für DIE PRESSE ists eine griffige, intelligente Sozialkomödie und Riahis Humor darin wird als „hart und direkt beschrieben, dann und wann subtil, oft schwarz und vor allem pointiert im Umgang mit hartnäckigen Klischees.
Österreich 2017; Regie: Arman T. Riahi; Mario Minichmayr; Musik: Karwan Marouf; DarstellerInnen: Faris Rahoma , Aleksandar Petrovic , Doris Schretzmayer, Zijah Sokolovic , Daniela Zacherl, Josef Hader u.a.; 98min
KARTENAUSGABE AB 19:00 // SAALÖFFNUNG: 19:30 // FiLMSTART: 20:00
Zwei bestens integrierte Wiener mit ausländischen Wurzeln geben für eine Doku-Soap die Klischee-Migranten: Die Migrantigen lebt von seinem ambitionierten, überzeugenden Cast und dem überspitzten Humor. Der Film nutzt beißenden, auf die Spitze getriebenen Sarkasmus, um Vorurteils- und Schubladendenken zu hinterfragen. Benny (Faris Rahoma) und Marko (Aleksandar Petrović) leben in Wien. Sie haben einen Migrationshintergrund, doch sie sind vorbildlich integriert. Der Zufall will es, dass sie eines Tages von der TV-Journalistin Marlene Weizenhuber (Doris Schretzmayer) angesprochen werden. In ihnen sieht sie die perfekten Darsteller für eine neue Sendung. Darin soll es um das Leben in einem Problemviertel mit hohem Ausländeranteil gehen. Prompt geben sich die Freunde als arbeitslose Kleinkriminelle aus – und bekommen den Job vor der Kamera.
Die Migrantigen ist das Spielfilmdebüt von Regisseur Arman T. Rihai, der beim Verfassen des Scripts Unterstützung von den beiden Hauptdarstellern erhielt. Die Culture-Clash-Komödie wurde im Frühsommer 2016 an Originalschauplätzen in Wien gedreht, wobei der im Film „Rudolfsgrund“ genannte Problembezirk fiktiv ist. Für eine Nebenrolle konnte der renommierte Schauspier und Kabarettist Josef Hader gewonnen werden.
Sehenswert geraten ist die schwungvolle Sozial-Komödie u.a. wegen seines blendend aufgelegten Casts. Das beginnt schon bei Doris Schretzmayer als quotengeile, selbstbezogene Fernseh-Frau. Leidenschaftlich und hingebungsvoll füllen auch die beiden Hauptdarsteller ihre Rollen aus. Spielend leicht gelingt es ihnen, gängige Ausländer- und Kleinganoven-Klischees realistisch und humorvoll aufs Korn zu nehmen. Überhaupt: mit Beginn der TV-Show präsentiert uns Regisseur Riahi jede erdenkliche Schublade, in welche die Gesellschaft Menschen mit Migrationshintergrund nur allzu gerne presst. Herrlich überzogen und augenzwinkernd dargeboten.
So verkaufen Marko und Benny viele der Migranten des Viertels vor der Kamera als gewaltbereite Sozialschmarotzer, die zu viel Freizeit haben. Und in Dönerbuden betreiben zwielichtige Gestalten selbstverständlich Geldwäsche, während sich in dunklen, verrauchten Wettlokalen der Abschaum der Gesellschaft tummelt: vorbestrafte Kriminelle, Wettbetrüger, Dealer.
Doch es sind bei weitem nicht nur diese Allgemeinplätze und Ausländer-Klischees, die hier genüsslich durch den Kakao gezogen werden. Rihai prangert auch die Oberflächlichkeit des quotenabhängigen Schmuddel-Fernsehens sowie jene Personen an, die dieses konsumieren. Unkritisch und ohne zu hinterfragen wird geglaubt, was einem die Sendung vorgaukelt. Die im Film vorkommende, gescriptete Doku-Serie gibt den Vorurteilen der Menschen letztlich nur neue Nahrung.