treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

CHRISTOPH & LOLLO. SCHISPRiNGERLIEDER - AM KRiTISCHEN PUNKT - COOP VAKUUM



Irgendwann im Jahr 1995: Zwei bartlose Buben namens Christoph und Lollo nehmen zum Spaß das Lied „Lebkuchenherz“ auf, eine Ballade über den tschechischen Skispringer František Jež. Sie schicken das Lied an Christoph Grissemann und Dirk Stermann, die im gerade erst gegründeten Radiosender FM4 den „Salon Helga“ moderieren. Die beiden sind begeistert und spielen das Lied so oft, bis es ein Hit ist. „Schreibt doch noch ein paar traurige Lieder über Skispringer“, meint Stermann bei einem persönlichen Treffen. Die Ära der Schispringerlieder beginnt.

In den folgenden Jahren veröffentlichen Christoph & Lollo drei legendäre Alben mit Liedern über Skispringer. Kazuyoshi Funaki, die Hautamäki-Brüder, Espen Bredesen, Ari-Pekka Nikkola und viele andere sind die Protagonisten des seltsamsten Liedergenres, nach dem jemals niemand gefragt hat. Die Lieder laufen im Radio und bei Sportübertragungen, werden gecovert, geremixt und auf unzähligen Konzerten lauthals mitgesungen. Andi Goldberger, Toni Innauer und andere kommen zu den Auftritten, Kazuyoshi Funaki klaut die CDs von einem Ski-Wachsler, Christoph & Lollo spielen beim FM4-Fest und auf dem Frequency. Die Schispringerlieder sind Kult.
Dann ein harter Schnitt: Christoph & Lollo beginnen, über andere Themen zu singen – Zivildienst, Pfingsten, Karl-Heinz, Parteihymnen. Der Mythos Schispringerlieder wird wieder zu Insiderwissen. Christoph & Lollo werden erfolgreicher, erobern die Kleinkunstbühnen, bekommen Kabarettpreise. Bei ihren Konzerten ruft trotzdem noch ab und zu jemand „Funaki“ oder „Eddie“ – meist vergeblich. Die Schispringerlieder sind Geschichte.

2022 aber geschieht, womit niemand gerechnet hat: Der Mythos kehrt zurück! Auf einer einmaligen Tournee singen Christoph & Lollo wieder Schispringerlieder. Kein „Karl-Heinz“, keine Wahlkampfhymne, kein „Seit ich ein Kind hab“. Nur Janne Ahonen, Stanisław Bobak, Kazuki Nishishita & Co. Es wird groß. Es wird legendär. Wer damals dabei war, ist heute ein Stückchen älter. Wer damals nicht dabei war, bekommt jetzt eine letzte Chance. Leute werden „Funaki“ rufen und sie werden bekommen, was sie wollen. Die Schispringerlieder sind wieder da, die ganze Skisprungsaison 2022/23 hindurch. Damit hat niemand gerechnet. Das wird es nie wieder geben. Das ist der Telemark.

Stimmen zu den Schispringerliedern

„So lustig wie ein Holmenkollenspringen.“ (Wolfgang Kralicek, Falter 8/1999)
„Ich hoffe, dass die Sportler diese Platte nie hören.“ (Toni Innauer, profil, 22.2.1999)
„Hier geht es ans Eingemachte. Hier geht es um Leben und Tod.“ (Karl Fluch, Der Standard, 11.1.2001)
„Wie weiland mit ihren Skispringerweisen sind sie hierzulande auch mit ihren gesellschaftskritischen, politsatirischen, selbstironischen und trocken bis schwarz gewitzten Liedern eine Klasse für sich.“ (Falter, 21.11.2018)

MITTEN INS HERZ

Wie ist eigentlich die aktuelle Lage auf unserem Lieblingsplaneten Erde? Christoph & Lollo haben sich das genau angeschaut und wenig Grund für gute Laune gefunden: Umweltkatastrophen, fortschreitende Verblödung, bösartige Internetdeppen, von der Politik durchgefütterte Boulevardmedien, überall dumme alte Männer an der Macht, durchgeknallte Verschwörungstheorien, giftige Zimmerpflanzen, Fenchelrohkost – es ist wirklich furchtbar. Aber deswegen den Humor verlieren? Sicher nicht. Christoph & Lollo machen daraus lieber neue Lieder und gehen auf Tour. Rotzfreche Abende, skurrile Dialoge, hoher Improvisationsgrad und sehr böse, sehr lustige Lieder mit Inhalt. Dargeboten mit Gitarre, Klavier und der nötigen Portion Respektlosigkeit. Ohne Genierer. Mitten ins Hirn.

Für ihr im Oktober 2018 erschienenes  Album „Mitten ins Hirn“ haben sich Christoph & Lollo in der Welt umgesehen und wenig Grund für gute Laune, aber viel Anlass für Humor gefunden: das Versagen der Politik, Verschwörungstheorien, ahnungslose Hipster, die Folgen der Bologna-Reformen für das Bildungswesen, das Problem Mann und wütende Emojis. Sie richten ihren Blick in schallgedämpfte Keller, in leere Kinderzimmer und in die Twitteraccounts der Rechtschaffenen.

Die Lieder von Christoph & Lollo zielen nie aufs Herz oder auf den Bauch. Ihre Lieder sorgen nie dafür, dass der Hörer sich entspannt zurückgelehnt berieseln lässt. Getanzt wird hier selten. Geschmust nie. Christoph & Lollo wenden sich immer direkt an den Intellekt ihrer Hörerschaft, manchmal klug und ernst, dann eher spöttisch und ein bisserl blöd, aber immer mit Blick auf das eine Ziel: Die Wirklichkeit durch Überzeichnung kenntlich zu machen. Darum haben sie ihr neues Album auch „Mitten ins Hirn“ genannt.

Die Texte von Christoph & Lollos Liedern sind länger als jene von Gangsterrappern, sie sind härter und böser. Die beiden Unruhestifter aus Wien nehmen nichts ernst außer dem Recht ihres Publikums auf würdevolle Unterhaltung. Darin sind sie einzigartig. Oder kennen Sie andere Musiker, deren Texte vom Anwalt von Karl-Heinz Grasser vor Gericht vorgelesen werden? Kennen Sie andere Bands, die aus sperrigen Themen wie „politische Inserate in Boulevardmedien“ Internethits mit Hunderttausenden Klicks macht? Gibt es eigentlich sonst wen im Musik- oder Humorbereich, der seit Jahren jedem, der es verdient, mit dem salzbestreuten Finger in die Wunde fährt und dabei immer beim Thema bleibt, ohne Rücksicht auf Verluste, zum Gaudium des Publikums und zum Entsetzen der Betroffenen? Na? Eben. Für ihre unverkennbare Art, inhaltlich stets am Punkt zu sein und mit giftigem Spott den Nagel derart auf den Kopf zu prügeln, dass er beim ersten Refrain versenkt ist, wurden Christoph & Lollo mit dem begehrten Salzburger Stier ausgezeichnet.

PRESSE

„Absurd, politisch, bitterböse und liebenswert-charmant.“ (Passauer Neue Presse)
„Kaum jemand beherrscht die spontane Zusammenführung von tragisch-komischen Geschichten, abgründigem Humor und Protestliedern so perfekt.“  (Jurybegründung Salzburger Stier)
„Des is ma ollas zu intellektuell“ (Peter Rapp)

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