Seltsam vertraut, anrührend delikat und tatsächlich himmlisch: Die zwei Franzosen - Jean-Louis Matinier & Kevin Seddiki oder: das Akkordeon trifft die Konzertgitarre.
Der Akkordeonist Jean-Louis Matinier ist seit langem in unterschiedlichen Formationen bei ECM-Aufnahmen präsent: mit den Gruppen von Anouar Brahem (auf den Alben Le pas du chat noir und Le voyage de Sahar), Louis Sclavis (Dans la nuit) und François Couturier (Nostalghia, Tarkovsky Quartett) sowie im Duo mit Marco Ambrosini (Inventio).
Nun folgt die erste Dokumentation eines neuen Projekts mit dem Gitarristen Kevin Seddiki, dessen weitreichende musikalische Vorstellungskraft der von Matinier vollkommen entspricht. Sedikki, der hier sein ECM-Debüt gibt, studierte zunächst klassische Gitarre bei Pablo Márquez und hat auch mit vielen Improvisatoren quer durch die Idiome gearbeitet, von Jazz bis zu transkulturellen Projekten.
Die Bandbreite der Musik auf Rivages reicht vom Traditional »Greensleeves« über Gabriel Faurés »Les Berceaux« bis hin zu Kompositionen und Improvisationen der beiden Protagonisten. Rivages wurde im April 2018 im Auditorio Stelio Molo Studio in Lugano aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.
»Die Präsenz der Nylonsaiten, die Ausgewogenheit der räumlichen und dynamischen Gliederung, die Abbildung des dialogischen Geschehens überhaupt lässt sich kaum angemessener festhalten.« (stereoplay, Juni 2020)
»Gemeinsam spielen sich die Partner in die Hände, auf fast schon übertrieben höfliche Art und Weise auf die Wertschätzung des anderen bedacht. Das macht »Rivages« zu einem faszinierend filigranen Statement klanglicher Eleganz, ästhetisch widerspruchsfrei im Bedürfnis nach gestalterischer Harmonie.« (Jazzthing, Juli / August 2020)
»Seltsam vertraut, anrührend delikat und tatsächlich himmlisch.« (Stereo, September 2020)
Der französische Akkordeonist Jean-Louis Matinier konnte seine Kreativität in den vergangenen zwanzig Jahren schon auf einer ganzen Reihe von bemerkenswerten ECM-Alben unter Beweis stellen. Zu hören war er auf Einspielungen von Anouar Brahem ("Le Pas du Chat Noir" und "Le Voyage de Sahar), Louis Sclavis ("Dans la Nuit") und François Couturier ("Nostalghia" und "Tarkovsky Quartett"). Im Duo mit dem italienischen Nyckelharpa-Spieler Marco Ambrosini legte er 2014 außerdem das umgewöhnliche Album "Inventio" vor. Nun folgt unter dem Titel "Rivages" das erste Album seines Duo-Projekts mit dem Gitarristen Kevin Seddiki, dessen ausgreifende musikalische Fantasie der von Matinier absolut ebenbürtig ist. Sedikki, der hier sein ECM-Debüt gibt, studierte klassische Gitarre bei Pablo Márquez und hat mit vielen Improvisatoren quer durch die Idiome gearbeitet, von Jazz bis zu transkulturellen Projekten. Die Bandbreite des Repertoires von "Rivages" erstreckt sich von Gabriel Faurés "Les Berceaux" über den englischen Traditional "Greensleeves" bis hin zu Kompositionen und Improvisationen der beiden Protagonisten.
Der Akkordeonist begegnete dem Gitarristen erstmals vor beinahe einem Jahrzehnt im Kloster Royaumont im Norden Frankreichs, das seit langem ein Zentrum für interkulturellen Austausch und interkulturelle Studien ist. Danach gehörte Jean-Louis Matinier einem Ensemble an, das Kevin Seddiki mit dem iranischen Perkussionisten Bijan Chemirani, der griechischen Sängerin Maria Simoglou und dem italienischen Gambisten Paolo Pandolfo zusammengestellt hatte. Später traten Matinier und Seddiki im Trio mit Chemirani auf. "Je öfter wir zusammenspielten, desto klarer wurde, dass wir uns als Duo auf ein tiefergehendes musikalisches Gespräch einlassen müssten, um die Klänge und Farben und orchestralen Möglichkeiten unserer Instrumente zu erkunden."
Das Konzept, das sie seither als "weltoffene Kammermusik" beschrieben haben, blühte im Laufe der Jahre ganz natürlich auf. "Wir trafen uns regelmäßig zum Spielen, entweder in Frankreich oder in Deutschland", sagt Seddiki. "Wir nahmen uns Zeit, um an der Musik zu arbeiten. Wir tauschten Ideen aus und richteten den Fokus auf Raum, Texturen und Balance." Auf ähnliche Weise entstand nach und nach auch das Repertoire für "Rivages". "Wir schauten uns etwa die Partitur eines Stückes für Stimme und Klavier wie ‘Les Berceaux’ an oder bauten eine Komposition um einen Rhythmus und eine Textur herum auf. Ein Beispiel dafür ist ‘In C’."
Seddikis Umgang mit Rhythmus - und die manchmal perkussive Natur seines Gitarrenspiels - wurde beeinflusst durch sein Studium der iranischen Handtrommel Tombak (oder Zarb), die er auch bei Konzerten spielt. In seiner Biographie offenbart sich indes auch eine Affinität zu den Instrumenten der Akkordeon-Familie; schon zu Beginn seiner Karriere begleitete er den Bandoneón-Meister Dino Saluzzibei Auftritten. Und auf dem ersten Album, das Seddiki 2012 unter eigenem Namen aufnahm ("Il Sentiero"), war Daniele di Bonaventura zu hören.
Mit Matinier verstand er sich auf Anhieb. "Wir teilen ganz bestimmte Vorstellungen von Klang und Rhythmus." Den beiden Musikern gelingt es, Gedanken austauschen, während sie sich durch ein sehr breites Spektrum von Stimmungen und Idiomen bewegen (das Stück, mit dem sie "Rivages" eröffnen, greift beispielsweise sowohl auf eine traditionelle bulgarische Melodie zurück als auch auf ein Thema von Schumann) oder den Sprung in die totale Improvisation wagen. Weitere Improvisationen - eine jede mit einem ausgeprägten Formgefühl - sind auf dem Album die Titel "Miroirs" und "Feux Follets" sowie das Solo-Gitarrenstück "Derivando".
"Es ist sehr selten, dass man sich an diesem Ort zwischen geschriebener und improvisierter Musik, zwischen älterer und neuer Musik, aber mit viel gemeinsamem Vokabular, trifft", meint Kevin Seddiki.
Jean-Louis Matinier ist dafür bekannt, dass er sowohl in kleinen Ensembles als auch mit Orchestern arbeitet. Er war Mitglied des französischen Orchestre National de Jazz und begleitete Juliette Grécoauf zahlreichen Tourneen. Den Herausforderungen des Duo-Formats hat sich Matinier schon immer gerne gestellt. Sei es zusammen mit dem Nyckelharpa-Spieler Marco Ambrosini, dem Kontrabassisten Renaud Garcia-Fons oder dem Klarinettisten und Saxophonisten Michael Riessler. Der Duo-Kontext, sagte er einmal, "gibt einem große Freiheit, eine unmittelbare Reaktion, einen totalen Dialog, eine Wertschätzung der Stille und der Zeit."