treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

RADIO.STRING.QUARTET :: BACH :: LiKE :: WATERS - ALBUM RELEASE & CD TAUFE

Eine audio-visuelle Fantasie über eine barocke Solosonate

Als Teil 2 seines “ELEMENTE”-Zyklus hat das radio.string.quartet die g-moll Violinsonate von J.S.Bach für sich adaptiert und stellt so diese 300 Jahre alte Musik in die heutige Zeit. Die Pfeiler der Komposition stehen stark verankert und in sich geschlossen, nur das Gewand wird der musikalischen Sprache des radio.string.quartet angepasst - und wird so zu einem zeitgemäßen Hörerlebnis, in dem die Band ihren einzigartigen Klangkosmos mit den Ideen und Formen des barocken Meisters verschmilzt.
Würde so Musik klingen, hätte Bach sie im 21. Jahrhundert für ein Streichquartett komponiert?
Es wäre jedenfalls eine Möglichkeit.

Ich folge dem Strom zu seiner Quelle. Immer schmäler wird sein Lauf, immer leiser sein Rauschen. Bis ich schließlich an seinem Ursprung angelangt bin - an dem Ort, an dem das Wasser aus dem Inneren des Berges ans Tageslicht tritt. Im Traum dringe ich, dem Wasser weiter folgend, in das Innere des Berges ein. Ich bewege mich in der Dunkelheit immer weiter vorwärts, bis ich schließlich zu einer Höhle gelange. Ich höre die Tropfen von der Decke auf den Boden plätschern.
Mit der Zeit entwickeln sie ihre eigene rhythmische Regelmäßigkeit, die mich langsam wie ein Sog in sich hineinzieht.
Allmählich werden aus den Tropfen Töne, aus den Tönen werden Melodien. Er lässt mich sein ursprüngliches Wesen erahnen und vermischt sich gemeinsam mit meiner Fantasie zu einer mir bekannten, aber neu gemalten Realität, die ich in diesem Moment wie ein Kind erlebe.Ich folge dem Weg.

Es erfordert Mut, in der Musik-Metropole Wien ein neues Streich-Quartett zu formieren. Das im Jahr 2004 gegründete radio.string.quartet.vienna hat allerdings von vornherein eine Ausnahmestellung eingenommen.

Die vier Mitglieder Bernie Mallinger (Violine), Igmar Jenner (Violine), Sophia Abraham (Violoncello) Cynthia Liao (Viola) eint der Anspruch, das Klangspektrum des klassischen Streich-Quartetts zu erweitern. Alles ist möglich auf den 16 Saiten. Ob jazzrockiger Groove oder popverliebte Gesänge, Neue Musik oder europäische Folk-Tradition: Das „r.s.q.v.“ hat bislang schon etliche Grenzgänge absolviert und sich so im Non-Classical-String-Quartet-Genre einen festen Platz neben den US-Pionieren vom Kronos Quartet und dem Turtle Island Quartet erspielt.

Zwar hat die Klang-Expedition im Laufe der Jahre einige Umbesetzungen mit sich gebracht, doch stehen die Gründungsmitglieder Asja Valcic und Bernie Mallinger zugleich für eine große Kontinuität in diesem kreativen Prozess. Die Zusammenarbeit der beiden Musiker geht zurück auf ihre Teilnahme an dem CD-Projekt „Movimento“ (2000) des Akkordeonisten Klaus Paier. Dieser hatte seine vom Tango, Jazz und der Klassik geprägte Musik um Streicher-Klänge erweitern wollen. Ein eklektischer Ansatz, der über das erfolgreiche „Movimento“-Album (nominiert für den österreichischen Musikpreis AMADEUS) hinaus bis heute eine entscheidende Inspirationsquelle geblieben ist. Im Jahr 2004 erscheint das Debüt-Album „radio string quartet“, bei dem Klaus Paier als Komponist wie Hauptsolist eine tragende Rolle einnimmt.

Entscheidend für die Weiterentwicklung des Quartetts ist die Auseinandersetzung mit der Musik des Mahavishnu Orchestras, einer der stilprägenden Gruppen des Jazzrocks der 70er Jahre. Mit der Einspielung „Celebrating the Mahavishnu Orchestra“ (ACT 9462-2) im Jahr 2007 veröffentlicht das Ensemble sein erstes Album auf ACT. Die Live-Präsentation des Programms ist einer der umjubelten Höhepunkte beim Berliner Jazzfest 2006. Ein Mitschnitt vom Duisburger Traumzeit Festival (2008) erscheint auf DVD (ACTDVD 9902-9). Das nun mit Johannes Dickbauer (Violine) und Cynthia Liao (Violoncello) komplettierte „r.s.q.v.“ überträgt die rhythmische und harmonische Vielfalt von „Mahavishnu“ in einen ganz eigenen Sound, der charakteristisch für die Folgeprojekte charakteristisch werden wird: Ein Streich-Quartett, das groovt und in dem die schwingenden Saiten gleichzeitig als Percussion- und Schlaginstrumente eingesetzt werden.

