treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

THOMAS MAURER: ZEITGENOSSE AUS LEIDENSCHAFT.

Man kann auf der Autobahn fahren und dabei die Klimaanlage auf Weißweintemperatur stellen. Man kann schweißüberströmt auf dem Hometrainer sitzen und dabei nirgendwo hin kommen.
Oder für die Freiheit demonstrieren, sich eine infektiöse Lungenerkrankung einzufangen.
Oder kühl distanziert der Zeitung entnehmen, welcher unseligen Weltgegend gerade „Hilfe vor Ort“ in Aussicht gestellt wird und wer gerade wieder „Klimahysterie“ gesagt hat.
Oder einfach sitzen und schauen: An der Zeitgenossenschaft führt kein Weg vorbei.
Und Sachen, an denen man eh nicht vorbei kommt, sollte man mit Leidenschaft erledigen. Dann ist es weniger fad.
Regie: Petra Dobetsberger

Kritiken

"Ein Roadtrip im Minimalformat"  Presse
"Wachen Sinns durch den Irrsinn."  Tiroler Tageszeitung
"Eine scharfe und brillante Zeitdiagnose mit gedanklichen Bocksprüngen durch Geschichte und Gegenwart, erfrischend wie ein Doppel-Mokka."  Kurier
"Klasse ist, wie Maurer komplexe Dinge oft mit einem einzigen Satz verknüpfen kann: "Gegenderte Sätze sind wie Windkraftparks: Nicht schön anzusehen, aber ganz ohne wird es auf Dauer auch nicht gehen.“ Standard
"Ein Kabarettabend wie er gehört. Keine platten, blöden und billigen Schmähs, sondern durchdacht und zum Nachdenken." Wiener Zeitung
"Allein auf der Bühne marschiert er mühelos durch die Weltgeschichte der Zumutungen." Süddeutsche Zeitung
"Zwischen gezielten Klischees bleibt viel Raum für gut platzierten Humanismus." Kronen Zeitung
„Nie um eine Pointe verlegen, nimmt der Wiener eineinhalb Stunden lang die politisch korrekte Gesellschaft aufs Korn, deren immer undurchdringlichere Gesetze zum schlechten Gewissen als Dauerzustand führen.“ OÖ-Nachrichten
"Thomas Maurer als „Zeitgenosse aus Leidenschaft“ bejubelt." Salzburger Nachrichten



PREMIERENKRITIK Süddeutsche Zeitung, 16.1.2022

Das österreichische Kabarett tut sich schwer mit der Tagespolitik. Es ist einfach zu viel los. Thomas Maurer kriegt das trotzdem hin.
Österreich hat es geschafft, sich innerhalb des vergangenen Jahres gleich drei Regierungschefs zuzulegen; auf Sebastian Kurz folgte Alexander Schallenberg, auf den folgte Karl Nehammer. Es gab Dutzende saftige Skandale, Tausende Zeitungsartikel über ein Land, das sich wahlweise im Aufruhr oder im Niedergang befindet. Und Hunderttausende regierungsinterne Chats, die zu nichts anderem geschrieben worden zu sein scheinen, als beide Thesen gleichzeitig zu belegen und die Kanzlerrotationsmaschine am Laufen zu halten. Sage keiner, in Österreich sei nichts los.
Vielleicht ist ja zu viel los. Und vielleicht ist das der Grund dafür, warum zahlreiche bekannte Kabarettisten sich in ihren aktuellen Bühnenprogrammen großer Zurückhaltung befleißigen, wenn es um die Aktualität geht. Man kommt nicht nach, und das nicht nur, weil Covid immer noch schneller ist als die Politik. Josef Hader spielt in seinem aktuellen Bühnenprogramm einen Mann, den man lieber nicht kennen möchte, einen Angeber, ein Arschloch, das aus der sicheren Distanz seines ignoranten Ichs auf die Menschheit herunterkotzt. Michael Niavarani arbeitet an einer "Geschichte der Komödie" von den "alten Griechen bis zu den kriechenden Alten". Robert Palfrader legt seinen Soloabend "Allein" über "Gläubige, Agnostiker, Atheisten und alle, die es noch werden wollen" wieder neu auf. Florian Scheuba macht zeitweilig mehr Journalismus als Politsatire, weil da eine höhere Schlagzahl möglich ist.
Und Thomas Maurer? Auch der populäre Kabarettist, Dauermitglied der "Staatskünstler", hat sich vergangene Woche in Wien mit einem neuen Soloprogramm zurückgemeldet. "Zeitgenosse aus Leidenschaft" heißt es und vermeidet, bis auf wenige Schlenker, aktuelle Bezüge auf die österreichische Politik. Seine Geschichte ist, wollte man sie in zwei Sätzen zusammenfassen, unser aller Geschichte: Wir wollen bewusst, aufgeklärt, klimaneutral, tolerant leben. Aber verdammte Hacke noch mal, es ist einfach zu schwer.
Von Cathrin Kahlweit

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