsschlägen. Ihre Beziehungen zu Männern – etwa zu André Heller – waren immer auch kompliziert und öffentlich. Ihre große Liebe, der Schauspieler Peter Vogel, beging 1978 Selbstmord; ihr einziges Kind Anna starb 1999 im Alter von 37 Jahren. Erika Pluhars aktueller Roman "Anna" handelt von einer Tochter-Mutter-Beziehung, die durchaus autobiographische Züge trägt. "Trotzdem" – ein Lieblings- und Leitwort im Leben Pluhars – hat sie immer weitergemacht. Und noch immer ist sie voller Energie.
Wie ist es, 80 zu werden?
Irgendwann fühlt man sich alterslos, ich geh jetzt nicht dahin und denk mir, ich bin 80, sondern bin einfach irgendwie gesund und am Leben. Aber das Empfinden für Endlichkeit, das mich irgendwie ja schon immer begleitet hat, ist natürlich sehr dicht geworden. Man kann immer sterben. Und meine Tochter ist jung gestorben. [...] Wenn man wie ich jetzt 80 ist, dann ist es sehr gut, [...] einfach die Gegenwart ganz intensiv wahrzunehmen.

Erika Pluhar
Bis heute politisch engagiert
Dazu gehört auch, die Stimme zu erheben. Das tut sie noch immer. Geboren in der Zeit des Faschismus, hat Erika Pluhar ein sensibles Bewusstsein für die Verwerfungen und Konflikte der Gegenwart. Immer wieder hat sie sich politisch eingemischt. Und sie scheint auch mit achtzig Jahren angesichts neuer rechtsradikaler Gefahren ihre kämpferische Haltung nicht aufzugeben: "Gott sei Dank können wir in diesen Zeiten ja noch Widerstand äußern, das tu ja nicht nur ich, das tun viele Menschen. Und darauf muss man aufpassen, dass es bei dieser Möglichkeit bleibt, dass man weiß, wenn man seinen Widerstand äußert, ist man nicht gleich im Gefängnis und gefoltert oder tot. Das wissen wir, und das müssen wir bewahren. Und darauf müssen wir aufpassen, und das werde ich bis ans Ende meiner Tage, so lange ich gut bei Troste bleibe, auch tun."

(aus MDR kultur)

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