Karl Ratzer & Extracello: eine wunderbare Kooperation von Sir Karl Ratzer auf seiner hoffentlich noch lange andauernden musikalischen Saitenreise. The best is yet to come!
Karl Ratzer: guitar, vocals
Edda Breit: cello
Melissa Coleman: cello
Margarethe Herbert - Deppe: cello
Gudula Urban: cello
Peter Herbert: bass
Über Karl Ratzer muss man nicht viele Worte verlieren - seit Jahrzehnten zählt der Wiener Gitarrist zur absoluten Weltspitze. In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts begann er mit Formationen wie The Slaves, Charles Ryders Corporation, C-Department oder Gipsy Love die österreichische Rock-Historie zu prägen, bevor er in die USA und zum Jazz wechselte. Heute ist er der Grandsigneur der hiesigen Szene.
Auch der Komponist und Kontrabassist Peter Herbert zählt zu den gefragtesten und kompetentesten Musikern Österreichs. Er steht weltweit bei ca. 100 Konzerten pro Jahr als Solokünstler und Bandmusiker auf der Bühne (http://www.azizamusic.com/). Die „extravagantesten Außenseiter im Streichquartettspiel“, die vier Cellistinnen der Formation eXtracello – Edda Breit, Melissa Coleman, Margarethe Herbert und Gudula Urban – kreuzen in ungebrochener Neugier und Vitalität die Musikepochen, von der Renaissance über Jazz/Pop/Rock bis zur klassischen Moderne. Eigenkompositionen und Improvisationen sind nicht nur Bestandteil des Programms, sondern gleichzeitig Hommage an die Unterschiedlichkeit der Musikerinnen. Anfang 2019 veröffentlichte das "etwas andere Streichquartett" seine zweite CD "Catch The Cat" (http://www.extracello.at/) .
Nun will es der charismatische Gitarrist & beseelte Sänger Karl Ratzer noch einmal wissen. Nach den Arbeiten mit seinem internationalen Septett ("Underground System"), nach einer akklamierten Einspielung mit seinem superben Trio ("My Time" https://www.karlratzer.com/), nach neuesten Arbeiten mit Johannes Enders und seinem eigenen Karl Ratzer Quintett betritt er nun kammermusikalisches Terrain – mit hochkarätigen SaitenkollegInnen.
„Karl Ratzer, Peter Herbert & eXtracello sind ein wunderbares Kollektiv, fernab jeglicher Klischees, die Streichern im Jazz mitunter anhaften und die gar nicht leicht loszuwerden sind. Hier steht nicht die moderne Klassik zur Diskussion, sondern die klassische Moderne aus dem Blickwinkel einer jazzaffinen Musizierhaltung, wie sie in Konzerthäusern wohl eher selten zu hören ist (aber umso mehr zu hören sein sollte!). Losgelöst vom strengen „abendländischen" Akademismus wandeln die sechs MusikerInnen auf traumwandlerischen Pfaden in Richtung einer musikalischen Metaebene, die nichts mit angestrengtem oder gar bemühtem Formalismus zu tun hat, sondern vielmehr mit dem Ausdruck einer leichtfüßigen und selbstverständlichen musikalischen Konversation und mit forschem Blick über Genre-Tellerränder hinweg. The best is yet to come!“
Freilich ist es nicht nur eine Chance, eine Gelegenheit („Occasion“), sondern auch ein Experiment, eine künstlerische Mutprobe, ein genre- und grenzüberschreitendes Wagnis. Live (und teils auch auf dem geplanten Album) treffen barocke Klassik auf Folksongs, Funk, vor allem aber auf Kompositionen Ratzers, einige davon zum ersten Mal veröffentlicht und speziell für diese CD von Peter Herbert, Margarethe Herbert und Melissa Coleman arrangiert. In seiner unnachahmlichen musikalischen Sprache reflektiert Ratzer in seinen Stücken die großen Themen des Lebens, bewegt sich mit traumwandlerischer Sicherheit zwischen Himmel und Erde. Rockfans können sich dagegen auf eine denkwürdige Bearbeitung des Fleetwood Mac-Klassikers "Oh Well" freuen.
