treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DR BOHL: "SOLO": EiN TiNDER TAGEBUCH iN 5 AKTEN - TIROLPREMIERE

Im Jahr 2017 haben wir damit begonnen, die Begeisterung für ausgeflippte Outfits und seichte Gags in bewegtes Bild umzusetzen.
Die Idee dafür entstand nach dem Versuch eines Geburtstagsvideos, bei dem mit dem legendären Pfannenwender als Mikrofon, random Menschen auf der Straße zum Interview über das ihnen nicht bekannte Geburtstagskind gebeten wurden.
Nach einem langen Nachmittag in der Wiener Innenstadt und der Erkenntnis, dass sich kaum jemand vor einem Iphone und einem Pfannenwender zu einer Aussage über einen ihm fremden Menschen hinreißen lässt, mussten wir uns mangels Material selber interviewen.
Der auf diese Weise entstandene Cage-Fight Trainer und die französische Hebamme des Geburtstagskindes kamen beim Publikum so gut an, dass wir das Format weiterführen wollten.

Das tun wir bis heute mit großer Freude!
 

Wir haben selbstverständlich oft mehr zu sagen, als in Kurzvideos unterzubringen ist. Dementsprechend wollten wir uns und unseren Charakteren die Bühne bieten, die sie verdammt nochmal verdienen!
Zur Begeisterung der österreichischen Zivilbevölkerung kam es im Jänner 2020 zur Weltpremiere unseres ersten Programmes „Dr.Bohl – Live!“. Vor knapp 120 geladenen Freunden hatten wir in dem Keller unserer alten Schule bei gefühlten 50 Grad Celsius einen wirklich großartigen Abend (für ehrliche Schwitzer). Dass es jemals darüber hinaus gehen würde, hätten wir in diesem Moment vermutlich maximal zu hoffen gewagt.
Eine kleine Pandemie und ein paar Social Media Aufrufe später wagten wir ab Jänner 2023 den nächsten Coup:
Unser zweites Programm „ANABOHLIKA“! 

Nun galt es, das Potpourri um eine neue Facette zu erweitern. 
Ab Februar 2025 heißt diese „SOLO“!
Bohl und fünf Tinder Dates… Ob das eine gute Idee ist?

SOLO
 

Jeder war’s mal, viele sind es. Viele wollen’s, wenige lang. Mickie besingt es und Han heißt so. 
Erstmals hat es auch Paulus erwischt: Nach zwei bahnbrechenden Programmen mit seinem kongenialen Bruder muss er diesmal alleine ran. Er nutzt dies, um für alle Suchenden da draußen aufzuarbeiten, wovon er viele hatte: Dates. Das häufigst anvisierte Minenfeld dieser Welt. 
Anhand von fünf überlebten Tinder Dates werden Fehler, Red Flags und vor allem die eigene Vergangenheit aufgearbeitet. Von Opernball mit DJ Ötzi bis Maturareise Exzess, all die Storys, die im Zuge dieser Treffen erzählt wurden, landen nun gesammelt auf der Bühne.
Ob das eine gute Idee ist?

PREMiERENKRITIK

Paulus Bohls "Solo": Ein Tinder-Tagebuch in fünf Akten -  Sofia Teresa Müller / Standard 12.2.2025 

