Tarantino schrieb 'historische' Geschichte (um) und brachte ein leidenschaftliches Rache-Abenteuer auf die Leinwand. Christoph Waltz wurde in Cannes 2009 für seinen Hans Landa als „Bester Darsteller” ausgezeichnet.
USA/Deutschland 2009; Regie und Buch: Quentin Tarantino; Kamera: Robert Richardson; DarstellerInnen: Brad Pitt (Lt. Aldo Raine), Mélanie Laurent (Shosanna Dreyfus), Christoph Waltz (Col. Hans Landa), Eli Roth (Sgt. Donny Donowitz), Diane Kruger (Bridget von Hammersmark) u.a.; 160min. englisch-deutsch-französisch-italienische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN.
KARTENAUSGABE AB 19:00 // SAALÖFFNUNG: 19:30 // FiLMSTART: 20:00
Es war einmal, in einem Nazi-besetzten Frankreich: Angeführt von Lt. Aldo Raine (Brad Pitt) soll die durchgeknallte Truppe „Inglourious Basterds“ die Führungselite des „Dritten Reichs“ ausschalten. Dabei nutzen sie Hitlers und Goebbels’ persönliche Vorliebe für cineastisches „Feuerwerk“. Nur der durchtriebene Soziopath und SS-Offizier Hans Landa (Christoph Waltz) steht den „Basterds“ noch im Weg. Mit einer internationalen Starbesetzung drehte Kultregisseur Quentin Tarantino 2009 in und um Berlin seinen bis dahin erfolgreichsten Film, die unterhaltsame Weltkriegssatire „Inglourious Basterds“. An der Seite von Brad Pitt, Diane Kruger, Michael Fassbender und Til Schweiger startete der Deutsch-Österreicher Christoph Waltz mit diesem Film eine unvergleichliche Hollywoodkarriere, die inzwischen mit zwei Oscars gekrönt wurde.
Frankreich, um 1944: Nachdem sie vor Jahren miterleben musste, wie der ehrgeizige SS-Offizier Hans Landa (Christoph Waltz) ihre Familie ermordete, ist die Jüdin Shosanna (Mélanie Laurent) unter falschem Namen in Paris untergetaucht, wo sie mittlerweile ein Kino leitet. Eben jenes wird für Joseph Goebbels (Sylvester Groth) neuestes „Meisterwerk“ als Premierenort empfohlen. Die ideale Gelegenheit für Shosanna, ihre Rache zu planen. Aber auch ein idealer Ort für die „Inglourious Basterds“, einer Truppe von durchgeknallten US-Soldaten unter Führung von Lt. Aldo Raine (Brad Pitt), die gesamte Nazi-Führungselite auf einmal auszulöschen – einschließlich des Führers Adolf Hitler (Martin Wuttke).
Für die Mission hatte Raine zuvor ein internationales Team von skrupellosen Kämpfern zusammengestellt, darunter den deutschen Überläufer Hugo Stiglitz (Til Schweiger) und den britischen Spion Archie Hicox (Michael Fassbender). Zudem kriegen die „Basterds“ Unterstützung von der deutschen Schauspielerin Bridget von Hammersmark (Diane Kruger), die jedoch nicht verhindern kann, dass die Tarnung der Agenten nach einem Kneipenausflug auffliegt. Nun müssen die „Basterds“ kreativ werden und erhalten unerwartet Hilfe von der Kinobetreiberin Shosanna. Am Tag der Aufführung beginnt für die tollkühnen Nazi-Gegner ein ebenso irrwitziges wie lebensgefährliches Theaterspiel, das die Geschichte völlig neu schreibt.
Mit einem Reichtum an Filmwissen – der Legende nach während seiner langjährigen Arbeit in einer Videothek angeeignet – führt Regisseur und Drehbuchautor Quentin Tarantino die Zuschauer durch und in ein alternativ-historisches Szenario, das aus dem Fundus der deutschen Filmgeschichte schöpft. Dabei gibt es kaum eine Figur in „Inglourious Basterds“, die nicht durch eine leidenschaftliche Lust am Kino geprägt ist. Mit Verweisen auf Filmemacher der Weimarer Republik, wie G. W. Pabst und Arnold Fanck („Die weiße Hölle vom Piz Palü“), und auf die Propagandafilme des „Dritten Reichs“, vermischt mit anachronistischen Bezügen, zeichnet Tarantino hier ein groteskes und urkomisches Bild des besetzten Paris als Schmelztiegel für unterschiedliche cineastische Kulturen, in dem Nazis und Alliierte nur eines eint: die Liebe zum (guten und schlechten) Film.
Gleichzeitig sorgt die Authentizität der Dialoge, für die Regisseur Tom Tykwer („Lola rennt“ und „Der Wolkenatlas“) Tarantino bei der deutschen Übersetzung unterstützte, für ein glaubhaft wirkendes Ineinandergreifen von Kino- und realer Historizität. Sein Filmtitel dagegen verweist auf den italienischen Spaghetti-Western „Inglorious Bastards“, der vor allem die geniale Exposition dieser gelungenen Weltkriegssatire prägt. Für seine deutsch-amerikanische Koproduktion konnte Tarantino nicht nur Weltstar Brad Pitt gewinnen. Mit Diane Kruger, Til Schweiger, Daniel Brühl, Sylvester Groth, Martin Wuttke und Christoph Waltz spielen auch zahlreiche deutsche Schauspieler mit Lust an der Farce auf höchstem Niveau. Vor allem für den Deutsch-Österreicher Christoph Waltz wurde „Inglourious Basterds“ zum Beginn einer beispiellosen internationalen Kinokarriere.
Tarantino war so begeistert von seinem multilingualen Star, dass er Waltz auch in seinem neuesten Werk, dem Sklaven-Western „Django Unchained“, eine Hauptrolle anvertraute. Ein Auftritt, der wiederum mit Oscar-Ehren belohnt wurde.