Geht das zusammen? Noch dazu, wo die markante Stimme Karl Ratzers und seine virtuos gespielte Elektrogitarre auf die Fragilität und Ernsthaftigkeit eines Cello-Quartetts stoßen? Es geht zusammen. Und wie. Es ist höchst erbaulich, solch abgeklärte Veteranen wie Ratzer und Peter Herbert in beseelter, fast jugendlicher Interaktion zwischen Mann und Frau, E und U, Populärmusik und Moderner Klassik erleben zu dürfen. „Und wer Karl Ratzer Balladen singen gehört hat, versteht, was intuitives Wissen um den richtigen Tonfall im Jazz sein kann." (Ljubisa Tosic, "Der Standard")
Karl Ratzer: guitar, vocals
Edda Breit: cello
Melissa Coleman: cello
Margarethe Deppe: cello
Gudula Urban: cello
Peter Herbert: bass
Das Cello ist im Jazz noch immer ein exotisches Instrument. Charles Mingus spielte es gelegentlich, Oscar Petiford und Harry Babasin setzten das Cello bewusst als Zweitinstrument ein, Fred Katz emanzipierte das Cello Mitte der 50er Jahre im Jazz. Die vier Cellistinnen von eXtracello erschließen dem Instrument völlig neue Ausdrucksmöglichkeiten. "Metallic angels", eine Eigenkomposition von Melissa Coleman, könnte dem Free Jazz zugerechnet werden, wenn sich die Musik dieses Quartetts nicht jeglicher Kategorisierung verweigern würde. Jobims "One note samba" und Gershwins "The man I love" auf dem Cello? Das funktioniert wie Freddy Mercurys Hit "Crazy little thing called love" und Bob Dylans "Just like a woman". Dazwischen Klassiker von Bach und Dowland und der "Tango volver" von Gardel. Edda Breit, Gudula Urban, Melissa Coleman und Margarethe Herbert improvisieren mit einer Spielfreude, die auch den "Klassikern" gut tut. Groovecello? Cellogroove? Jazz, Pop, Rock, Klassik bis Moderne - alles passt, alles wirkt wie neu und speziell für diese vier Ausnahmemusikerinnen geschrieben. Und macht ungeheuren Spaß beim Hören. (Rainer Bratfisch)
Ganz so wild wie Rocklegende Jimi Hendrix, der ja seine Gitarre auch im Liegen, auf dem Rücken und sogar mit der Zunge spielte, treiben es die vier Damen von "Extracello" auf ihren Celli nicht. Aber wie sie im Rolling-Stones-Hit "I can’t get no satisfaction" vehement losrocken, was die Saiten und Bögen hergeben, das ist schon hitzig aufgeladener Cello-Rocksound. Das Streicherinnen-Quartett aus Wien hat aber nicht nur seinen Mick Jagger und Keith Richards gut drauf, sondern auch Barockes, Klassisches, Südamerikanisches, von Kanon bis Tango.
Es war also schon ein extravagantes und unterhaltsames Programm, mit dem die Musikerinnen bei den Wehrer Schlosskonzerten in der erfreulich gut besuchten Stadthalle auftraten. Originalwerke gibt es für diese Besetzung ja kaum, also griffen auch die Vier von "Extracello" großteils auf Arrangements zurück. Ein Präludium von Bach erklang sogar gleich zwei Mal – einmal in einer Celloversion, in der noch die Bassfunktion dieses Instruments deutlich zur Geltung kam, und dann noch einmal von einem Jazzmusiker bearbeitet und entsprechend ganz verjazzt.
Querbeet durch die Stile und Epochen, zeigten Edda Breit (die auch charmant durchs Programm führte), Melissa Coleman, Margarethe Herbert und Gudula Urban, wie extrem vielseitig, klangschön, tief und volltönend, aber auch mal herrlich schräg und harsch vier Celli klingen können. Kunstvoll zelebrierten sie einen Kanon von Pachelbel mit seinen versetzten Cellostimmen, die sie auch transparent hörbar machten.
Dann wieder führten die Damen in dem "Ave Maria" von Wilhelm Fitzenhagen – einer der wenigen Originalkompositionen für vier Celli – vor, mit welch dunklem, warmem Klang sich auf dem Cello "singen" lässt. Mit Schwung und Verve legte sich das Ensemble in einen Ungarischen Tanz von Brahms und in Johann Strauß’ "Künstlerleben" schwelgten die Künstler in wienerischem Melodien- und Walzercharme.
Ganz "international" besetzt mit einer Australierin, einer Bayerin und zwei Wienerinnen, präsentierte sich "Extracello" im zweiten Teil des Abends dann immer lockerer, origineller und ausgefallener in den Stücken. Das fing schon mit einer Eigenkomposition von Melissa Coleman an: "Metallic Angels". Ein modernes Klanggemälde, wenn man so will: Stellen Sie sich einen idyllischen Strand vor, weiter blauer Himmel, Möwenschreie, und dann plötzlich als Störmanöver laute Heavy-Metal-Klänge. Das machte schon ordentlich Effekt, wie die Cellistinnen hier das durchdringend schrille Schreien der Möwen und vor allem noch die harte, schroffe Heavy Metal Band imitierten.
Szenenwechsel dann in den gefühlvollen, ein bisschen melancholischen Songs von George Gershwin wie "Summertime" oder "The Man I Love", in denen sich Gudula Urban noch als Sängerin mit einschmeichelnder Stimme hervortat. Auch für die "One Note Samba" und das Stück "Wave" des Brasilianers Antonio Carlos Jobim oder einen jazzig-modern aufgemischten Avantgarde-Tango eines Musikerfreundes aus Wien zeigten die Damen das nötige rhythmische Feeling und Pep für diese südamerikanischen Tanzklänge. Und reizten aus, was auf dem Cello möglich ist: Da wurde auch mal perkussiv auf den Instrumentenkörper geschlagen oder mit einer Bürste über den Holzkorpus gestrichen. Was man mit einem Cello alles anstellen kann, demonstrierte später Gudula Urban, die aufstand und ihr Instrument wie eine Gitarre spielte. In "Crazy little Thing called love" ließ es das Quartett noch mal richtig rocken.