treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

Meret & The Tiny Teeth // Meret Becker En Concert - Le Grand Ordinaire

Le Grand Ordinaire

“Le Grand Ordinaire” ist eine Collage aus musikalischen Bildern und surrealen Liedern, die von Reisenden erzählen. Die Sehnsucht nach dem miteinander Weglaufen, Aufbruch, Flucht – innen wie außen, das niemals Ankommen, die Angst vor dem Fremden & Angst vor dem Fremdsein… Wiederkehrendes Thema ist ein Zirkus, eben “Le Grand Ordinaire”, der sich wie eine vage Erinnerung, seinen Weg bahnt. “Der Zauberer macht Tricks, zaubern tut das Publikum.”, sagt Meret. Was zunächst wie eine kitschige Behauptung klingt, ist eine Tatsache. Der Zauberer manipuliert Gegenstände und nutzt die menschlichen Wahrnehmungsschwächen aus. Für das Publikum aber können Dinge im Raum schweben, verschwinden, wiederkommen und vieles mehr. Der Zuschauer ist der eigentliche Zauberkünstler. Diese Fähigkeit will Meret nutzen und bringt, gemeinsam mit ihrer Band “The Tiny Teeth“, musikalische Bilder auf die Bühne, vergleichbar mit einem Soundtrack zu einem inneren Film. Der besteht zum einen aus Miniaturen, die wie aus einer Spieldose oder in einer Schneekugel musiziert klingen. Hier wird vor allem das romantisch-bizarre Instrumentarium von Musikclowns verwand: Spieluhr, Kinderklavier, Glasharfe und Singende Säge. Im Gegensatz dazu stehen scheppernde Songs, die mit Bläsersatz, Banjo, Akkordeon, Archtop-Gitarre & Schlagwerk instrumentiert sind. Sie erzählen von den Seemännern unter den Bühnenmenschen, die alle Sprachen sprechen, gern auch gleichzeitig und die mit voller Kraft auf die Klippen zu halten, aufrecht stehend, mit wirrem Haar. Und das Zelt knarzt und ächzt wie ein sinkendes Schiff, aber nicht eine einzige Ratte geht von Bord, denn es riecht -nein- stinkt nach Abenteuer.

”Wenn der Zirkus in der Stadt war, dann bleibt da so ein riesiger, trauriger, heller Fleck im Rasen zurück. Mit ein wenig Sägespäne darin. Und da bleibt ein trauriger junger Mann zurück, der weint bitterlich ob der Kontorsionistin, in die er so verliebt ist und die weiterzog. Und die Kontorsionistin ihrerseits sitzt im Zug und weint bitterlich ob des jungen Mannes, in den sie so verliebt ist. Und die Tränen rinnen ihre Wangen herunter und sie schaut aus dem Fenster und der Regen prasselt an die Scheiben und die Telegrafenmasten sausen vorbei. Und sie stellt sich vor, welche Nachrichten durch die Kabel geflossen sind: Liebesnachrichten. Und auf den Kabeln sitzen kleine Schwalben, wie Noten auf Notenlinien zu Liebesliedern. Und bald verwandeln sich die riesigen Telegrafenmasten in die Masten von riesigen Segelschiffen, die davon ziehen auf dem endlosen Meer…. Und er sprach, Sie sind schön, und er sprach, Sie sind stark. Und sie sprach, ich liebe Sie, schon immer. Dann wickelte sie sich ihm um seinen kleinen Finger und sie sprachen lange Zeit nichts.” (Auszug aus “Le Grand Ordinaire”

Meret Becker

Meret Becker ist eine Künstlerin mit vielen Gesichtern: Schauspielerin, Komponistin, Sängerin, Performing Artist, Produzentin. Ein Multitalent. Sie hat fünf Musikalben herausgebracht, gab zahllose Konzerte und wirkte parallel dazu in vielen Filmen mit. Dafür wurde sie u. a. mit dem Adolf-Grimme-Preis, dem Bayerischen Filmpreis, der Goldenen Kamera und dem Filmband in Gold ausgezeichnet. Im Herbst 2012 erhielt sie aus der Hand von Bundespräsident Gauck „für besonderes künstlerisches und gesellschaftliches Engagement“ das Bundesverdienstkreuz.

In einer Welt, in der man Künstler gern in eine Schublade steckt, fällt Meret Becker aus dem Rahmen. Sie entzieht sich der bequemen Einordnung, denn sie hat viele Gesichter: Schauspielerin, Komponistin, Sängerin, Performing Artist, Produzentin. „Multitalent“ nennt man das gern, und bei dieser Frau trifft das zu. Ihr Leben gehört der Kunst, weil die Kunst zu leben sie reizt. Sich in einer Welt der Zwänge treu zu bleiben und zu verwirklichen. Immer neu. Das ist ihr in den ersten vier Jahrzehnten ihres Lebens gut gelungen. Als Tochter der Schauspieler Rolf Becker und Monika Hansen kommt Meret 1969 in Bremen zur Welt. Ein paar Jahre später zieht sie mit Mutter, Bruder und Stiefvater Otto Sander nach Berlin, wo sie bis heute mit Begeisterung lebt. 

