treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DER WINTER-PASS IST AUSVERKAUFT i FÜR HADER ON ICE AM 18.1. GIBTS REST-KARTEN.

Dorfer ist ausverkauft. MASCHEK auch - die spielen am SA 18.1. um 4 eine Zusatzvorstellung. Feinripp-Nie-belungen-Karten werden knapp, die Koschuh- Premiere ist schon über-voll - danach gehts noch. Mama mia!

ERIKA STUCKY'S ICE ORKESTAR feat WE SPOKE (CH) - DAS FEST-TAGS-PROGRAMM

Es knackt zuerst leise. Dann kracht es. Der Gang über das Eis ist riskant. Man weiss nie genau, wann es trägt und wann man einbricht. In ihrem neuen Projekt nimmt Erika Stucky ihr Publikum an die Hand und leitet es in die Gletscherwelt der Oberwalliser Alpen. „Ich führe euch auf einen Ozean aus Eis, auf dem seit hundert Jahren meine Vorfahren herumirren.“ 
 Gespenstisch geht es in Erika Stuckys neuem Festtagsprogramm zu. Auf dem Aletschgletscher, dem grössten Eismeer der Alpen, hat sie das Brüllen von Fels und Wasser aufgenommen und miteinander verwoben. Geheimnisvoll die Totengebete aus den Dörfern, geisterhaft das Totenglöckchen. Sie schweben über der Landschaft, steigen hoch... weit über die Baumgrenze...
Erika Stuckys ICE ORKESTRA ist ein weiteres Kapitel ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Schweizer Heimat. Geboren und aufgewachsen im San Francisco der Flower-Power-Jahre, fand sie sich nach dem Umzug ihrer Familie in ihr Herkunftsland mit neun Jahren inmitten der Schweizer Berge wieder. Die kulturellen Unterschiede faszinieren Erika Stucky bis heute, so dass sie immer neue Bilder ihrer Oberwalliser Umgebung aufgreift und verarbeitet und dabei nie ganz die Hippie-Welt der Sechziger vergisst.
 Bei ihrer alpinen Symphonie arbeitet Stucky erstmals mit We Spoke, einem experimentellen, zeitgenössischen Musikkollektiv aus Genf. Für das Ice Orkestra hat sie Julien Annoni und Serge Vuille engagiert, die Stucky mit Vibraphon, Marimba, Schlagzeug, Perkussion und Elektronik begleiten.

Stucky jodelt weitab vom Musikantenstadl-Geplärre, singt & jazzt den Blues, tanzt die wildeste Polka, über-schreitet alle Genzen -  auch die Grenze zum Wahnsinn - 
Wer bei Jodelmusik an Gwen Stefani denkt, hat Erika Stucka noch nicht gehört. Sucky überschreitet nicht selten die Grenzen zum Wahnsinn.
Das Schicksal brachte die US-Schweizerin im zarten Kindesalter aus Flower-Power San Francisco in ein Bergtal ins Wallis, und das Wissen um diesen biografischen Aspekt mag auch Stuckys herrlich verrückte Performance-Ästhetik erklären. Stucky jodelt weitab vom Musikantenstadl-Geplärre, singt und jazzt den Blues und tanzt die wildeste Polka.  Stucky, gibt sich  unter anderem der hohen Kunst des Jodelns hin. Und was beim Laien vielleicht schmunzelndes Unbehagen auslöst, das bringt Stucky in einer abwechslungsreichen und perfekt gestalteten Form rüber. Ihr Stimme hat mehr Meditation als mancher Yogakurs, und wenn sie richtig loslegt, halten die Füße einfach nicht still: Multi-Kulti im allerbesten Sinne. Wer die Gelegenheit hat, die Künstlerin live auf ihrer Tour zu sehen, bitte ohne Zögern hingehen!" (Focus)

Gejodelt wird im dichtesten Dschungel Zentralafrikas bei den Mokombi-Pygmäen, die ihre Kinder damit in den Schlaf »singen« und bei den Inuit. Oder in der Mongolei, in Melanesien, Palästina und Spanien. Schon Augustinus von Hippo (354-430) berichtete vom »Jubilus«, dem »wortlosen Ausströmen einer Freude, die so groß ist, dass sie alle Worte zerbricht«. Den Weltrekord im Dauerjodeln hält Mark Waldmannstetten mit 9 Stunden 43 Minuten. »Erfunden« wurde das Jodeln auch von zwei Japanern, denen auf einer Bergtour das Radio in eine Gletscherspalte fiel. »Holidiladio odel holdudiladio?« Und gejodelt wird im Sattel von Cowboy-Mustangs. Im Blues seit etwa 1900 übrigens auch. Und natürlich im Musikantenstadl. Und eben bei Erika Stucky.

