Österreichs Akkordeonvisionär Otto Lechner trifft auf die finnischen Mundharmonika-Artisten Sväng - überbordende Spielfreude und Lust am musikalischen Experiment wird zum umwerfenden Programm.
Wenn Österreichs Akkordeonvisionär Otto Lechner auf die finnischen Mundharmonika-Artisten von Sväng trifft, ist überbordende Spielfreude und Lust am musikalischen Experiment Programm. Die fünf Herrn beherrschen ihre artverwandten Instrumente atemberaubend, verfügen allesamt über schrägen Humor und fordern ihr Publikum gerne auf, die Ohren für noch nicht Gehörtes zu öffnen! Insofern waren gemeinsame Konzerte nur eine Frage der Zeit. Geeignetes Repertoire war in den eigenen Kompositionen schnell gefunden und neben ausgiebigen gemeinsamen Saunabesuchen blieb sogar genügend Zeit für Probenarbeit. Als es im August 2017 beim Alpentöne Festival in der Schweiz zum ersten gemeinsamen Konzert kam war die Begeisterung des Publikums groß. Auch Lechner & Sväng hatten Spaß am gemeinsamen Experiment und kamen überein sich weiterhin auf Konzertbühnen für besondere Momente zu treffen – für verrückte, aber auch berührende, in jedem Falle intensive musikalische Momente.
Musik ist ein schlechter Trost, aber manchmal der beste, den wir haben", sagt der Akkordeonist Otto Lechner.
1964 in Melk geboren, lebt Lechner seit mehr als 20 Jahren in Wien. Seine Arbeit bewegt sich zwischen Tanz, Theater, Literatur und Jazz.
Ich erblickte am 25. Februar 1964 das Licht der Welt nicht
und habe seither bei Schul- und Dorffesten
in Gast- und Kunsthäusern
im Rahmen von Tauf- und Sterbefeiern
für Schau- und Hörspiele
vor Wein- und Bildhauern
in über- und Attersee
in An- und Straßenbahnzügen
als Ton- und Kleinkünstler
als Kompo- und Pianist
bei Puppen- und Tanztheater
nach Litera- oder Partitur
in Kir- und bei Brötchen
als Urlaubs- oder Ehrengast
musiziert.”
Aus diesem Gewirr von Eindrücken entsteht eine Tonsprache, die von Sentimentalität und deren Anfechtbarkeit handelt.
Er zählt ganz ohne Zweifel zu den bedeutendsten und profiliertesten österreichischen Musikerpersönlichkeiten der Gegenwart, der Akkordeonspieler und Komponist Otto Lechner. Der 1964 in Melk an der Donau geborene Musiker fühlt sich in den unterschiedlichen musikalischen Welten zu Hause, sei es nun im Wienerlied, in der Weltmusik oder im Jazz. Egal in welcher Formation auch agierend, mit seinem unverwechselbaren, ungemein gefühlvollen und stilistisch extrem vielschichtigen Spiel drückt der heute in Wien lebende und international renommierte Künstler einer jeden Komposition seinen unverkennbaren Stempel auf.
Otto Lechner wird nachgesagt, dass er zu jenen Musikern zählt, die das Akkordeon hierzulande wieder populär gemacht haben. In einer Zeit, in der die Klänge dieses Instrumentes eher im volkmusikalischen Kontext zur Anwendung gekommen sind, war es unter anderem der gebürtige Melker, der das Akkordeon in andere Musikstile, wie etwa dem Jazz, einführte. Wiewohl, dass er überhaupt Musiker geworden ist, fast an ein Wunder grenzt. Sein Augenlicht verlor Otto Lechner, der das Stiftgymnasium in Melk absolvierte, bereits im Alter von 15 Jahren, was ihn aber nicht daran hinderte, sich weiter musikalisch zu betätigen. Aufgrund seiner autodidaktischen Fähigkeiten erlernte er innerhalb kürzester Zeit verschiedenste Instrumente zu spielen.
Übrigens: seine musikalische Karriere startete Otto Lechner als musikalischer Begleiter des Kabarettisten Josef Hader. In PRIVAT seutze Hader seinem Freund ein kleines Denkmal - indem er auf der Bühne (angeblich) die Zigarette stets auf der Zunge des Blindenhundes seines Freundes und Bühnenpartners ausgemacht hat...
SVÄNG fand sich 2003 am Folkdepartment der Sibelius-Akademie. Was als 30-minütige praktische Abschlussarbeit gedacht war, bereitete den Bandmitgliedern Spaß und bald schon war der Entschluss gefasst, dem verkannten Instrument der Mundharmonika zu mehr Ansehen zu verhelfen! Bereits die erste CD, einfach SVÄNG betitelt, erlangte internationale Beachtung, im Jahr 2007 spielte die Band einen offiziellen showcase auf der womex in Sevilla. In den darauffolgenden Jahren haben die vier charmanten Finnen neue Standards für das Ensemblespiel auf der Mundharmonika gesetzt – und das sowohl im Hinblick auf Repertoire als auch Spieltechnik. Mit einem ebenso anspruchsvollen, wie unterhaltsamen Programm aus Eigenkompositionen überzeugen die Mundharmonika-Visionäre mittlerweile Publikum und Fachwelt rund um den Globus von den unbegrenzten Möglichkeiten dieses kleinen Instruments und sind ein gern gesehener Gast auf Festivals, in Konzerthäusern und Kleinkunstbühnen, im November 2016 tourte Sväng erstmals durch 14 Konzert- und Opernhäuser in China.
Im Juli 2018 erschien ihre neue, bereits achte CD: "Sväng plays Tango", die sich ausschließlich dem finnischen Tango widmet. Die Bandmitglieder haben eine subjektive Auswahl der in Finnland sehr populären Tangos des 20.Jahrhunderts getroffen, diese ihrer Texte entkleidet und liebevoll neu arrangiert. Nur mit ihren Mundharmonikas vermitteln Sväng die Atmosphäre eines samstäglichen "Lavantassi" (Tanz auf dem Bretterboden) in einem finnischen Tanzsaal. Ergänzt wird das Album durch Tango-Neukompositionen der Bandmitglieder im traditionellen Stil.
Vom britischen Songlines-Magazin mit dem Attribut des „Mundharmonika-Pendants zum Kronos-Quartet“ geadelt, spielen SVÄNG zeitgenössische Mundharmonikamusik, die derzeit wohl kein zweites Mal in dieser Kompaktheit und Virtuosität zu finden ist. Drei der Bandmitglieder entstammen der renommierten Sibelius Akademie und verkörpern dennoch das hundertprozentige Gegenteil von Akademismus. Und mit Pasi Leino haben SVÄNG einen Vertreter der berühmten finnischen Mundharmonika-Orchester-Tradition in ihren Reihen. Jouko Kyhälä beschreibt die Musik des fulminanten Quartetts folgendermaßen: „Unser Background liegt in der Geschichte. Finnland liegt zwischen Ost und West. Sowohl die melancholischen Russen als auch die fröhlichen Schweden beherrschten phasenweise das Land. Also gibt es beide Seiten in der finnischen Mentalität und auch Musik. In uns ist eine tiefe Liebe zum Moll, zur Schwermut. Aber in uns ist auch viel Lebensfreude.“SVÄNG tourten neben zahlreichen Konzerten in Finnland intensiv durch Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Japan, Österreich, Italien und viele weitere Länder. In Jools Holland´s legendärer Silvestershow auf BBC 2 begeisterten Sväng am 31.12.2008 ein Millionenpublikum vor den Bildschirmen.