Die grossartige Komödie der Coen-Brüder mit Jeff Bridges als The Dude - die zum Kultfilm wurde - als gelungene Variante eines modernen Schelmenromans, geprägt von Fabulierlust und überbordender Fantasie.
USA 1998; Regie: Joel Coen; Buch: Ethan Coen & Joel Coen; Kamera: Roger Deakins; Musik: Carter Burwell; DarstellerInnen: Jeff Bridges (The Dude), John Goodman (Walter Sobchak), Julianne Moore (Maude Lebowski), Steve Buscemi (Theodore Donald ‚Donny‘ Kerabatsos), David Huddleston (The Big Lebowski) u.a.; 117min; englisch-deutsch-hebräisch-spanische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).
KARTENAUSGABE AB 19:00 // SAALÖFFNUNG: 19:30 // FiLMSTART: 20:00
Jeff Lebowski hat ein Problem: Die Ehefrau seines reichen Namensvetters wurde entführt, und der arbeitslose Lebenskünstler soll sich nun um die Übergabe des Lösegeldes kümmern. Hilfreich zur Seite stehen dem „Dude“, wie sich Lebowski selbst nennt, seine Freunde Walter und Donny. Doch vor allem der cholerische Walter sorgt dafür, dass das Chaos-Trio bald in einen furchtbaren Schlamassel gerät, denn die Entführer verstehen keinen Spaß. Jeff Lebowski (Jeff Bridges) ist ein langhaariger Späthippie, dessen Lebensinhalt darin besteht, mit seinen Freunden Bowling zu spielen und ab und zu einen Joint zu rauchen. Doch sein Leben gerät aus den Fugen, als ihn zwei Geldeintreiber in seiner Wohnung „besuchen“. Schnell wird klar, dass es sich um eine Verwechslung mit dem „Großen Lebowski“ (David Huddleston), einem exzentrischen Millionär, handelt.
Doch bevor die Eindringlinge seine Wohnung verlassen, „verewigen“ sie sich noch auf seinem Teppich. Eine Katastrophe für den „Dude“, der an seinem Lieblingsstück hängt. Also sucht er seinen Namensvetter auf, um sich den ruinierten Vorleger ersetzen zu lassen. Doch der reiche Mann hat zurzeit ganz andere Probleme. Seine junge Frau Bunny (Tara Reid) wurde entführt, angeblich von einer Gruppe deutscher Nihilisten. Und der Millionär bittet den „Dude“, das geforderte Lösegeld zu überbringen. Der sympathische Faulpelz ist zwar hilfsbereit, aber zugleich auch ratlos in dieser Situation, und so bittet er seinen Freund Walter (John Goodman) um Beistand. Ein falscher Schritt, wie sich schon bald herausstellt. Walter nämlich will das Lösegeld am liebsten selbst behalten. Über dem erbitterten Streit der Freunde geht die ganze Geldübergabe schließlich schief.
Als ihnen kurz darauf ein blutiger Frauenzeh ins Haus geschickt wird und ihr gemeinsamer Bowlingfreund Donny (Steve Buscemi) auch noch von Kugeln durchsiebt wird, ist für die beiden Chaoten eines schnell klar: Das Wasser steht ihnen bis zum Hals, und wenn ihnen nicht schnell etwas einfällt, sind auch sie bald um ein paar Löcher reicher. Mit „The Big Lebowski“ haben die Coen-Brüder eine köstliche Thrillerkomödie voll skurriler Einfälle, absurder Situationen und charmant-liebenswerter Loser geschaffen. Für die Hauptrolle konnten die erfolgreichen Filmbrüder Hollywoodstar Jeff Bridges („Das Messer“) gewinnen. An seiner Seite sorgt der beleibte John Goodman für jede Menge Aufregung und blutige Verwicklungen. „The Big Lebowski“ ist ein weiteres Kinohighlight in der Filmografie der Brüder Joel und Ethan Coen.
Nach ihrem preisgekrönten Kassenerfolg „Fargo – Blutiger Schnee“ versammeln sie hier erneut eine ganze Reihe schräger Vögel, die sich mit naiver Dummheit in eine äußerst blutige Situation hineinmanövrieren. Doch der Schauplatz dieser absurden Kidnapping-Geschichte ist dieses Mal nicht das kalte, verschneite Örtchen Fargo, sondern das warme, in bunten Lichtern erstrahlende Los Angeles. Entsprechend leichthändig und verspielt legen die Coens nun ihre Erzählung über den arbeitsscheuen Faulpelz Jeff Lebowski an, dessen realem Vorbild man in den Straßen von Venice Beach noch heute über den Weg laufen kann. „The Big Lebowski“ ist so schrill und verrückt, so komisch und gewalttätig, so künstlich und kreativ wie diese Stadt selbst, voller Träume im Musical-Format und Mythen im Glitterkostüm.
Mit spürbarem Vergnügen haben die Filmemacher ihren überbordenden Ideenreichtum in diese Hommage an eine Stadt fließen lassen, in der alles möglich und nichts unmöglich ist. Versammelt haben die Coen-Brüder vor ihrer Kamera wieder einmal eine Reihe von Schauspielern, die inzwischen fest zu ihrer Filmfamilie zu rechnen sind. Allen voran John Goodman, der hier als durchgeknallter Vietnamveteran Walter jede Situation in ihre schlimmstmögliche Richtung treibt. Bereits in „Barton Fink“ sorgte er als harmlos erscheinender Serienkiller für abgründigen Grusel. Im Werk der Coens, „O Brother, Where Art Thou?“, ist er wiederum in einer ähnlichen Rolle zu bewundern. Mit dabei sind auch dieses Mal John Turturro, der als öliger Latino mit Haarnetz und Stretchanzug eine kleine Glanznummer hinlegt, und Steve Buscemi als gutmütiger, treudoofer Bowlingpartner Donny.
Vor allem gehört dieser Film jedoch seinem Hauptdarsteller Jeff Bridges. Mit ein paar Pfund zu viel am schwabbeligen Leib, mit langer Mähne, Jesusbart und seinem unnachahmlich schlurfigen Gang auf Gesundheitsschuhsohlen drückt er dieser vergnüglichen Satire seinen Stempel auf. Er spielt die Rolle des liebenswerten Nichtstuers Lebowski so überzeugend, dass man kaum glauben mag, wie fleißig dieser Schauspieler tatsächlich ist. Bereits mit vier Monaten „stand“ Bridges zum ersten Mal vor der Kamera, woran Vater Lloyd – ebenfalls Schauspieler – nicht ganz unschuldig gewesen sein dürfte. Im Lauf der Jahre drehte er dann eine beachtliche Anzahl von Filmen, überzeugte als Autofabrikant in „Tucker“ genauso wie als nachdenklicher Professor in dem Psychothriller „Arlington Road“ oder als perfider Mörder in „Das Messer“.