Das erste Album des französischen Saxophonisten Matthieu Bordenave bei ECM unter eigenem Namen stellt ein neues Projekt mit dem deutschen Pianisten Florian Weber und dem Schweizer Bassisten Patrice Moret vor.
Das erste Album des französischen Saxophonisten Matthieu Bordenave bei ECM unter eigenem Namen stellt ein neues Projekt mit dem deutschen Pianisten Florian Weber und dem Schweizer Bassisten Patrice Moret vor. Auf La traversée – ‘Die Überquerung’ – lotet Bordenave einen Bereich zwischen zeitgenössischer Komposition und Jazz aus, subtil beeinflusst durch die Innovationen des Jimmy Giuffre Trios mit Paul Bley und Steve Swallow, die „Neuland erschlossen, das für Improvisatoren bis heute relevant ist“. Die Aufnahme von La traversée, so erklärt er, orientierte sich an diesem Ansatz des Triospiels, „bei der sich melodische Linien ineinander verflechten und in den Nuancen der Töne aufblühen, da jeder Musiker seiner Intuition folgt“. Bordenave weist dabei den Weg mit seinem unverwechselbaren Saxophonklang, der kürzlich von Down Beat als „leicht und doch strukturiert und autoritativ“ charakterisiert wurde. Er betont auch durch seine Kompositionen, dass dies eine Musik ist, in der der Raum eine wichtige Rolle spielt. La traversée wurde im vergangenen Herbst in den Studios La Buissonne im südfranzösischen Pernes-les-Fontaines aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.
Mtthieu Bordenave - Tenor Saxophon
Florian Weber - Piano
Patrice Moret - Kontrabass
Das erste Album des französischen Tenorsaxophonisten Matthieu Bordenave bei ECM unter eigenem Namen folgt auf Mitwirkung an Shinya Fukumoris Trioaufnahme For 2 Akis aus dem Jahr 2018 und stellt ein neues Projekt mit dem deutschen Pianisten Florian Weber und dem Schweizer Bassisten Patrice Moret vor. Auf La traversée – ‘Die Überquerung’ – lotet Bordenave einen Bereich zwischen zeitgenössischer Kammermusik und Jazz aus, subtil beeinflusst durch die Innovationen des Jimmy Giuffre Trios mit Paul Bley und Steve Swallow, die „Neuland erschlossen, das für Improvisatoren bis heute relevant ist. Die Aufnahme von La traversée orientierte sich an diesem Ansatz des Triospiels, bei dem sich melodische Linien ineinander verflechten und in den klingenden Nuancen aufblühen, während jeder Musiker seiner Intuition folgt“.
Bordenave betont in seinen Kompositionen für das Trio, dass es sich um eine Musik handelt, in der der Raum eine wichtige Rolle spielt, ein Gefühl, das durch die strenge Qualität des Improvisierens bestätigt wird. Es ist aber auch eine Musik, die in ihrer ruhigen Art Risiken eingeht: Vor der Aufnahme spielten die Musiker nur ein paar Konzerte als Trio. „Es war mir wichtig, in der Live-Situation nicht viel zu spielen“, sagt Matthieu. „Ich wollte keine Arrangements festlegen und abschliessen, sondern die Dinge offen lassen für die Möglichkeit weiterer Entwicklung im Studio…“
Die Ideen waren unter den drei Musikern jedoch schon seit langer Zeit hin und her gegangen. Bordenave und Florian Weber arbeiteten erstmals vor fünf Jahren zusammen, als Matthieu den Pianisten einlud, mit ihm im Münchner Club Unterfahrt ein Programm rund um die Musik von Edith Piaf zu gestalten. „Florian ist selbst Halb-Franzose und kennt die französische Musikkultur – vom Chanson bis zur modernen klassischen Musik – sehr gut. Es war sehr interessant, mit ihm zu spielen, und wir blieben über die Jahre in Kontakt.”
