»The ›Chopin Project‹ von Kurt Rosenwinkel & Jean Paul Brodbeck klingt dezent kammerjazzig und konzeptuell komplex, ohne die Leichtigkeit der Nachgeborenen zu verlieren.« (Audio)
Der legendäre Jazzgitarrist Kurt Rosenwinkel und der gefeierte Schweizer Pianist Jean-Paul Brodbeck tun sich für »The Chopin Project« zusammen, eine historische Zusammenarbeit, bei der sie die Musik von Fréderic Chopin für Jazz-Quartett neu interpretieren. Zu Rosenwinkel und Brodbeck gesellen sich der brillante junge Schweizer Bassist Lukas Traxel und der Schlagzeuger Jorge Rossy, eine führende Persönlichkeit der spanischen und amerikanischen Jazz-Szene. Man könnte sich fragen, ob sich Chopins elegante Kompositionen aus der Romantik für eine Neuinterpretation durch ein modernes elektrisches Jazz-Quartett eignen würden.
Brodbeck und Co. lassen mit 10 fesselnden Darbietungen von Original-Arrangements klassischer Préludes, Etüden, Nocturnes und Valses keinen Zweifel aufkommen. Romantische Rhythmen gehen in den Swing über, kantige Folk-Melodien verwandeln sich in den Blues, und die raffinierte Eleganz von Chopins langen bogenförmigen Melodielinien wird durch die transzendente Energie des Post-Bop verklärt. »Die Welt von Chopin hat mich im Laufe der Jahre so sehr angetrieben, dass ich mich zunächst als Pianist weiterentwickelte und dann begann, seine Ästhetik und seine Herangehensweise an Phrasierung und Melodien zu übernehmen.
Ich habe ihn ganz natürlich mit meiner Jazzsprache sprechen lassen, und dann begann ich Kurts Gitarrensound in dieser Musik zu hören, was zu diesen Arrangements führte«, sagt der Autor der Arrangements Jean-Paul Brodbeck. Die Band traf sich für die Aufnahmen im August 2021 in Zürich, wo sofort die Chemie stimmte. Brodbecks Klavier umreißt die Schönheit von Chopins kompositorischen Strukturen, während Rossy und Traxel einen energiegeladenen texturalen Groove liefern, der diese Schönheit auf subtile Weise in die rhythmische Sprache des Jazz umwandelt. Auf dieser Grundlage können Rosenwinkels ekstatische Lead-Linien über die Band hinwegfliegen und Chopins vertraute Melodien in etwas zutiefst Neues verwandeln. »The Chopin Project« demonstriert mit geschickter Präzision, wie erfrischend es sein kann, wenn wir die Musik des westlichen klassischen Kanons als lebendiges Dokument behandeln und uns die Freiheit erlauben, sie mit Neugier und offenen Ohren neu zu interpretieren.