treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DIE FALSCHEN FREUNDE

alles ist pop - die stimme ohne namen

Die Stimme der Sendung ohne Namen kommt ins Treibhaus - vorab ein brief:
!Liebe Jugend!
Ich bedaure die Missstimmungen, die seit einiger Zeit zwischen uns herrschen aus Tiefste. Deswegen würde ich gerne noch einmal rekapitulieren, was bisher geschah. Erfunden habe ich Dich in den 50ern. Um dich zu bändigen, gab ich Dir den Rock´n´Roll. Doch Du wurdest unzufrieden und verlangtest in den 60ern nach gesellschaftlicher Veränderung und ich gab Dir den Beat. In den 70ern verlangtest Du nach Spiritualität und Gemeinschaftsgefühl und ich gab Dir Flower Power Musik. In den 80ern merktest du, dass alles da gewesene zu nichts geführt hat und ich gab Dir den Punk. Nachdem Du mit ihm nichts mehr anzufangen wusstest, wiederholte ich für Dich in ständigen Retrowellen alles noch einmal.     Jetzt haben wir das Jahr 2004. Was willst du denn noch, Jugend? Ich habe doch alles für Dich getan!
Liebe Grüße und schreibe mir bald!

Die Lieblingsband der Standart-Redaktion .....

"Alles ist Pop" bei den Falschen Freunden
Musikalische Immigranten aus München spielten unsere aktuelle Lieblingsplatte der Redaktion ein
Die Falschen Freunde: "Alles ist Pop" (derfreieRaum fürMusik 2004, VÖ: 10. 3. 2004)

 
Wenn ich könnte wie ich wollte würd ich gar nichts wollen gaben Wir sind Helden das Thema vor, und die Falschen Freunde variieren es in "So viel Zeit" in mannigfacher Formulierung, besonders schön: Ich liefere Passivität in Spitzenqualität. - Musik für den noch immer namenlosen Lebensabschnitt zwischen Jugend und Erwachsensein, Liebkind der Soziologen. Ein Abschnitt mit der Tendenz zum Immer-länger-werden, geprägt von individueller und kultureller Selbstständigkeit, ohne jedoch ökonomisch abgesichert zu sein.


"Pop trifft den Geist der Zeit"

Alles, worum die Gedanken da so kreisen, ist auf "Alles ist Pop" vorhanden: das Warten auf eine Richtung, ein Stückchen vom Output der Spaßgesellschaft ergattern wollen (Hey hey ich steh auf der Gästeliste) und die Liebe natürlich. Und dann dieses ganz eigenartige Verhältnis zum Berufsleben, dem man noch nicht wirklich angehört oder angehören will, das man auch noch kritisch beäugt - und von dem man doch weiß, dass man ihm letztlich nicht entrinnen wird. Vielleicht auch nicht will.

... "Fernsehredakteur" ist nicht der einzige Moment auf "Alles ist Pop", wo Biographisches einfließt: Immerhin gestaltet FF-Sänger Fred Schreiber die "Sendung ohne Namen", das vielleicht letzte originelle Programm im ORF (oder gibt's noch ein zweites? ... kurz überlegt ... nein, da ist nichts mehr). Auch der Umzug der aus München stammenden Band nach Wien wird besungen und gibt Stoff für ein veritables Liebeslied ("Wien"), und das wiederum Gelegenheit, Träume auf 4 Meter hohe Altbauräume zu reimen.

"Alles was wir tun ist Pop"

Knapp zwei Jahre sind seit der Debüt-Platte "Gästeliste" der Falschen Freunde vergangen, und der verstrichene Zeitraum lässt sich nicht nur an den Texten ablesen, sondern auch die Musik hat an Konturen gewonnen.

"Gästeliste" gestaltete sich noch als relativ einheitlicher Sixties-Bossanova-Pop, nicht unähnlich der Münchner Wahlverwandtschaft von den Moulinettes (die übrigens auch soeben eine neue CD herausgebracht haben: "Serendipity Park"). Mit "Bleib doch noch einen Augenblick" und "Nichts zu sagen" sind zwar auch auf "Alles ist Pop" noch sanfte Bossa-Klänge vertreten, ansonsten hat sich aber erstens der Gitarreneinsatz verstärkt und zweitens das Tempo deutlich erhöht.

Die Sechziger und frühen Achtziger standen Pate für einen - stellenweise, wie etwa im Titellied - um einen Synthesizer ergänzten Sound, der um mehr als eine Spur rockiger und zugleich mittanzbarer geworden ist. Das Ergebnis: Wie der Titel schon sagt.