Während der Vorbereitung auf das neue Album „sprachen Florian und ich viel darüber, wie wir einige der Farben aus dem Bereich der modernen Komposition einfließen lassen können. Ich liebe zum Beispiel Messiaen und Dutilleux. Ich wollte diese farbenreiche Komplexität in den Akkorden. Zu viel Komplexität kann jedoch ein Gefängnis für Improvisatoren schaffen. In einigen Stücken, beispielsweise in ‚Archipel‘, nehmen wir nur ein kleines Fragment des geschriebenen Materials und entwickeln es weiter und weiter…“
Patrice Moret, der durch sein intensives Zuhören, seine improvisatorische Phantasie und durchdachte Phrasierung bei ECM-Aufnahmen mit Colin Vallon, Elina Duni und Nicolas Masson eine bedeutende Rolle gespielt hatte, wurde als Bassist für das Projekt ausgewählt. „Er hat einen wunderschönen Ton“, sagt Matthieu. „Ruhig und stark zugleich – sehr wichtig für diese Art von Musik“, sagt Matthieu.
Ruhig und stark, zart und entschlossen – die Beschreibungen können mit gleicher Gültigkeit auf die Spielweisen von Bordenave und Weber zutreffen. In dieser teils komponierten, teils improvisierten Musik entwickeln die Musiker drei unabhängige Stimmen, die miteinander interagieren, sich kreuzende Wege gehen oder frei mäandernden Kontrapunkt in einer Art Post-Giuffre-Idiom entwickeln.
Auffallend ist der Tenorsaxofon-Klang von Bordenave. Die Art und Weise, wie er den oberen Tonumfang seines Instruments einsetzt, und seine Phrasierung und sein Ton – insbesondere auf diesem Album – mögen, so seine Vermutung, seine Jahre des klassischen Musizierens auf dem Altsaxofon widerspiegeln: „In meinem Kopf, denke ich, transponiere ich Register. Und im Trio spiele ich überhaupt nicht immer Saxofon-typische Linien, sondern phrasiere vielleicht manchmal fast eher wie ein Cello…“ Unter den Jazz-Saxofonisten bewundert Matthieu die Errungenschaften von Warne Marsh. „Aber das Wichtigste für mich ist es, einen persönlichen Klang zu finden, der zum Kontext passt.”
Florian Weber, ebenfalls ein ECM-Musiker mit eigenen Aufnahmen (siehe sein Quartett-Album Lucent Waters und das Duo-Album Alba mit Markus Stockhausen), gewann jüngst den renommierten Belmont-Musikpreis, dessen Jury konstatierte, dass „sein Klavierspiel ebenso grenzenlos in seinen Möglichkeiten ist wie ökonomisch und konzentriert“. Der kürzlich verstorbene Lee Konitz bezeichnete Weber als „einen der kreativsten Klavierspieler, mit denen ich je gespielt habe. Er hat das Feeling, die Texturen, einfach wunderschön.“
Im CD-Booklet zu La traversée schreibt Bordenave: „Wie in einem Gedichtband, in dem eine ganz spezielle Atmosphäre vom Text ausgeht und bestimmte Bilder wiederkehren, kreisen die Stücke wie ein Mosaik ineinander…“. Auch die Poesie lieferte atmosphärische Inspiration für die Kompositionen, die jeweils nach Zeilen und Bildern aus dem Werk von René Char betitelt sind. Char war nicht nur einer der großen französischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, „ein Leuchtturm für viele Künstler“, wie Matthieu sagt, sondern schrieb auch zahlreiche von den Aromen der Provence durchdrungene Gedichte. „Die Melodien waren Antworten auf einige der Gedichte oder auf Eindrücke, die sich aus ihnen ergaben.” Der ‘Fluss’, auf den sich das erste und das letzte Stück beziehen, ist La Sorgue, ‘„rivière des égards au songe“, wie Char es ausdrückte. Er fließt durch Pernes-les-Fontaines, wo das Album entstand.
La Traversée wurde im Oktober 2019 in den Studios La Buissonne aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.