treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DER TREIBHAUS*KONZERT*PASS WiNTER 2024/25 - der frühe vogel fängt den wurm:

solang der vorrat reicht gibts ab jetzt den wunderbaren TREiBHAUS-KONZERT-PASS - winter 24/25. der kost nach wie vor 44:30 & gil für fast alle konzerte im treibhaus - vom 15.12.'24 bis 10.5.'25 - hier im netz & im treibaus auch

iiro rantala // my finnsih calendar - piano solo

„Woran erkennt man den finnischen Sommer? Der Regen wird wärmer!“. Pianist Iiro Rantala widmet sein drittes Soloprojekt auf ACT ganz seinem Heimatland Finnland und der Mentalität seiner Bewohner*innen, ihrer Melancholie, ihrem Humor und dem einzigartigen finnischen Geist. Iiro Rantala erzählt diese Geschichte anhand von zwölf Kompositionen – einer für jeden Monat. Mit Virtuosität, Elan und Witz – und vielen Anekdoten über die finnische Seele, wie sie nur von Iiro Rantala in seiner schelmischen Art stammen können.

Iiro Rantala ist ein Chamäleon des Jazz. Der finnische Pianist liebt es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und überrascht immer wieder mit ausgefallenen Albumkonzepten. Das gilt besonders für seine Solo-Projekte. Mit „My Finnish Calendar“ schlägt er ein neues Kapitel improvisierter Programmmusik auf: Aus seiner ganz persönlichen, finnischen Sicht vertont er den Jahreslauf seines Heimatlandes. Mit der für ihn typischen Mischung aus melodischem Erfindergeist, Melancholie und Humor, mit der gewohnten technischen Finesse und der über die Jahre erworbenen Souveränität, auf die Kraft des Wesentlichen zu vertrauen.

Jeder Monat, jedes Stück dieses Albums führt ein künstlerisches Eigenleben. Und was sich nicht direkt aus dem Klang erschließt, das erläutert Rantala in den humorvollen Anekdoten seiner Linernotes. Wie stark die Inspiration sprudelte wird gleich zum Jahresauftakt deutlich: „January“ eröffnet den Reigen als wuchtig-schwermütige Hymne in Moll, getreu Rantalas Einschätzung als „Monat der Reue“: „Die Finnen bereuen, an Weihnachten und Neujahr zu viel ausgegeben, gegessen und getrunken zu haben. Viele reinigen ihr System und legen einen alkoholfreien Monat ein – was sie nicht glücklicher macht.“ Das glatte Gegenteil erklingt dann im Februar: Ein fröhlicher, sehr flotter Stakkato-Wirbel fegt über einen hinweg, sind die Finnen doch nun „in Bestform, wenn der Schnee kommt. Alle Arten von Wintersport machen sie glücklich.“ Doch schon im März ist es lange genug kalt und dunkel; die Finnen sind vom Winter gelangweilt, und so erklingt Rantalas „March“ als perlender, leicht melancholischer Chanson – träumen doch viele „von einem Trip nach Paris, wo der Frühling schon nah ist“.

Für jeden Monat findet Rantala eine treffende musikalische Erklärung. Von der mit abgedämpften Klaviersaiten immer dynamischer werdenden „Planung des kurzen Sommers“ im Mai über den „Käsekuu“, den „Sommermonat“ Juni, der in Wahrheit noch kalt und regnerisch ist und so eine fast kabarettistische Melodie-Entsprechung findet, bis zum Reisemonat Juli und dem wettertechnisch besten Sommermonat August, in dem aber alle schon wieder zur Schule gehen und arbeiten müssen – was Rantala in einer strengen, fast klassischen Fuge auffängt. Von der sentimentalen, mit grandioser Steigerung dahinließenden Romantik des herbstlichen Septembers und dem stürmischen Oktober bis zum Dunkel des Novembers, das Rantala als sehr zum finnischen Wesen passend mit einer wohligen Ballade interpretiert. Hin schließlich zum bis zur Erschöpfung arbeitsreichen Dezember – „in dem alles angelegt ist, was die Finnen im Januar bereuen“, wie Rantala sagt und spielend zum Ausdruck bringt. Womit der Reigen auf das Neue losgehen kann, und tatsächlich möchte man diesen finnischen Kalender sofort noch einmal hören.

„My Finnish Calendar“ ist das nunmehr dritte Soloalbum von Rantala. Damit führt er sein künstlerisches Credo konsequent fort, das er auch bei seinen beiden vorangegangenen Einspielungen verfolgt hat: „Jazz braucht Melodien. Er braucht etwas, an das die Leute andocken können“. Auf seinem ACT-Debüt „Lost Heroes“ (2011) bewies Rantala seine herausragende Fähigkeit, großen Vorgängern und Vorbildern von Bill Evans, Erroll Garner und Art Tatum bis zu Esbjörn Svensson, Michel Petrucciani oder gar Luciano Pavarotti ein Denkmal zu setzen - ohne sie zu kopieren, sondern mit einer eigenen Handschrift. Und 2015 nahm er dann sein Publikum mit der Interpretation der Musik John Lennons gefangen: Auf unerhört feinsinnige Art und im echten Jazz-Spirit gelang Rantala mit „My Working Class Hero“ eine Hymne auf den großen Pop-Revolutionär. Und nun erweist er sich also als jazzmusikalischer Erforscher der finnischen Jahreszeiten...

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