Bittere Farce auf die Ohnmacht des kleinen Mannes - der beste Polt den es je gab. Es ist eine geglückte Mischung aus herber Sozialsatire, tragikomischer Valentinade und herrlichem Verwechslungs-Slapstick
Kehraus D 1983 Satire (88 Min.)R Hanns Christian Müller. mit Gerhard Polt, Gisela Schneebeger, Karl Obermayr, Dieter Hildebrandt / Deutsche Fassung
KARTENAUSGABE AB 19:00 // SAALÖFFNUNG: 19:30 // FiLMSTART: 20:00
Böses Erwachen für Gabelstaplerfahrer Ferdinand Weitel: Ausgerechnet am Rosenmontag schwatzt ihm ein Versicherungsvertreter unnötige Versicherungen auf, die fast die Hälfte seines Nettogehalts ausmachen. Hanns Christian Müller inszenierte den satirischen Film „Kehraus“ 1983 mit Gerhard Polt, Gisela Schneeberger und Dieter Hildebrandt in den Hauptrollen. Der Versicherungsvertreter Arno von Mehling schwatzt dem Gabelstaplerfahrer Ferdinand Weitel ausgerechnet am Rosenmontag überflüssige Versicherungen auf. Schockiert stellt der Arbeiter später fest, dass diese Policen fast die Hälfte seines Nettogehalts ausmachen. Er macht bei Frau Waguscheit, einer Angestellten der Versicherung mit dem Namen „Fidelitas“, einen Termin aus, um einige der Versicherungen wieder loszukriegen. Er soll an einem Dienstag oder Donnerstag vorbeikommen.
Weitel entscheidet sich für den Faschingsdienstag und trifft ausschließlich auf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die alles andere als Arbeiten im Sinn haben. Herr von Mehling, der auf seine Provision angewiesen ist, versucht Herrn Weitel konsequent aus dem Weg zu gehen. Keiner im sechsten Stock der Firma weiß allerdings, dass sie alle schon längere Zeit vom Vorstand mithilfe von Überwachungskameras beobachtet werden, mit dem Ziel etliche Mitarbeiter zu feuern, um Kosten einzusparen. Die Sekretärin Annerose Waguscheit nimmt sich des herumirrenden Weitel an und steuert ihn auf dem hausinternen Faschingsball geschickt durch das Chaos aus Bier, Schampus und Schnaps, aus Intrige und Wollust, bis es nicht nur zur Konfrontation zwischen ihm und Mehling, sondern auch zur explosiven Auseinandersetzung zwischen Chefetage und Mittelbau kommt.
„Kehraus“ ist eine witzige, manchmal zynische Satire über die Machtlosigkeit des kleinen Mannes gegenüber den Chefetagen dieser Welt sowie eine Persiflage auf den Fasching. Im Film werden mehrere fiktive Faschings-Schlager eingespielt („Heut hau’n wir auf die Pauke“ aus der gleichnamigen Episode aus „Fast wia im richtigen Leben“, „Ich esse Rindsbratwurst“, „Im Böhmerwald, da ist es kalt“, „Ich bin ene Vampir“), die sich durch ausgesprochen sinnlose Texte auszeichnen – sozusagen als Persiflage auf den Fasching. Das Drehbuch wurde 1984 mit dem Deutschen Filmpreis in Gold ausgezeichnet und Gerhard Polt bekam im gleichen Jahr den Ernst-Lubitsch-Preis für seine komödiantische Leistung. Aufgrund von Rechtsstreitigkeiten war „Kehraus“ 25 Jahre nicht im Fernsehen zu sehen. „Die böseste deutsche Komödie seit Langem…
Das Kino hat jedenfalls einen Komiker dazugewonnen, dem ideal die Gratwanderung zwischen Parodie und Rollen-Komik, anarchischem Witz und engagierter Humanität liegt.“ (Eckhart Schmidt, Münchner Merkur, Nov. 1983)