"So wie er, mit dieser durch Pausen hochgespannten Rock-Bissigkeit, den wie aus buddhistischen Ritualen herüberwehenden Ruf-Motiven und den merkwürdigen Überleitungsschleifen, spielt kein anderer Mensch Gitarre", schrieb Ulrich Olshausen in der FAZ über die Deutschlandpremiere des vietnamesischen Gitarristen Nguyen Lê 1993 auf dem Jazz-Festival Berlin.
Ungewöhnliche melodische Wendungen, weite Intervalle, vertrackte Rhythmen und überraschende Zitate“ attestiert das Jazz-Lexikon Nguyên Lê, der 1959 in Paris als Sohn vietnamesischer Exilanten geboren wurde. Mit 15 Jahren spielte er zunächst Schlagzeug und kam dann über den E-Bass autodidaktisch zur Gitarre.
Seitdem arbeitete Lê mit Größen wie Johnny Griffin, Michael Gibbs, Carla Bley, Steve Swallow, Randy Brecker, Steve Lacy, Gil Evans, Triluk Gurtu, John McLaughlin, Dewey Redman und Ornette Coleman zusammen.
Seine CD-Aufnahmen unter eigenem Namen zeigen das breite Musikspektrum dieses herausragenden, rockigen Jazz-Gitarristen: Tales Of Vietnam“ (1995), Maghreb And Friends“ (1998), Bakida“ (2000) oder Purple – Celebrating Jimi Hendrix” (2002).
DAS AKTUELLE QUARTET:
Nguyen Le - gitarre
Paul McCandless (Saxofone, Klarinetten)
Art Landes (Piano)
Jamey Haddad (Perkussion)
Mit dem amerikanischen Pianisten Art Lande spielt Lê mit einem Musiker zusammen, von dem er sagt: Mein erstes Zusammentreffen mit Art Lande im Jahre 1986 war für mich ein einschneidender Punkt in meiner musikalischen Entwicklung. Mit den ersten Tönen, die wir zusammen spielten, lernte ich Wesentliches über die Essenz des Jazz: Gemeinsame Leidenschaft auf der Basis gemeinsamer Improvisationen, als Einheit von Kopf und Bauch, von Poesie und Verstand.“ Paul McCandless – vor bald 30 Jahren Gründungsmitglied der ersten Weltmusik“-Band Oregon - bringt auf den selten gebrauchten Instrumenten wie Oboe, Sopran- und Sopranino-Saxofon seine eigenwilligen und unverkennbaren Soundvorstellungen sowie seine lyrische Spielweise ein. Jamey Haddad, Amerikaner mit libanesischen Wurzeln, studierte in Indien Perkussion. Danach spielte nicht nur mit Jazzern wie Dave Liebman und Joe Lovano, sondern auch mit Brasilianern oder Musikern aus Palästina und Marokko zusammen und hat dabei ein eigenes Instrumentarium als Mischung afrikanischer und indischer Perkussionsinstrumente entwickelt.
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N G U Y E N L E
Als Gastsolist trat er bei Vince Mendozas "Sketches" zusammen mit der WDR Big Band auf. Übereinstimmend schrieben SZ und WAZ von "der Entdeckung des Festivals". Mit seinem letzten Projekt "Tales From Vietnam" ist Nguyen Lê bereits 1996 ein auf allen großen europäischen Festivals gefeiertes musikalisches Ereignis, so in Berlin, Zürich, Paris, Bozen, Saalfelden. Seine intensive Auseinandersetzung mit der traditionellen Musik Vietnams sowie seine Arbeit mit der Sängerin Huong Thanh und dem Multiinstrumentalisten Hao Nhien führen ihn gemeinsam mit hochkarätigen Musikern aus der europäischen Jazzszene zu einer faszinierenden Verschmelzung der Kulturen. - "Ich bin eine personifizierte Fusion der Kulturen." (Nguyên Le)
Nguyên Lê hat bereits drei Alben eingespielt, die unter seinem eigenen Namen erschienen sind (u.a. mit Marc Johnson und Peter Erskine, zuletzt im Sommer ´96 "Tales From Vietnam"). Daneben wirkte er bei zahlreichen weiteren Jazzproduktionen mit. Der Autodidakt begann mit 15 Jahren Schlagzeug zu spielen und wechselte später zu Gitarre und elektrischen Baß. Nach seinem Studium der Bildenden Kunst und der Philosophie in Paris war er 1987 Mitglied des French National Jazz Orchestras und arbeitete dort mit so bekannten Musikern wie Carla Bley, Randy Brecker, Gil Evans oder Quincy Jones zusammen. Schon 1989 schrieb das Magazin "Guitarist" über ihn: "This guitarist has nothing to learn from anyone, he could even become a model for others."