An der 45-jährigen Schweizerin, in San Francisco mit Hippietum und Flower Power aufgewachsen, konnte der Kulturschock eines Umzugs ins Oberwallis in den 70er-Jahren nicht folgenlos vorüberziehen, ein Erlebnis, das die Sängerin ihrem Publikum gern um und in die Ohren haut. Blitzartig wird man da hin- und hergerissen und –geschmissen von US-Slang zum Walliser Dialekt, von Wolkenkratzer- auf Alpenspitzen, vom Wahnsinn zur Wonne, Albträume und Albräume schlafen zusammen im Körbchen, eigentümlich schön und schön eigentümlich.
Über Jahre hinweg hat sich Erika Stucky ein »Standing« in der Jazzwelt aufgebaut, in frühen Jahren als Mitglied der bassbegleiteten A-cappella-Band The Sophistricats, später mit »Bubbletown«, das »somewhere near Sweden or Switzerland« liegt, wie sie zu erklären pflegte, in jüngerer Vergangenheit als Mrs. Bubble & Bones mit ihr, Posaune, Tuba und selbst gebastelten Super-Acht-Projektionen (»die Kamera macht immer so schön Krrrrrrr!«), letztendlich alles Ausdruck einer »geografisch freien Identität«, wie sie sagt. »Ich habe eh meine eigene Folklorestadt«. Darin geht es nicht grundsätzlich böse zu, aber die Volkstümlichkeit schmeckt schon sehr eigen dort, so als ob man zuguckt, wie Hansi Hinterseer der Margot Hellwig auf einer Edelweißwiese die Fußnägel schneidet. Stucky-Stücke sind nie bloße Wiedergabe eines Bestehenden, es ist was Gebrochenes drin - mit Gespür für die Ungereimtheiten unter dem Zehennagel ebenso wie für eine ehrliche Liebe zur Poesie.

Ihren ersten Jodel hat die Sängerin im US-Fernsehen in Tom & Jerry-Cartoons gehört. »Das Cowboy-Jodeln war damals sehr populär. Aber meine Eltern sind keine Musiker. Mein Babba ischt Metzger. Es war also nicht so, dass sie am Tisch gesagt haben: ›Weißt du Erika, es gibt überall auf der Welt Jodeln.‹ Das ›Sportjodeln‹ hat mich dann irgendwann aber gar nicht mehr interessiert, weil das in meinem Kopf sofort Dirndl und Musikantenstadl als Parallele gehabt hat, ganz im Gegensatz zu diesem unsportlichen, unprätentiösen, supertraurigen Jodel.« Dieser Blues der Berge, die Schweizer »Zäuerli»«, bewegen sich oft nach unten, was ihnen einen melancholischen Touch gibt. Diese Jodler gehen tief. Und mit Eigenem wie Covern gleich gut zusammen. »Cover mache ich mir und dem Publikum zuliebe, damit ich nicht ganz so unfassbar bin. Irgendwie hilft es ja auch, zwischendurch mal ein ›Roxanne‹ zu hören. Wer geht schon auf Tour mit Posaune und Tuba? Das ist schon eine Zumutung. Ich tät’ von diesen ganzen Freejazzgruppen zwischendrin auch mal gern ein ›Roxanne‹ hören!«

Auf der Bühne ist Erika Stucky das Alpen-Girlie, Heidi reloaded, Yodel on the rocks, ihr Publikum mit einem wahnwitzigen Mix aus Waliserisch, Englisch und Poesie befeuernd. Im wirklichen Leben hingegen bleibt wenig von der Hippie-Wally. Die Wahl-Zürcherin wirkt da ausgesprochen ernsthaft, sehr ruhig und sanft. »Das sind meine zwei Seelen. Wenn ich nur diese Bühnenfigur wäre, wär’s ja grauenhaft, mit dieser Frau 200 Gigs pro Jahr zu machen. Ich bin froh, dass ich diese Älplerin in mir habe, mit der man auch irgendwo hingehen und was essen kann, ohne dass man sich ständig genieren muss. Ich liebe leise Wesen. Aber ich glaube, das geht jedem Schauspieler so. Mit Al Pacino könnte ich in der Pizzeria an der Ecke hocken, und es würde niemand merken, dass wir da sind. Auf der Bühne tut der und schreit der rum, aber eigentlich ist das ein ganzer ruhiger, fast scheuer Mann.«

Ebenso bedächtig hat sich Erika Stuckys Karriere in den letzten 20 Jahren entwickelt. »Die Hotels werden besser, die Säle werden größer, die Gagen werden besser. Ich hab nie einen Superhit gehabt in den letzten Jahren und musste dann wieder auf den Boden kommen, sondern bin stetig innerlich wie kommerziell gewachsen.« Wobei »kommerziell« hier alles andere als gewinnmaximierend aufzufassen ist. Im Musikantenstadl würde ihre Version von Heimatmelodie wohl zu einem zünftigen Kehraus führen. Seit sie freilich in Stefan Schwieterts zauberhaftem Film Heimatklänge als eine der Repräsentantinnen eines neuen Schweizer Jodels vertreten ist, gibt es auch schon mal Anfragen aus Korea und Vancouver und Post von der Berlinale. Sie profitiert von einer neuen Sichtweise auf eine alte, eine wilde Tradition, die viel tiefer berührt als all die Höhen jagenden Virtuosenjodler, die durch ihr synthetisches Alpenglühen zischen.

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