Mozart / Groove, kein Crossover // Vermutlich hätte der stets zu Späßen aufgelegte Komponist seine helle Freude mit Christian Wegscheider - p / Raphael Preuschl - b / Herbert Pirker - dr / Christian Reiner - Sprecher
Da gehen Themen, Motive, Floskeln, die im Ohr klingeln, auf in groovigen Nummern eines Kosmos, wo Musik nur noch Musik ist. Wegscheiders Kompositionen sind nicht zu vergleichen mit den Crossover-Praktiken, wo nur aufgesprungen wird auf Geniales, Populäres, weil er als Jazzpianist selbst viel zu sagen hat und die Klassik-Motive als Thema – also als „Aufgabe“ –, als Quelle, Inspiration und manchmal auch als Gag aufgreift. Die Begründung bleibt nicht aus, der Mikrokosmos Mozart (das meiste ist Mozart) mündet, stets im inneren Kern erfasst und weitergeführt, in feinen Sessions des großartigen Trios. Ob rhythmisch heiß, soulig introvertiert, mit Witz wie die unterschwelligen Staccati der Königin der Nacht oder improvisierend.
Als Grundlage der Kompositionen dieses Albums dienten Motive aus Gassenhauern“ der Klassik. W.A.Mozart ist der größte Themenspender und gab daher dem Programm auch den Namen. Die „geliehenen“ klassischen Motive waren für mich Inspiration und Ausgangsmaterial um eine neue Musik zu schaffen. Manchmal ist das Vorbild leicht zu erkennen, dann wieder gänzlich eigenständig, manchmal verschwindet es vollkommen im neuen Kontext. Doch dieses Album lebt nicht nur von Musik. Ein wesentlicher Bestandteil und besonderes Hörerlebnis dieser Kompositionen sind spannende und unterhaltsame Ausschnitte aus Briefen Mozarts und Beethovens, die mit großer Freiheit verwendet werden und einen integrativen Bestandteil der Musik darstellen. Von Christian Reiner, dem Großmeister sprachlicher Gestaltung und Ausdrucks werden die Textpassagen durch den Fleischwolf gedreht und virtuos ans Ohr gebracht.
Das Ganze mit einer Menge Improvisation vermengt, ergibt eine spannende und zeitgemäße Einheit.
Im Hinterkopf hatte ich immer ein kleines Augenzwinkern-nicht alles ist todernst- so ist auch der Titel des Albums zu verstehen.
Geboren 1965. Wohnhaft in Wiesing, Tirol. Christian Wegscheider beginnt seine Laufbahn als Autodidakt an der väterlichen Heimorgel mit Fußbass und Rhythmusgerät. Ob dies die Grundlage für seinen späteren musikalischen Werdegang war, zieht Christian erst seit Kurzem in Betracht. Es folgen Klavierunterricht an der Musikschule Innsbruck sowie erste Berührung mit dem Jazz anhand einer zum 14. Geburtstag geschenkten Jazzschallplatte. Ein Jazzpianist in München hilft über die ersten Hürden. 1987-1993 studiert er an der Musikhochschule Graz. Konzertdiplom Jazzklavier und IGP „klassisches“ Klavier. Förderungspreis der Republik Österreich für Jazz 1993. Lebt 1993-94 in New York, um zu erkunden, wo die Jazzlatte liegt. Unterricht bei Garry Dial und vor allem in den vielen Musikclubs. Arbeitet seit 1993 als freier Musiker, Jazzpädagoge und Nebenerwerbsschnapsbrenner. (Spezialität: Tiroler Zwetschkenbrannt) „Ich halte ausgehend von meiner Kernkompetenz als Jazzpianist meine Ohren in alle Richtungen offen und versuche aus allen Stilrichtungen Elemente mir eigen zu machen.“ Christian Wegscheider ist ein Grenzgänger zwischen den musikalischen Welten. Er arbeitet als Jazzmusiker mit zahlreichen namhaften Kollegen und veröffentlicht als Leiter und „Sideman“ dutzende Alben. Konzerte auf zahlreichen großen Bühnen und in kleinen Schuppen. Tourneen u. a. durch Spanien, USA, Türkei, China ... Intensive Auseinandersetzung auch mit Komposition. Auch hier lässt sich sein Stil nicht schubladisieren. (Vielleicht braucht die Welt größere Schubladen.) Werke für Big Band (vor allem für das „Jazz Orchester Tirol), Jazzensembles. Werke für Orchester, Kammermusik (Streichquartette, Bläserwerke …). Bühnenmusik, Liedvertonungen für Theater u. a. „Der Talismann“, Tannöd, Dekamerone etc. Klaviermusik Schlussendlich sieht Christian Wegscheider sich auch in der Pflicht, jungen Musikern etwas von seiner Erfahrung weiterzugeben und unterrichtet Jazzklavier an der Musikschule Innsbruck. Er ist Obmann des Vereins „Ton Art Tirol“, welcher sich der Förderung des Jazz und der improvisierten Musik widmet.