Die musikalische Bandbreite des Gitarristen, der sich auch als Komponist und Arrangeur auf internationalen Bühnen einen Namen gemacht hat, reicht von Jazz, ethnischer Musik bis hin zu Funk und Rock. Das Nguyên Lê - Trio mit dem Bassisten Dieter Ilg und dem Schlagzeuger Danny Gottlieb veröffentlichte im Frühjahr ´95 die von der Kritik vielbeachtete CD "Million Waves" und gastierte mit großem Erfolg u.a. auf den Festivals in Montreux, Stuttgart, Vilshofen und Leverkusen. Ein neues vielversprechendes Programm bietet das Trio im März 1997. Begleitend erscheint dazu eine CD mit drei Trios: Neben Danny Gottlieb und Dieter Ilg ist Nguyên Lê zu hören mit Peter Erskine und Marc Johnson sowie in einem Funk-Trio gemeinsam mit Mino Cinelu und ...
Nguyên Lê - Stationen einer musikalischen Biographie
1959 in Paris geboren, Vater Professor für vietnamesische Literatur. Mit 15 Jahren Schlagzeuger, danach Gitarre und Baß. Studium der Bildenden Kunst und der Philosophie in Paris; Examensarbeit über den Exotismus im Werk Victor Segalens. Mit 18 längerer Aufenthalt in Vietnam.
1987 Mitglied des Orchestre National de Jazz.
1990 erste Solo-CD Miracles (mit Marc Johnson, Peter Erskine)
1991 Mitglied der Fusion-Band Ultramarine.
1992 CD Zanzibar (mit Paul McCandless, Joel Allouche u.a.).
1993 Gastsolist der WDR-Bigband: Jazzpana Konzert, Midem/Cannes. Solist auf Vince Mendoza´s CD Sketches weitere Platten: Trio Init mit André Ceccarelli und Francois Moutin sowie mit Andy Emlers Megaoctet, Safy Boutella, Marc Ducret (Songs from the Sixties) und Michel Portal. 1994 trifft Dieter Ilg und Danny Gottlieb (ex- Pat Metheny -Group) bei der WDR Bigband. Gründung des Nguyên Lê -Trios. Produktion im Dezember.
1995 CD Veröffentlichung Million Waves im April. Das Trio tourt mit großem Erfolg u.a. auf Festivals in Montreux, Stuttgart, Vilshofen und Leverkusen.
29.6.95 erstes und vielbeachtetes Konzert mit Teilen aus Tales from Vietnam beim Halle That Jazz -Festival, Paris. Oktober / November Produktion von Tales from Vietnam mit Paolo Fresu (Trompete), Simon Spang Hansen (Tenorsaxophon), Michel Benita (Baß), Huong Thanh (Gesang), Hao Ninh (traditionelle Instrumente), Trilok Gurtu (Percussion) u.a.
1996 Festivalauftritte mit "Tales of Vietnam" bei den Jazztagen in Zürich, Berlin, Saalfelden, Paris, Bolzano u.a.
1997 Tournee durch Deutschland / Juni 97: Canada & USA, Jazzfestival Willisau, Jazztage Viersen (mit TV), Jazztage Göttingen, Jazztage Ingolstadt; Frankreichtournee mit Tales from Viet-nam
1998 Gründung der Band „Maghreb & Friends, Aufnahmen zur CD März ´98. Konzertpremiere: Theaterhausfestival Stuttgart April 98; Festivals in Moers, Hildesheim, Angoulême, Lüneburg, Nancy, Wiesen, Bonn, Paris, Montreux, Rom, Milano, Nancy etc.THE NGUYÊN LÊ TRIO with Renaud Garcia-Fons, Karim Ziad
BAKIDA
"Anders als meine Alben "Tales from Viêt-nam"oder "Maghreb & Friends" setzt sich meine neue CD nicht mit einer speziellen Kultur auseinander. Ich sehe es eher als Synthese verschiedener geistiger Errungenschaften und Emotionen, als Bewegung innerer Einflüsse und Träume", sagt der vietnamesisch-französische Gitarrist Nguyên Lê über seine neue Einspielung "Bakida".
Bakida ist so etwas wie die Konsequenz aus der bisherigen musikalischen Vita des Gitarristen. Zur Erinnerung: Nguyên Lê, der 1959 als Sohn vietnamesischer Einwanderer in Paris geboren wurde, war schon immer vielseitig bemüht. Die Karriere des Autodidakten, der eigentlich Bildende Kunst und Philosophie studiert hat, startete durch, nachdem er 1987 ins französische Orchestre National de Jazz (unter Antoine Hervé) einberufen wurde. Danach arbeitete er mit Musikern wie Dee Dee Bridgewater, Andy Emler, Carla Bley, Courtney Pine und sogar Gil Evans und Quincy Jones. Ein besonderes Ereignis wurde sein Auftritt bei der MIDEM 1994, als er für Al DiMeola beim "Jazzpana", Projekt von Vince Mendoza (ACT 9212-1) einsprang und die internationale Presse verblüffte.
Bei eigenen Einspielungen war die musikalische Ausrichtung jedesmal eine andere: auf "Tales of Vietnam" (ACT 9225-2) verband der Gitarrist die Musik seiner Ahnen respektvoll mit dem Jazz, mit "Maghreb & Friends" (ACT 9261-2) orientierte sich Lê vornehmlich nach Algerien.