Zwischen Göre und Lady

„Ich hab schon als kleines Mädchen immer vor mich hingesungen“, erzählt sie. Sie ertrotzt sich schon früh die Zustimmung der Eltern zum Klavierunterricht und darf als Zwölfjährige zusätzlich noch Alt-Saxophon lernen. Schon bald geht es da auch Richtung Jazz und Blues. Sie singt Lieder von Judy Garland über Barbra Streisand bis Prince, wenn auch zunächst nur privat und auf Partys.
Parallel entdeckt sie ihre Begeisterung für die Schauspielerei. Zum Leidwesen der Eltern schmeißt sie mit 17 die Schule, um Schauspielerin zu werden und tastet sich in vielen Schritten und Rollen zum Erfolg – ganz ohne Schauspielschule, Learning by doing. In Dutzenden von Filmen zeigt sie immer neue Gesichter, wobei es ihr die Figuren im Abseits und am Abgrund besonders angetan haben. 
Die Zuschauer wissen zumeist nicht, wo sie Meret Becker auf der breiten Skala zwischen schüchternem Mädchen und eleganter Dame einordnen sollen. Gerade deshalb sieht man sie gern, weil diese Frau durch ihre starke Präsenz auch Nebenrollen Strahlkraft verleiht. Mehrfach wird sie mit bedeutenden Auszeichnungen geehrt: dem Adolf-Grimme-Preis, dem Bayerischen Filmpreis, der Goldenen Kamera, dem Filmband in Gold. Im Herbst 2012 erhielt sie aus der Hand von Bundespräsident Gauck „für besonderes künstlerisches und gesellschaftliches Engagement“ das Bundesverdienstkreuz.

Musik aus Leidenschaft 

Parallel zur Schauspielerei macht sie mit Hingabe Musik – auch wenn die beiden künstlerischen Ausdrucksformen der Schauspielerin und Sängerin nicht immer leicht zu synchronisieren sind. Mit 18 Jahren hat sie ihren ersten professionellen Auftritt in einem Berliner Variété. Die Zuschauer erkennen ihr Entertainer-Talent, und 1992 folgt ein eigenes Variété-Programm in der Berliner „Bar jeder Vernunft“. Über längere Zeit ist sie hier gefeierte Gastgeberin eines Nachtsalons. Sie singt und holt immer neue Instrumente auf die Bühne: neben dem Klavier, Akkordeon und Saxophon auch Spieluhren und die mit dem Geigenbogen gespielte „singende Säge“, die noch heute bei jedem Auftritt ihren Platz hat. 

1995 gibt sie mit der Kabarettgruppe Ars Vitalis ihr erstes Album heraus, ein Live-Auftritt in einer Berliner Szene-Bar. Innerhalb der nächsten 10 Jahre folgen vier weitere Alben, darunter „Nachtmahr“, ihr erstes selbst geschriebenes Album, das bei MTV rauf und runter gespielt wird. Legendär ist „Stella Maris“ mit Blixa Bargeld von Einstürzende Neubauten, ein ausdrucksstarkes Duett, das im Internet heute noch hohe Klickraten generiert. Mit Wolfgang Niedecken singt sie für das BAP-Jubiläumsalbum „Dreimal Zehn Jahre“ (2005) das Duett „Paar Daach fröher“ ein. 2009 macht sie mit Sportfreunde Stiller Furore. Auf deren Live-Album MTV Unplugged in New York (Platinstatus für 200.000 verkaufte Platten) ist Meret Becker in dem Titel „(Tu nur das) Was dein Herz dir sagt“ vertreten.

Außer mit ihren Tonträgern überzeugt sie mit Live-Auftritten, auch hier immer wieder mit neuen Formationen und Bühnenpartnern, von Nina Hagen bis Max Raabe. Sie spielt in Deutschland und den Nachbarländern, darunter mehrfach in Paris. Sie tourt durch Australien, Kanada, Norwegen. Ein deutscher Star auf den Bühnen der Welt. 
Ihre verträumte Lyrik wird stilbildend. Ihre leisen Töne erzielen gewaltige Resonanz und beeinflussen eine ganze Generation von jungen Frauen, die deutsche Lieder singen. Ausgerechnet sie, die eher Medienscheue, wird für andere zum Vorbild. 
2009 gründet sie die Gruppe Meret & The Tiny Teeth, die mit ungewöhnlichem Instrumentarium (darunter eine Glasharfe) und einem eindrucksvollen Repertoire an Eigenkompositionen und Coverversionen die Konzertbesucher von den Stühlen holt. Ein Crossover vom Feinsten. Bei jedem Auftritt anders. 

Wohin Meret Beckers musikalische Reise führen wird, weiß niemand. Das wäre ja auch langweilig – für sie wie für ihr Publikum. Denn eines der Versprechen des Namens Meret Becker ist die Überraschung. Die Zuhörer lassen sich gern darauf ein, weil sie wissen, dass sie nicht enttäuscht werden. 

 

LE GRAND ORDINAIRE // DAS LINE UP

Meret Becker – Gesang, Säge, Homophone
Buddy Sacher – Gitarre, Banjo, Mandoline
Ben Jeger – Glasharfe, Flügel, Akkordeon
Peter Wilmanns – Saxophone, Klarinette, Bassklarinette
Uwe Langer – Trompete, Tuba, Posaune, Euphonium
Dirk Peter Kölsch – Schlagzeug

 

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