treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DER WINTER-PASS IST AUSVERKAUFT i FÜR HADER ON ICE AM 18.1. GIBTS REST-KARTEN.

Dorfer ist ausverkauft. MASCHEK auch - die spielen am SA 18.1. um 4 eine Zusatzvorstellung. Feinripp-Nie-belungen-Karten werden knapp, die Koschuh- Premiere ist schon über-voll - danach gehts noch. Mama mia!

MOTHERS CAKE • ULTRABLISS • PROGFUNK & PSYCHODELIC ROCK

Ein kleines bisschen Anti-Rock-Show …

Nach der just erfolgten Veröffentlichung der ersten Vorab-Single, ‚One Of These Days‘, erschien am 18.10.2024 das neue Studioalbum Ultrabliss via Embassy of Music. 
Dass Mother’s Cakes fünftes Album der Beginn eines brandneuen Kapitels darstellt, ist unüberhörbar: Weitgehend befreit von songstrukturellen Zwängen klang die österreichische Band nie so losgelöst wie auf dieser, mit fei(n)sten Jams gespickten, freifließenden Abenteuerreise von einem Album. Und dass, obwohl man inspiratorisch sogar einer Art von roten Faden folgt. 
Schon der instrumentale Opener namens ‚Clockwork‘ hat es mit mit einer Spieldauer von fast zehn Minuten in sich: Mit flirrenden Synthie-Schwaden, Kraut-Beats und Anleihen an das musikalische Hauptmotiv aus Stanley Kubricks Kultfilm A Clockwork Orange (1971) erinnert der epische Eröffnungstrack zunächst an einen Retro-Science-Fiction-Score, bevor sich später Klänge einschleichen, die man durchaus als Pink-Floyd-inspiriert oder sogar „krautig“ bezeichnen kann. Es folgt der überraschende Bruch: Das flotte ‚Feel Alright’ ist kein massiver Prog-Brocken, sondern ein funky Brit-Tanzflächenfeger, der auch Franz Ferdinand, den Arctic Monkeys oder Kasabian gut zu Gesicht gestanden hätte. „Diese ganze 2008er-Indie-Zeit habe ich aktiv mitbekommen, das neue Album hat viel von diesen Vibes“, bestätigt Sänger, Gitarrist und Songarchitekt Yves Krismer, der genauso für die Klassiker der Sechziger und Siebziger von Beatles bis Jimi Hendrix schwärmt. 

Den erhöhten Jam-Faktor des neuen Albums – neben erwähntem ‚Intro‘ bringen Tracks wie ‚Love Me’, ‚On A Trip’ oder das finale ‚Into The Light’ ebenfalls deutlich erweiterte Spielzeiten auf die Uhr – erklärt der Sänger und Gitarrist wie folgt: „Diesmal haben wir uns nicht so viel Gedanken über das Songschreiben gemacht. Einfach auch deshalb, weil ich diese klassischen Strukturen aus Strophe, Bridge und Refrain gerne immer weiter auflösen möchte, sodass bei den Stücken eher ein freier Fluss entsteht. Ähnlich der musikalischen Erfahrung, die man macht, wenn man in einen Club geht.“ 
So wechseln sich auf Ultrabliss funkige Diskurse der Red-Hot-Chili-Peppers-Schule mit wabernden Klanglandschaften ab oder kann ein Song wie ‚Poor Boy’ auch mal mit einer britischen (Bass-)Attacke daherkommen, wie sie aktuell Post-Punks wie die Idles perfektionieren. Mother’s Cakes diebische Freude an musikalischen Easter Eggs in Form von klanglichen Referenzen an andere Songs und Bands schwingt bei all dem stets mit. „Wer die entsprechenden Songs kennt, dem dürfte das schon auffallen. Man muss auch solch Dinge ein bisschen einbauen“, grinst der Sänger und deutet auf allerhand versteckte tonale Assoziations-Trigger-Impulse hin, die bis hin zu Grauzones NDW-Hit ‚Eisbär’ reichen. Dass mittendrin das melodische, vergleichsweise beruhigte und zudem mit überraschendem Baritongesang intonierte ‚Clementines’ auftaucht – und dabei wie ein Outtake aus Blurs selbstbetitelten 1997er anmutet –, ist der Verdienst von Krismers Frau, die sich dafür stark gemacht hat, dass die ursprüngliche Demo-Ausnahmenummer ebenfalls aufs Album kommt. Inhaltlich ist das fünfte Mother’s-Cake-Album indes von den Themen geprägt, über die Yves seit jeher gerne singt: „Diese ganze Sex, Drugs und Rock’n’Roll-Welt. Also all das, was es eigentlich gar nicht mehr gibt, weil die meisten Bands heute ja lieber auf Nummer sicher gehen.“ Nicht allein deshalb passt der auf dem knallig-bunten Album-Artwork integrierte ‚Rated R’-Warnhinweis-Sticker, wie man ihn sonst von Amerikanischen Filmen kennt, gut ins Bild. Denn der mit ‚Intro‘ etablierte filmische Siebziger-Kosmos sowie Kubricks Kino kann man durchaus als eine Art konzeptuellen roten (oder in diesem Zusammenhang vielleicht eher orangenen) Faden betrachten, der sich durch das gesamte Album als Einfluss zieht. Wie bereits das Vorgängeralbum Cyberfunk! ist auch Ultrabliss im Sevenarts Studio, Überlärm Studio und Moonwalker Productions Studio entstanden und wurde erneut von Yves Krismer in Zusammenarbeit mit Manuel Renner und Raphael Neikes klanglich in Szene gesetzt. Dass Mulitinstrumentalist Neikes – der live sowohl Gitarre als auch Keys spielt – bereits seit der 2021er Mother’s-Cake-Veröffentlichung Studio Live Sessions zum festen vierten Mann für die bis dahin als Trio operierende Band avanciert ist, bleibt indes nicht die einzige personelle Veränderung: Während Bassist Benedikt Trenkwalder bei den Aufnahmen unvorhergesehen durch eine Krankheit verhindert war und hier glücklicherweise Arthur Darnhofer-Demar am 4-Saiter einsprang, hat Gründungsschlagzeuger Jan Haußels nach Beendigung der Albumsessions sowie 14 gemeinsamen Jahren die Band im Guten verlassen. Ein Nachfolger ist in Alex Kerbl schon gefunden und sogar die Feuerprobe erster gemeinsam absolvierter Bühnenauftritte bereits erfolgreich bestanden.
Für die Live-Zukunft planen Mother’s Cakes keineswegs mit zusätzlichen Show-Gimmicks das Kubrick-Konzept noch weiter zu verfolgen. „Ich finde heroische große Auftritte in einem 300er Club ein bisschen übertrieben“, so der Frontmann, „Das kann man eher vor Tausend Leuten machen. Deswegen machen wir auch eher die Anti-Rock-Show“, sagt der Sänger schmunzelnd und deutet damit bezüglich der Albumbegleitenden Tour auf ganz geerdete Gig-Gebärden an. Große multimediale Ablenkungsmanöver sind bei dem musikalischen Feuerwerk aus Psychedelia, Prog, Funk und (Classic-) Rock, welches Mother’s Cake musikalisch auf der Bühne entfachen werden, allerdings auch gar nicht nötig.

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