treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

SALAH AMMO & PETER GABIS: THE KURD HAS NOTHING BUT THE WIND

Salah Ammo ist Kurde & aus Syrien. Vor zwei Jahren ist er auf auf der Flucht in Wien gestrandet. Alles was er mitbrachte, waren seine Bouzouk (eine syrische Langhalslaute), seine Musik, viel Leidenschaft, viel Hoffnung  & seine (auch musikalischen) Träume. Und ein Lächeln, das die Trostlosigkeit hinter sich gelassen hat. „Ein Flüchtling zu sein ist kein gutes Gefühl. Etwas in dir verändert sich. Du hast studiert und viel gelernt, du hast Wissen in dir und Können, doch plötzlich haben deine Fähigkeiten keinen Wert mehr“, erinnert sich Ammo an seine Ankunft im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen. Drei Monate lang war er niemand. Man hatte ihm seinen Pass und seine Papiere abgenommen, seine Identität.  Zuvor verlor er ihn in seiner Heimat: als seine Nachbarn & Freunde in den poilitischen Wirren getötet wurden, da hörte Salah auf, Musik zu machen, weil er das System nicht unterstützen wollte, indem er in dessen Konzerthäusern spielte und weil seine Kreativität dort auch keinen Platz mehr fand. Als Ammo Syrien verließ, glaubte er noch daran, nach einem halben Jahr zurückzukommen, wenn die Situation sich beruhigt. Das war. Inzwischen erzählt seine Musik  von den Sehnsüchten eines Menschen, der flüchten musste und eine neue Heimat fand:  In Wien, In Österreich, im Porgy, im Treibhaus: in der Musik.

SALAH AMMO / PETER GABIS: THE KURD HAS NOTHING BUT THE WIND

„Ein melancholisches Meisterwerk, weit wie die Wüste, archaisch und schön.“ 
Die sinnlichen Klänge der Bouzouk (syrische Langhalslaute), die sachte von Peter Gabis' variantenreicher Percussion und teils Obertongesang begleitet werden, wurzeln im syrischen Kurdistan und man merkt ihnen das Leiden am tragödischen Schmerz an. Salah Ammo verfügt über eine Stimme mit begnadet klagendem Schmelz und muss im österreichischen Exil, das er sich nicht ausgesucht hat, ohnmächtig zusehen, dass nicht die Rebellen, sondern die kulturlosen IS-Milizen das Vakuum der zerfallenden Staaten Syrien und Irak nutzen können und das Morden und Vertreiben eine noch höhere Brutalitätsstufe erreicht. Man weiß um die Unterdrückung der Kurden, die keinen eigenen Staat haben und bewundert dann umso mehr Salah Ammo, der trotz all dem Schrecken eine Perspektive hat: »Die Freiheit kommt, wir sollten optimistisch sein. Wir werden unser Land wieder aufbauen, Stein für Stein« heißt es in »SABAHKON HUORYA, ROJA WA, AZZADI BA« :::  »GUTEN MORGEN FREIHEIT«

Peter Gabis war der erste Mensch, der Ammo wieder das Gefühl gab, am richtigen Ort zu sein. Sie lernten sich nach einem Konzert Gabis’ kennen, der ihn kurz darauf einlud, gemeinsam zu musizieren. Schnell und unkompliziert entwickelte sich daraus ein Projekt, aus dem die CD „Assi“ entstand. Auch andere MusikerInnen unterstützten Ammo und gaben ihm ein Stück seines Vertrauens in die Menschlichkeit zurück. „Selbst in den dunkelsten Momenten gibt es immer ein Licht“, sagt Salah Ammo, und er hat es in Wien gefunden, seiner zweiten und seiner endgültigen Heimat, wie er hofft.

Das Duo von Salah Ammo und Peter Gabis lebt von der musikalischen Erfahrung der beiden Musiker. Salah Ammo steuert seine übergreifende und vielfältige orientalische Musik bei. Vermischt mit Peter Gabis Erfahrung aus dem Jazz, der Weltmusik und dem Obertongesang entsteht etwas Neues. Das Duo arbeitet minimalistisch und doch sinnlich, verwendet Bouzouk (eine syrische Langhalslaute) und Perkussion, um die Stimme zu begleiten. Der Gesang ist stark im Ausdruck. Durch die teils ungewöhnliche Instrumentierung und den Obertongesang von Peter Gabis wird die emotionale Dimension noch verstärkt. Dabei verwendet er neben klassischen orientalischen Instrumenten auch ein Hang, Gongs, Klangschalen und weitere Instrumente aus aller Welt. Die Kompositionen spiegeln die Offenheit der Musiker wider, Musikstile verschiedener Kulturen zu vermischen und neu zu interpretieren. Salah Ammo und Peter Gabis präsentieren ihre Musik auf unterhaltsame Weise, ohne den tieferen Hintergrund der Texte und der Lieder aus den Augen zu verlieren. 
Ein Mix der Kulturen, der die Unterschiedlichkeiten in einer Cover_Higemeinsamen musikalischen Seele verbindet. Die Lieder sind auf kurdisch und arabisch und aussergewöhnlich instrumentiert. Musik aus dem tiefsten Herzen eines Mannes, der Seine Heimat verloren hat, aber nicht seine Hoffnung auf eine bessere Welt. 
Die Kompositionen sind in kurdischer und arabischer Sprache und bieten den beiden Musikern Raum für ein übergreifendes, vielfältiges und emotional berührendes Zusammenspiel. Das Duo war bereits im Finale des „Austrian World Music Award“. Weiters wurde die aktuelle CD „Assi“ für die Bestenliste des renommierten „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ nominiert!

“Orientalisches Worldmusic Duo” „Ein melancholisches Meisterwerk, weit wie die Wüste, archaisch und schön.“ Andreas Bovelinko, Kurier
„Tiefgründig, bewegend und großartig!“ Wolfgang Taschl, Concerto

Salah Ammo

wuchs im Norden Syriens in einer Region auf, in der Kurden, Araber, Armenier und Assyrer seit Tausenden von Jahren zusammen leben. Salah absolvierte das Higher Institute of Music in Damaskus und arbeitete in vielen unterschiedlichen Feldern als Bouzouk-Spieler, Komponist und Sänger sowie als Musiklehrer an der Musikakademie in Homs. Er gilt als einer der führenden Bouzouk- Spieler Syriens und spielte in unterschiedlichen Formationen im gesamten arabischen Raum und in Europa. Beeinflusst von der Musik der Kulturen seiner Heimatregion, gründete er 2007 die Gruppe „Joussour“ (dt.: „Brücken“). Der Konflikt in Syrien zerstreute die Musikerinnen und Musiker jedoch in alle Himmelsrichtungen. So fasst er gemeinsam mit Peter Gabis in seiner neuen Heimat Fuss.

Peter Gabis

ist Jazz-Schlagzeuger, Perkussionist und Obertonsänger. Er studierte Jazzschlagzeug in Wien und New York. In der Wiener Jazz-Szene ist er als solider Sideman bekannt, spielte unzählige Konzerte und Tourneen (u.a. in Europa, USA, Australien und Afrika) und hat sich in den letzten Jahren intensiv mit ethnischer Musik, meditativen Klangräumen sowie Obertongesang auseinander gesetzt.
Neben ca. 40 CD-Produktionen erschien 2011 seine Solo-CD „Rhythms of Silence” mit Kompositionen für Perkussion und Stimme. Er unterrichtet Jazz-Schlagzeug am Vienna Konservatorium und gibt Kurse für Klangmassage und Obertongesang.

X