Fred Schreiber (Stimme ohne namen)
Frank Januschke (Gitarre),
Franz Rebensteiner (Bass)
Mario Lackner (Schlagzeug)

Zwei Münchner in Wien
Pop-Art. Pop-Musik. Pop-Kultur. Das flotte Beiwort verleiht jedem Begriff etwas Modernes, etwas Spritziges, etwas Jugendliches. Doch hat sich schon jemand darüber Gedanken gemacht, wie man „Pop“ definiert, was „Pop“ eigentlich ist?
Fred Schreiber (Autor der „Sendung ohne Namen“ im ORF) und Frank Januschke, zwei Münchner Musiker, die sich vor acht Jahren kennen lernten, haben es getan und liefern mit dem Titel ihres aktuellen Albums die  
Antwort: „Alles ist Pop“.  
Alles? Gut, einverstanden, nicht gerade eine befriedigende Charakterisierung.
Das Vormagazin hat sich mit den „Falschen  
Freunden“ in einem Café im Wiener  MuseumsQuartier getroffen und konnte ihnen mehr entlocken.  

Frank Januschke: „,Pop‘ ist für mich immer ein Ausdruck für Masse, für eine gewisse Breite und für eine gehörige Portion Marketingstrategie. Es steckt aber immer auch ein bisschen ,retro‘ drinnen.“ – „Die Geschichte ist die“, so Fred Schreiber, „in den 60er Jahren war Pop eine Art Gegenkultur, die sich gegen das Establishment und auch gegen den bestehenden Kunstbegriff gewendet hat. Alltägliche Gegenstände wurden genommen, um damit Kunst zu machen. In den 70er Jahren wurde Pop durch die Flower-Power- Generation abgelöst, die Pop quasi als Lifestyle und nicht als Ausdruck einer Gegenkultur aufgefasst hat. Und in den 80er Jahren mündete das Pop-Phänomen in die Musikrichtung Neue Deutsche Welle.“  

Die aktuelle CD der „Falschen Freunde“ greift verschiedene Elemente dieser vergangenen Jahrzehnte auf. Warum widmet sie sich dem Thema „Pop“?  
„Ich denke, dass heute überhaupt nichts mehr existieren kann, ohne das Pop-Phänomen beigemischt zu bekommen. Alles muss genreübergreifend funktionieren. Subkultur muss heute im Handumdrehen populär gemacht werden, und das gefällt mir nicht“, erklärt Fred Schreiber.  

„Alles ist Pop“ lässt sich mit einem Buch, das in einzelne Kapitel gegliedert ist, vergleichen. Unterschiedliche Inhalte, aber insgesamt ein rundes Ergebnis. Es sind Texte, die von persönlichen Erlebnissen geprägt sind, Texte über Situationen, die jeder schon einmal erlebt hat. „Ich finde es wichtig, nicht nur Texte zu schreiben, die vor Metaphern strotzen, sondern auch mal Dinge konkret anzusprechen“, so Fred Schreiber. Wie der Song „So einfach“ (Anm.: ein Song, der über drei Minuten den Satz „Es ist alles so einfach, alles ist so einfach“ wiederholt)? „Genau“, so Frank Januschke, „wenn der Song auf Englisch wäre, würde keiner danach fragen.“  

Ironische Hymnen auf die Medienwelt wie etwa „Fernsehredakteur“ oder „Gästeliste“, werden von ruhigen, ins Ohr gehenden Melodien, wie z. B. „Bleib doch noch einen Augenblick“, abgelöst, auf die schließlich wieder grifflastige Sounds in den Liedern „So viel Zeit“, „Mein Haus“ oder „Wien“ folgen.

Apropos Wien. Was bringt eigentlich zwei Münchner dazu, ihrer Heimatstadt den Rücken zu kehren und in der Donaumetropole mit einem neuen Label ein neues Leben zu beginnen? Offensichtlich die Liebe. Fred Schreiber: „Ich liebe Wien. Es ist die Stadt, in der ich das Gefühl habe, dass Künstler eine Bühne und  
ein Publikum finden.“ Frank Januschke: „Außerdem: Wir haben uns hier nicht nur in die Stadt, sondern in ganz liebe Frauen verliebt.“ Wie eine Zeile des Songs „Wien“ beweist: „Ich kann nicht entfliehen. Ich habe mich verliebt. Ich kann nicht entfliehen. Ich habe mich verliebt in Wien.“