Es war immer schon schwer, Nguyên Lê`s Musik auf einen klaren Nenner zu bringen. In ihrer Undefinierbarkeit lag stets soviel Reiz wie in der schieren Musikalität, mit der sie präsentiert wurde und wird. Auch die Spielweise des 40jährigen mit dem jugendlichen Appeal setzt sich über Grenzen hinweg, was die Frankfurter Allgemeine Zeitung dazu veranlasste,
ihm nach seinem Auftritt mit Vince Mendoza´s "Sketches" (ACT 9215-2) beim JazzFest Berlin 1994 zu attestieren: "Niemand spielt so Gitarre wie
er." Eigentlich ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich Lê`s Musik jeglicher Kategorie zu entziehen versucht, denn einerseits wurde er von der strengen traditionsbewussten Kultur seiner Eltern geprägt, andererseits war er in Paris ständig einer kunterbunten Multikultur ausgesetzt, in der Einflüsse sich immer überlappten, verwischten und vermischten. Das Ergebnis ist Weltmusik im besten Sinne des Wortes.
Zur Grundbesetzung von Bakida gehört die Dreierformation "Sand" mit dem französisch-spanischen Bassisten Renaud Garcia-Fons und dem spanischen Schlagzeuger Tino di Geraldo, seit 1997 in fast 100 Konzerten "live-erprobt" zusammengewachsen ist. Zu dieser "Basisgruppe" gesellen sich als Gäste auf einzelnen Stücken langjährige musikalische Freunde wie der spanische Bassist Carles Benavent, der algerische Percussionist Karim Ziad, der vietnamesische Flötist Hao Nhien Pham, der sardische Trompeter Paolo Fresu, der türkische Ney-Spieler Kudsi Erguner, der norwegische Pianist Jon Balke, der amerikanische Saxofonist Chris Potter
(kürzlich Gewinner des dänischen Jazz Par-Preises) und schließlich der französische Marmiba-Spieler Illya Amar.
Bakida enthält zehn Stücke, die kontrastreicher und farbenfroher nicht sein könnten. Die Musik ist im einen Moment meditativ, trifft den Zuhörer dann aber wieder mit ungeheurer Wucht; sie trägt Elemente von Jazz, Rock, Funk und selbst klassischer Musik in sich. Lê und seine Mitmusiker unternehmen Reisen, die sie die Küstenregionen des Mittelmeers entlang führen, und sie machen auch Abstecher ins Südchinesische Meer, an dem Lê`s Heimat Viêt-nam liegt. Erstaunlich, zu welch homogener Musik der Gitarrist die mannigfaltigen Elemente, aus denen sie besteht, gemacht hat. Da wirkt nichts aufgesetzt, nichts künstlich zusammengeführt. Um es mit Nguyên Lê selbst zu sagen: "Mögen alle Farben, Akzente und Gewürze aufrichtig zusammen kommen, mögen sie wie ein Mittelweg zwischen den Strömungen der Kulturen sein: West und Ost, Mitte und Pole, Süd und Nord, strahlend und anziehend."
DISCOGRAPHY
Programme Jungle - Ultramarine, (1985) Bloomdido BL0001
DÊ - Ultramarine, (1989) Musidisc 500052
Esimala - Ultramarine, (1991) Musidisc 500242
Pierre Louis Garcia - (1988) KPP 26
Wait - I.L.L.O.U.Z., (1988) Flat & Sharp 192422
Make Up - Sylvin Marc, (1990) JMS 052-2
Eurasie - Bruno Heuze, (1993) K Vox KVR 1006
Khora - Thierry David, (1994) K Vox KVR 1009
Strong Love Affair - Ray Charles, (1996) Qwest
Chansongs - Claude Nougaro, (1993) Phonogram 5211172
O.N.J. 88/89 - Orchestre National de Jazz, (1987) Label Bleu LBL 6511
African Dream - Orchestra National de Jazz, (1989) Label Bleu LBL 6521
Megaoctet - Andy Emler, (1990) Label Bleu LBL 6533
Headgames - Andy Emler, (1992) Label Bleu LBL 6553
Mejnoun - Safy Boutella, (1991) Indigo LBLC 2501
Anyway - Michel Portal, (1993) Label Bleu LBLC 6544
Cinemas - Michel Portal, (1995) Label Bleu LBLC 6574
Init - Ceccarelli/N. Lê/Moutin, (1993) Polygram 518265-2
Sketches - Vince Mendoza, (1994) WDR/ACT 892152
Miracles - Nguyên Lê, (1989) Musidisc 500102
Zanzibar - Nguyên Lê, (1992) Musidisc 500352
Million Waves - Nguyên Lê, (1995) ACT 9221-1
Tales from Viet-Nam - Nguyên Lê, (1996) ACT 9225-2
3 Trios - Nguyên Lê. (1997) ACT 9245-2
Maghreb & Friends Nguyên LÊ (1998) ACT 9261-2
MOON AND WIND Huong Thanh & Nguyên Lê (1999) ACT
Nguyên Lê Trio - Bakida - (2000) ACT 9275-2 - LC 07644