Im Jahr 2008 erscheint „Love is Real“ (ACT 9459-2), eine Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Ulf Wakenius mit der Musik des Esbjörn Svensson Trios e.s.t.. Im selben Jahr folgt mit „Radiotree“ (ACT 9473-2) ein erneutes Projekt mit dem Akkordeonisten Klaus Paier – mit Eigenkompositionen Paiers und drei musikalischen Verneigungen vor dem großen Joe Zawinul.

Im Jahr 2010 folgt mit „Calling You“ (ACT 9722-2) die vielbeachtete Zusammenarbeit mit der schwedischen Sängerin Rigmor Gustafsson. Im absolut gleichberechtigten Zusammenwirken von Stimme und Streichern erstrahlen hier Popsongs wie Pauls Simons „Still crazy after all these years“ oder Stevie Wonders „If it’s magic“ und berühmte Jazzstandards in neuem Gewand und mischen sich mit zahlreichen Eigenkompositionen Rigmor Gustafssons und der r.s.q.v. Mitglieder Johannes Dickbauer und Asja Valcic.

Das aktuelle Album „Radiodream“ (ACT 9512-2), erschienen 2011, markiert einen neuen Abschnitt in der Band-Geschichte: Die darauf enthaltenen musikalischen Traumdeutungen und Ton-Collagen verwenden Musik von Franz Liszt bis Billie Holiday. Gleichzeitig ist es das bislang eigenständigste Werk des Quartetts mit einem hohen Anteil an Eigenkompositionen. Für den ausgeschiedenen Johannes Dickbauer ist erstmals Igmar Jenner an der Violine zu hören.

Im radio.string.quartet.vienna finden alle vier Musiker die Freiheit, ihre musikalischen Ideen wie ihre kulturelle Identität einzubringen. Die Arrangements entstehen in Teamarbeit, alle Ensemble-Mitglieder steuern Eigenkompositionen bei. In diesem Sinne verstehen sich die Süd-Österreicher Mallinger und Jenner, die Kroatin Valcic und die Taiwanesin Liao als Protagonisten einer neuen Wiener Streicherschule: Wien mit seiner reichen Musiktradition, aber auch mit seiner neuen multikulturellen Offenheit.

Die Musiker:

Bernie Mallinger

geboren 1969 in Wolfsberg/Kärnten, studierte Violine an der Kunst-Universität Graz und reiste nach seinem Abschluss in die USA, wo er u.a. Workshops an der Manhattan School of Music und der Juillard School in New York belegte. Seit 1997 arbeitet Mallinger als freischaffender Musiker, der sich früh für genreübergreifende Sounds interessiert hat. Er hat bei zahlreichen Projekten in den Bereichen Jazz, Folk, Rock, Pop und Neue Musik mitgewirkt.

Cynthia Liao

geboren 1973 in Taipei/Taiwan, studierte Viola an der Universität für Musik und darstellende Künste in Wien. Als Solo-Bratschistin hat sie u.a. mit dem Wiener Jeunesse Orchester und dem „Orchestra Sinfonica di Milano, Giusseppe Verdi“ gespielt. Liao ist Mitglied der Wiener Kammerphilharmonie und im Ensemble Reconsil für zeitgenössische Musik.

Igmar Jenner

geboren 1980 in Berlin, studierte Kammermusik an der Kunst-Universität Graz. Als Stipendiant des „Henry Mancini Institute“ / Los Angeles hat er in den USA mit Musikern wie Herbie Hancock, Bobby McFerrin und Vince Mendoza gespielt. Der Österreicher arbeitet als freier Komponist und Arrangeur. Mit dem Duo Igmar Jenner & Borut Mori (Geige/Akkordeon) gewann er den „Austrian World Music Award 2010“. Außerdem leitet er das Streich-Ensemble String Syndicate.

SOPHIE ABRAHAM

Kammermusikalisch. Solistisch. Programmatisch. Leidenschaftlich.
Die 1986 geborene Cellistin Sophie Abraham komponiert, interpretiert und improvisiert
 entlang musikalisch-kreativer Grenzüberschreitungen. Zwischen Klassik, zeitgenössischen Kompositionen und experimentellen Klanglandschaften. 
Im radio.string.quartet, im Trio Frühstück, im Ensemble Scurdia, mit Julia Lacherstorfer und in ihren Soloprogrammen.

 

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