Paulus Bohl ist bekannt als eine Hälfte des Wiener Comedy-Duos Dr. Bohl. Am Montagabend feierte er im ausverkauften Stadtsaal die Premiere seiner ersten One-Man-Show Comedian Paulus Bohl hat eine besondere Gabe – oder besser gesagt: ein Problem, das ihm das Dating-Leben schwermacht. Er erkennt "Red Flags", also erste Warnzeichen beim Gegenüber, binnen Sekunden. Eine Fähigkeit, die eher hinderlich als hilfreich ist und zum zentralen Thema seiner One-Man-Show im Stadtsaal wird.
Dort feierte der auf Tiktok bekanntgewordene Social-Media-Satiriker am Montagabend die Premiere von Solo. Der Titel ist Programm. Während Benji, die zweite Hälfte von Dr. Bohl, im Medizinstudium versinkt, wagt es Paulus alleine auf die Bühne und dorthin, wo es wirklich wehtut: in die Abgründe des modernen Datings. In der Rückschau auf seine fünf schlimmsten Tinder-Dates trifft schonungslose Gesellschaftskritik auf eine gehörige Portion Selbstironie.
Paulus testet bei seinen Dates immer wieder die goldene Regel: Innerhalb von 20 Sekunden erkennt man, ob jemand heiratstauglich ist. Die ernüchternde Bilanz? Fünf Dates, null Hochzeitspläne. Paulus bleibt weiterhin solo. Kein Wunder, wenn die potenziellen Abturner alias Red Flags so vielfältig sind wie die Dates selbst.
"Instagram ist die Visitenkarte unserer Generation", stellt Bohl in seinen Erzählungen fest – eine Erkenntnis, die ihn bei einer kunstaffinen Dame ereilt, die zwar eine Albertina-Jahreskarte, aber zu wenige Follower hat. Virtuelle Relevanz ist für ihn eben nicht verhandelbar.
Benji und Paulus sind zusammen als Dr. Bohl auf Tiktok und der Kabarettbühne unterwegs. Ihr Markenzeichen: Das Schlüpfen in stereotypische Rollen und ein gelber Pfannenwender als Mikrofonhalterung.
Ebenso unverständlich bleibt für Paulus das Konzept des Ausdauersports. Ein weiteres Date entpuppt sich als viel zu fitnessbegeistert und schwärmt ernsthaft davon, freiwillig einen Marathon zu laufen. Sein Fazit: "Laufen ist ein Fluchtinstinkt" – und damit unromantisch.
Selbst zwischenmenschliche Feinheiten abseits des Dating-Lebens bereiten Paulus Kopfzerbrechen. Die größte aller sozialen Hürden: die Begrüßung. Wer die falsche Entscheidung trifft – Umarmung, Handschlag oder doch Wangenbussi? –, ruiniert sich die Begegnung.
Seine schlimmste Erfahrung: Ein gescheiterter Handschlag mit Andi Knoll, der sich überraschenderweise als "Hugger" entpuppte, also als Umarmer statt Händeschüttler. Ein Schockmoment, der ihn bis heute verfolgt. Um peinliche Situationen wie diese zukünftig zu vermeiden, wagt Bohl den Praxistest. Er umarmt einen Zuschauer für volle 20 Sekunden. Beide überleben, das Publikum feiert.

Solo ist allerdings nicht nur eine Abhandlung gescheiterter Dates und unangenehmer Erfahrungen. Bohl schwelgt auch in Erinnerungen an seine Highlights des letzten Jahres – darunter ein Besuch beim Opernball, wo er als unseriöser Reporter österreichische Promis interviewte. Etwa DJ Ötzi – ein Treffen und Match, das besser endete als manches seiner Dates.
Zum Finale wagt sich Bohl dann an das, was ihn als Tiktok-Comedian groß gemacht hat: Online-Interaktion mit dem Publikum. Er öffnet Tinder, zeigt sein Profil und wischt in Echtzeit. Das verdeutlicht nicht nur die Absurdität von Online-Dating, sondern zeigt, dass Social-Media-Humor durchaus bühnenfähig ist.
Auch ohne seinen Bruder Benji bleibt Paulus Bohl weiterhin das, was ihn ausmacht: ein Meister des trockenen Wiener Schmähs, ein Gesellschaftskritiker und ein Selbstironiker par excellence. Solo ist wie eine Dating-App in Kabarettform. Ein ständiger Dopaminausstoß, begleitet von einem Hauch Fremdscham. Doch man kann es einfach nicht lassen, es zu lieben – ein klarer Swipe nach rechts. 

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