treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DIE WELLKüREN: DES WERD SCHO WIEDER

Die Wellküren haben den Bayern schon durch viele Krisen geholfen. Gegründet 1986, begannen sie zuallererst damit, die Cäsium-Wolken aus dem sowjetischen Tschernobyl vom bayerischen Himmel zu blasen. 1989 ließen sie unsere Heimatlandschaften neu erblühen. Und als dann die zwei Türme in New York fielen, blieben die Drei einfach stehen. Sie waren es, die unsere Sparkassen-Bücher vor der Leman-Pleite bewahrten. Sie haben erfolgreich die Fluchtursachen in unserem Heimatland bekämpft, die Bienen gerettet und überhaupt das ganze Abendland.
In ihrer 35-jährigen Amtszeit haben sie unter den fürchterlichsten Bedingungen (Strauß, Streibl, Stoiber, Beckstein und Söder!) ihren Kampf für Freiheit, Gleichheit und Schwesterlichkeit geführt. Und selbst der Lockdown 2020 konnte ihnen keinen Maulkorb verpassen.
Wem also, wenn nicht ihnen, können wir unsere COVID-vernarbten Seelen und Lachmuskeln anvertrauen?
Wem sonst sollten wir glauben, wenn nicht Bayerns dienstältester Girl-Group, die uns eins verspricht: „Des werd scho wieder!“

DIE WELLS & DIE WELLKÜREN

Fünfzehn Kinder – sieben Töchter und acht Söhne – zogen der Dorflehrer Hermann Well und seine Frau Traudl in Günzlhofen auf, einem Ortsteil der Gemeinde Oberschweinbach im Landkreis Fürstenfeldbruck. Der Vater spielte Klavier und Geige, die Mutter die Zither, und alle Kinder lernten schon früh ihre Instrumente. Sie sangen im Kirchenchor und traten als musizierende Grossfamilie an Hochzeiten, Dorffesten und Trauerfeiern auf. Geld hatten sie wenig, die Älteren halfen bei der Erziehung der Jüngern mit, und Kleider und Schuhe wurden von Kind zu Kind weitergegeben.
So eine Jugend prägt. Die acht jüngeren Kinder sind der Musik treu geblieben. Die Brüder Hansi, Michi und Stofferl traten ab 1976 Jahre als Biermösl Blosn auf und wurden seit 1980 durch ihre Zusammenarbeit mit Gerhard Polt weit über Bayern hinaus bekannt. 2012 sprang Karli für Hansi ein, das Trio wurde zu den Well-Brüdern aus’m Biermoos. 1986 verliessen auch die Schwestern den Familienmusikverbund und traten fortan als Wellküren auf; 2005 ersetzte Bärbi die ältere Schwester Vroni, der das Tourneeleben zu anstrengend geworden war.

Seinen Namen wählte das Trio, weil in seinem Gründungsjahr die Stiftung Bayreuther Festspiele unter einigem Getöse zu einer GmbH umgewandelt wurde und die Familie Wagner in München in aller Munde war. Mit ihren zierlichen Läuferinnenfiguren und ihrer jugendlich-fröhlichen Ausstrahlung sind die drei freilich das pure Gegenteil der Wagnerschen Walküren. Ihre Sprachmacht indes ist gewaltig, und musikalisch bieten sie gleichfalls viel.
Im wunderbaren «Stuben-Musical» zu sehr eigenständig interpretierten Filmmelodien von Ennio Morricone etwa besingen sie die Abgründe der bayrischen Politik vom kunstsinnigen Monarchen Edmund dem Ersten bis zu Horst, dem durch sich selbst Erwählten. Und am fernen Firmament erstrahlt zu den wimmernden Klängen von «Spiel mir das Lied vom Tod» auf der Nonnentrompete schicksalsträchtig das Sanctum Präputium.
Das ist grossartig, ebenso wie die von Karl Valentin inspirierten und mehrfach variierten Zeilen aus dem Lied «Chinesisch»: «Wann i ko na kimmi, kimmi aber nimmi, kimm i, kumm i, aber i kimm kaam.» – Das ist schwerer Stoff für des Bayrischen unkundige Hörer, hat aber bestimmt dazu beigetragen, dass die Wellküren vor Jahren mit der Bairischen Sprachwurzel ausgezeichnet wurden. Andere Preisträger sind bayrische Grössen wie Papst Benedikt, der Kabarettist und Musiker Georg Ringsgwandl oder die Neo-Volksmusiker Haindling.

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