„Flamenco und Jazz sind Brüder, in beiden ist das tiefe Erleben im Augenblick.“, sagt Pianist Daniel García, eine der aktuell wohl aufregendsten Stimmen der neuen Generation des spanischen Jazz.
Michael Olivera / drums
Daniel García / piano, Fender Rhodes, synths
Reinier Elizarde "El Negrón" / bass
„Flamenco und Jazz sind Brüder“, sagt Pianist Daniel García, eine der aktuell wohl aufregendsten Stimmen der neuen Generation des spanischen Jazz. „Beide haben sie ähnliche Wesensmerkmale: Selbstausdruck, völlige Hingabe im Moment des Musizierens sowie das tiefe Erleben im Augenblick.“ Damit bringt er auf den Punkt, wovon „Travesuras“ erzählt: García taucht tief in die Musik seiner Heimat ein und verbindet diese Einflüsse mit dem Vokabular des modernen Jazz-Pianotrios. Das Ergebnis ist eine eigenständige und ausdrucksstarke Musik, in der rhythmische Intensität mit melodischem Reichtum, harmonischer Finesse und ungemeiner Virtuosität einhergeht.
Gemeinsam mit seinen langjährigen Weggefährten, dem Bassisten Reinier Elizarde “el Negrón” und dem Schlagzeuger Michael Olivera, sorgt García für musikalische Interaktion auf höchstem Niveau: „Wenn wir spielen, versuchen wir uns auf das 'intensive Zuhören' der Musik, die wir machen, zu konzentrieren. Wir tauschen ständig Informationen aus und reagieren darauf. Es ist wie das Formen einer Skulptur in Echtzeit, eine sehr intensive Erfahrung, und wir denken, dass wir das Publikum an dieser Intensität teilhaben lassen können". Auf zwei Stücken ergänzt der spanische Flötist Jorge Pardo das Trio, ein Veteran des Flamenco-Jazz, der auch schon mit den spanischen Musiklegenden Paco de Lucía und Camarón de la Isla bis hin zu Gerardo Núñez und Chano Domínguez zusammenspielte.
Entscheidend für die musikalische Entwicklung des 1983 in Salamanca geborenen García war vor allem Danilo Pérez, Grammy prämierter panamaischer Jazz-Pianist, der am Berklee College of Music in Boston sein Lehrer war und zum Mentor wurde: „In der Musik geht es um Wahrhaftigkeit und Selbsterkenntnis. Erst dann kann man tiefer zu den Dingen dringen und einen eigenen künstlerischen Ausdruck finden. Danilo hat mir den Weg gewiesen.“ Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: 2011 erhielt er in Berklee die Auszeichnung für die beste Jazz Performance. In der Folge spielte er mit namhaften Musikern wie Arturo Sandoval, Greg Osby und Perico Sambeat
Auch die abendländische Kunstmusik ebnet Garcías künstlerischen Weg: Bevor er in die USA ging, durchlief er eine klassische Klavierausbildung am Castilla y León Conservatory in Salamanca, eine der besten Ausbildungs-städten des Landes: „Geht es im Jazz doch vor allem um das WAS, setzt die klassische Musik einen Fokus auf das WIE. Und eine gute Spieltechnik gibt mir die Freiheit genau das auszudrücken, was ich fühle.“ Es ist faszinierend zu hören, wie in Garcías Musik Kadenzen, Harmonien und Klangfarben aus der abendländischen Kunstmusik aufblitzen, ganz unverhofft eine Flamenco-Wendung nehmen, sich in Jazz-Harmonien auflösen oder in kraftvolle Improvisationen münden. Eine ganz direkte Reminiszenz an die klassiche Musik sind die vier Versionen von „Dream of Mompou“, die auf der Musica Callada des spanischen Komponisten Frederic Mompou basieren.
Flamenco, Jazz, klassische Musik. Das ist bei weitem nicht alles, was an musikalischer Substanz in García schlummert, der sich selbst als Eklektiker bezeichnet. Rock, elektronische Musik, Musik des mittleren Ostens sowie kubanische Musik, sogar mit mittelalterlicher Musik und gregorianischen Chorälen hat er sich beschäftigt. „Sovieles hat die spanische Kultur beeinflusst und auch in mir Spuren hinterlassen. Stücke wie Vengo de moler und Travesuras reflektieren diese Entwicklung.“
„Travesuras“ ist alles andere als musikalisches Patchwork. Hier klingt nichts aneinandergereiht. Ausgangspunkt für Garcías Erkundungen sind oft aus dem Flamenco stammende harmonisch-rhythmische Grund-strukturen und melodische Phrasen: So findet man eine Solea in „Dream Of Miles“, oder ein Tango in „La Comunidad“. „Mein Ziel ist es, die originäre spanische Musik kraft der Improvisation in einen neuen Kontext zu überführen und stilistische Trennlinien unsichtbar werden zu lassen.“ In diesem Sinne ist auch der Albumtitel zu verstehen. Eine wirkliche Entsprechung für „Travesuras“ kennt das Deutsche nicht. Es ist die Art von unschuldigem, naivem Verhalten, wie man sie oft bei Kindern beobachtet, die ungezwungen die Welt entdecken. „Eine schöne Metapher für das, was ich versuche, zu tun: Schaue aus einem unbedarften Blickwinkel auf die Musik. Mach dich frei von Konventionen, lass dich treiben und du wirst sehen, ob nicht etwas Neues, interessantes dabei herauskommt.“