Im neuesten Streich stellt sich Koschuh brennenden (Um)fragen - voller c-d-e-f-g-Aha- und Oho-Momente, Irr-&Aberwitz, Rasanz & Körpereinsatz - featuring Beatboxer Samuel Plieger. Regie: Harald Windisch
In seinem neuesten Streich Eine kleine Machtmusik zückt Markus Koschuh das kabarettistische Stethoskop, hört hin und hört nicht auf, sein Ohr dort zu haben, wo es weh tut – für den ultimativen Soundcheck: Wer will warum die erste Geige spielen und wer gibt tatsächlich den Ton an? Warum vergreifen sich im Land des Wolfgang Amadeus Mozart immer mehr im Ton oder stimmen ein in den Chor der Empörten - wo doch laut Meinungsumfragen für 90% der Befragten der Ton die Musik macht?
Fakt ist:
Laut Meinungsumfragen sind immer mehr Menschen von Meinungsumfragen genervt.
70% haben schon einmal einen Umfragen-Anruf samt Kraftausdruck abgebrochen oder das Handy aus dem Fenster geworfen.
20 % beantworten Umfragen mit rasch wachsender Wurschtigkeit und reagieren spätestens ab Frage 5 mit "B!", bevor die Frage überhaupt gestellt wurde.
10 Prozent machen sich aus Umfragen einen Spaß und bringen den Fragensteller mit Gegenfragen an den Rand der Verzweiflung, bis der entnervt auflegt und den Fragebogen selbst fertig ausfüllt.
Doch ein Leben ohne das Wissen um Vorlieben, Sorgen, Haltungen etc ist unvorstellbar – für Wirtschaft, Politik, Medien und Co. Findige Redaktionen finden in nur einer Umfrage Material für eine ganze Woche Berichterstattung.
Besonders umfrageabhängig ist die Politik: Nach welchem Wind sollte die Politik ihre Schwerpunkte ausrichten – wenn nicht nach Umfrageergebnissen? Woher sollte sich die Politik Bestätigung ihrer Arbeit einholen, wenn nicht via selbst in Auftrag gegebener Umfrage?
Eine kleine Machtmusik ist ein Programm voller c-d-e-f-g-Aha- und Oho-Momente, Irr-&Aberwitz, Rasanz&Körpereinsatz. Das neue Programm des zuletzt in höchsten Tönen gelobten Markus Koschuh gehört gesehen und gehört gehört …!
Eine jüngste Umfrage unter BesucherInnen von Koschuh-Kabarettprogrammen zeigt übrigens: 2 Prozent können sogar unleserliche Kreuzerln in Kastln machen und die restlichen 98 % halten Markus Koschuh für einen der fünf besten Kabarettisten aus Tirol, können aber auf Nachfrage nicht mehr als 3 Tiroler Kabarettisten nennen …
schramek 12.5. in der TT:
Kabarettist Markus Koschuh holt sich junge Verstärkung für sein vergnügliches neues Programm „Eine kleine Machtmusik“.
Zwei Stunden mit treibenden Beats und raffiniert umgetexteten Hits und Schlagern.
Innsbruck
Da blättert der Koschuh einen Batzen Geld für die Meinungsforschung hin, 25.000 schwer erschuftete Euronen. Er möchte wissen, wer Tirols bekanntester Kabarettist sei. Dass sein eigener Name dabei fällt, davon geht er aus. So viele KabarettistInnen gibt es im heiligen Land ja auch gar nicht. Und dann das: Die repräsentativ fragenden, sich in statistischen Schwankungsbreiten bewegenden Demoskopen fördern den Namen „Dornauer“ (Schorsch mit vollem Namen) als bekanntesten Kabarettisten des ganzen Landls am Inn zutage. Na bumm.
Doch der Koschuh, Markus mit vollem Namen, der diese frei erfundene, heitere Anekdote unter großem Gelächter erzählt, braucht keine Angst zu haben: Seinen Rang auf der Bühne der Kleinkunst wird ihm der rote LH-Vize nicht ablaufen. Zumindest nicht absichtlich.
Bekannt ist nämlich der Koschuh, bekannt gut und fleißig. Schon wieder haut er ein neues Programm raus: „Eine kleine Machtmusik“ heißt es. Klingt stark nach Salzburgs Wolferl Amadé. Versatzstücke aus Mozarts „Zauberflöte“ gibt der Koschuh bei der Premiere am vergangenen Samstag im Treibhaus zum Besten. Aus „Pa Pa Pa Pa“ wird politisches „Bla Bla Bla Bla“, und der fidele „Vogelfänger“ mutiert zu einem „Stimmenfänger“ namens Kickl.
Koschuh, von der Kritik fast schon gehätschelt, liefert erneut. Gesungen wird diesmal besonders viel, satirischer Wortwitz zu allseits bekannten Hits. Eine vergnügliche Art, um Auswüchse heimischer Politik abzuarbeiten. Aus der Schnulze „Für immer jung“ (Original: Heller und Ambros nach Bob Dylan) wird „Ka Erinnerung“ – in Anspielung auf grassierende Wissenslücken bei diversen U-Ausschüssen. Ein Macht habender Narzisst himmelt sich zur Melodie von „Aber dich gibt’s nur einmal für mich“ selbst an. So geht es Schlag(er) auf Schlag(er). Koschuhs Texte lohnen das genaue Hinhören.
Nach der Pause kreuzt Jungspund Samuel Plieger auf der Bühne auf. Der 18-jährige Absamer ist als Beatboxer eine große Nummer. Er schnappt sich das Mikro und entlockt seiner Stimme, einem Drum-Computer gleich, fette Beats (sagt man so bei den Jungen) und allerhand rhythmische Effekte. Koschuh gibt dazu den Rapper, der die Zeichen der Zeit anrotzt. Yo, man!
Zwei Stunden hüpfen rum, ohne dass es fad wird. Das muss der Dornauer Schorsch dem Koschuh Markus erst einmal nachmachen.