treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

LiEBLOSE LEGENDEN. 3 MiNI-OPERN - NACH WOLFGANG HiLDESHEIMER



Melodiensatt, klangmalerisch und immer schön absurd: Für „Lieblose Legenden“ wird nach der  Steudltenn nun auch der Treibhausturm zur Opernbühne.
In Zusammenarbeit mit der Kompositionsklasse des Tiroler Landeskonservatoriums von Prof. Franz Baur, sowie dem Künstler:innenkollektiv kunstvolk werden unter der Regie von Lukas Thurnwalder unter der musikalischen Leitung von Michael A. Leitner und Alexandra Milborn  drei Kammeropern nach Stoffen aus den „Lieblosen Legenden“, der Kurzgeschichtensammlung des bedeutenden Schriftstellers Wolfgang Hildesheimer uraufgeführt.
Es singen und musizieren Studierende des Tiroler Landeskonservatoriums, die sich mit großem Einsatz und viel Leidenschaft den neu entwickelten Werken gewidmet haben. 
Neben „Ich schreibe kein Buch über Kafka“ von Petru-Valeriu Nat und „Gregor Rutz und der Existenzialismus“ von Michael A. Leitner darf man sich auf eine Uraufführung der besonderen Art freuen: unter dem Titel „Westcottes Glanz und Ende“ präsentiert ORF-Urgestein Franz Posch sein erstes musikdramatisches Werk, welches seine volksmusikalischen Wurzeln nicht verleugnet, gleichsam aber auch durchbricht und über sich hinauswachsen lässt. Franz Poschs erste Oper lässt so mit frischen Farben und Ideen aufhorchen und zeigt den für die Tiroler Kulturlandschaft seit Jahrzehnten so wichtigen Musiker in neuen und ungeahnten Facetten.
Die klingenden Titel der Kammeropern geben einen Einblick in einen facettenreichen Abend, der nicht nur die so charakteristische Bühne des SteudlTenn von einer ganz neuen Seite zeigt, sondern auch manche Überraschung verspricht.

PREMiERNKRITIK von JOACHiM LEITNER : FRANZ POSCH LÄSST ES MOZARTEN

zur uraufführung in der Steudltenn - TT 18.4.

Oper in der Tenn? Das gab es bislang noch nicht beim Zillertaler Steudltenn-Festival. Und das gegebene Stück ist auch neu: „Lieblose Legenden“ umfasst drei – an Wolfgang Hildesheimers gleichnamiger Erzählsammlung orientierte – Kurzopern von drei angehenden Komponisten aus Franz Baurs Kompositionsklasse am Tiroler Landeskonservatorium. Der wohl namhafteste darunter ist Franz Posch, der seine Prominenz allerdings vornehmlich volksmusikalischen Verdiensten verdankt.
Poschs, mit 69 Jahren doch eher spätes Debüt als musiktheatraler Tonsetzer –„Westcottes Glanz und Ende“ – beschließt den stimmigen Abend, so wie es sich für große Oper gehört: alle tot. Auch anderen Klassik- und Kunstklischees rückt das Stück auf den Leib: Ein Künstler hadert mit der Vergänglichkeit seines Schaffens, sucht Unsterblichkeit und verliert sich in verkrampften Eitelkeiten. Das ist recht lustig. Und reich an feinen Anspielungen: „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“, mozartet es einmal, dann glaubt man gar Wagnerndes zu erahnen.

Der satirisch zugespitzte Blick auf die Welt der bildungsbürgerlichen Kunst eint alle drei Miniaturen: In Petru-Valeriu Nats „Ich schreibe kein Buch über Kafka“ scheitert ein Autor genau daran – und in Michael A. Leitners „Gregor Rutz und der Existenzialismus“ liest ein anderer, mit existenziellem Ernst, versteht sich, das Telefonbuch: absurdes Musiktheater also.

Von Lukas Thurnwalder einfallsreich und doch mit einfachsten Mitteln in Szene gesetzt. Matrosen treten auf, einmal mischt sich der Komponist persönlich ein – und das vor der Bühne positionierte Orchester (Musikalische Leitung: Alexandra Milborn und Michael A. Leitner) ersetzt schon mal den Chor. Musikalisch spannt „Lieblose Legenden“ einen weiten Bogen: Mal melodiensatt, dann harsche Klangmalerei, schmeichelndes Cello trifft/t auf Elektro-Flächen trifftt auf eine alte Schreibmaschine. 
Die Solisten – Tirza-Sophie Gloger, Daisy Böhmler, Katja Rutz, Lisa Messner, Benjamin Purner und Ivo Köll – geben stimmlich wie darstellerisch mehr als bloße Talentproben ab.

kunstvolk:

Das Künstler:innenkollektiv kunstvolk widmet sich bereits seit vielen Jahren der Entwicklung interdisziplinärer Schaffensprozesse und der niveauvollen und dabei egalitären Kunstvermittlung. Zuletzt verwirklichten seine Mitglieder in Österreich, Deutschland und Frankreich etwa den Konzertfilm „rhythm & dance“ für den Konzertveranstalter Jeunesse und das Tiroler Landesjugendorchester in Zeiten des Lockdowns, oder das Fernsehporträt „Wir spielen weiter!“ im Auftrag von ServusTV. Auch in den für den Kulturbetrieb so schwierigen letzten Corona-Jahren konnte so der Kulturstandort Tirol einer breiten, internationalen Öffentlichkeit präsentiert werden.

X