treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

TRILOK GURTU

DER MIT DEN TROMMELN TANZT

Ein Meister-Musiker mit Vorwärts-Drive
Unter den großen Perkussionisten hat sich Trilok Gurtu als eigenständige Stimme mit stilistischer Originalität empfohlen. Seine Verschränkung klanglicher und rhythmischer Parameter unterscheidet sich wesentlich von der Arbeitsweise lateinamerikanischer Perkussionisten. Das gilt schon für die instrumentalen Voraussetzungen, die auf ein eher lineares Konzept und auf subtilere dynamische Differenzierung hin ausgerichtet sind, als das bei Drummern sonst der Fall ist. John McLaughlin nennt den 1951 in Bombay geborenen Trilok Gurtu einen „indischen Musiker von der Ausbildung und Jazzmusiker vom Gefühl her“.
Lineup:
Trilok Gurtu (percussion/voice),
Carlo Cantini (violin/melodica),
Gros Ngolle Pokossi (bass),
Jan Ozveren (guitar)

Trilok Gurtu, 1951 in Bombay geboren, zählt seit vielen Jahren zu den Meisterperkussionisten der internationalen Szene zwischen Weltmusik, Pop, Klassik und Jazz.

Er, der sich als Jugendlicher in Hotels seiner Heimatstadt als Schlagzeuger verdingte, dabei mit der Musik von John Coltrane, James Brown und Jimi Hendrix in Berührung kam, ist von jeher Vermittler heterogener musikalischer Strömungen.
In seiner Jugend vazierte der erfahrungshungrige Musiker durch Italien, Schweden und die USA. Vergeblich bewarb er sich um einen Platz in der berühmten Berklee School. Er wurde abgelehnt. Viele Jahre später, als man ihm dort die Ehrenmitgliedschaft anbot, lehnte er diese dann ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte er längst mit Granden wie John McLaughlin, Bill Laswell und Jan Garbarek tiefe musikalische Einsichten gewechselt.
Rechtzeitig zu seinem Auftritt  präsentiert Gurtu sein neues, bislang 17. Soloalbum „Spellbound“, auf dem sogar kurz sein einstiger Mentor Don Cherry zu hören sein wird.
line up
Trilok Gurtu – perc, vocal
Frederik Koter – tp
Tulug Tirpan – p, keyb
Jonathan Ihlenfeld Cuniado – bass



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Geboren am 30. Oktober 1951 in Bombay ist der indische Percussionist Trilok Gurtu inzwischen zu einer festen Größe in der europäischen und amerikanischen Musiklandschaft geworden. Als Sohn der Ghazal-Sängerin Shobba Gurtu, die auch über Indiens Grenzen hinaus bekannt ist, genießt er eine tiefgehende musikalische Erziehung. Dazu trägt auch sein Großvater bei, der den Ruf eines hoch angesehenen Sitar-Spielers genießt.
Durch den Einfluss westlicher Radiosender kommt Trilok Gurtu sehr früh in Kontakt mit der Musik von Steve Winwood, Jimi Hendrix, John Coltrane und vielen anderen Helden der ausgehender 60er Jahre. Das gesteigerte Interesse an indischer Musik in den 70ern führte ihn 1977 über New York nach Hamburg, wo er den Jazztrompeter Don Cherry kennen lernt. Tourneen und Einspielungen mit ihm, Charlie Mariano und Philip Catherine sollten seine ersten Stationen auf dem Weg nach ganz oben sein.
Mitte der 80er ist seine Zeit gekommen. 1984 - 1988 trommelt er bei Ralph Towners "Oregon", einer der erfolgreichsten Ethno-Bands der 80er, und spielt 1985 mit Jan Garbarek dessen Album "Song for Everyone" ein. Anschließend machte ihn John McLaughlin für vier Jahre zum festen Bestandteil seines frisch reformierten Mahavishnu Orchestras, mehrere Welttourneen und Albumeinspielungen inklusive.

Von nun an nicht mehr wegzudenken aus der Musikwelt arbeitet Trilok Gurtu mit klassischen Künstlern wie den klavierspielenden Lebeque-Schwestern oder dem Cello-Virtuosen YoYoMa. Sein Hauptaugenmerk aber gilt bis Mitte der 90er der Weltmusik und dem Jazz. Kollaborationen mit Joe Zawinul, Bill Laswell, Maria Joao, Gilberto Gil, Pharoah Sanders, Annie Lennox, und Pat Metheny folgen.

Zu dieser Zeit meint er im Jazzthetik-Interview: "Jazz war früher, heute mache ich meine eigene Musik." Wortreich und erklärend fügt er hinzu: "Es waren keine schlechten Zeiten. Ich hatte gut und viel zu tun, was für einen Musiker nicht immer der Fall ist. Damals sprach man nicht von Weltmusik, und alles, was irgendwie anders als Pop und Klassik klang, war Jazz. Also spielte ich Jazz, um damit Geld zu verdienen. Doch auch der Jazz war in einer Krise. Oft war die Musik so verschachtelt und vertrackt angelegt, dass man kaum durchsah. Ich konnte das auch bedienen und habe dementsprechend gespielt. Doch bald merkte ich, dass ich bei verschiedenen Auditions den Job nicht bekam, weil die Musiker sagten, das sei alles unglaublich toll und cool, aber sie könnten zu diesen vertrackten und schnellen Rhythmen nichts mehr zusätzlich einbringen. Das war ein Wendepunkt für mich und mir war klar, Jazz ist ein Job und eigentlich geht es nur um meine eigene Musik. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, meine Musik einfacher zu schreiben und damit auf das Publikum zuzugehen. Nicht das Publikum braucht mich, ich brauche das Publikum."

Unter eigenem Namen veröffentlicht er seit 1996 regelmäßig Alben auf denen er mit unterschiedlichen Gästen 'seine' Musik offeriert. Zu seinen Kollaborateuren der Neuzeit gehören Ex-Zap Mama-Sängerin Sabine Kabongo, Neneh Cherry, Angelique Kidjo, Steve Lukather und Salif Keita. Für sein elftes Soloalbum "Broken Rhythms" (2004) engagiert er neben dem irischen Blues-Gitarristen Gary Moore das italienische Arké String Quartett, den tuvinischen Obertonchor Huun Huur Tu, den 'Teufelsgeiger' Ganesh Kumar, Sitar-Meister Ravi Chary, sowie mehrere indische Vokalistinnen. Aber: "Wir sind keine Exoten, die den Soundtrack zum Urlaub abliefern. Was wir spielen ist das 'Real Thing'."

Diese Einschätzung bestätigen ausverkaufte Tourneen ebenso wie die Preise, die er in schöner Regelmäßigkeit in Empfang nimmt. Fünfmal hat er inzwischen den Downbeat Poll als bester Perkussionist des Jahres gewonnen. Das wundert keinen, der ihn einmal gehört und gesehen (er spielt kniend) hat.


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Trilok Gurtu - Der mit den Trommeln tanzt
Jazz

»Jazz war früher, heute mache ich meine eigene Musik!« Damit steckt Trilok Gurtu das Terrain ab, auf dem er sich heute bewegt und worüber er im Interview sprechen möchte. In den 70er und 80er Jahren war er einer der gesuchtesten Sideman und musikalische Bezugsperson derer, die in der kontemplativen Ruhe asiatischer Musik das lang gesuchte Gegenstück zur nervenfressenden Hektik der westlichen Musikentwicklung zu finden meinten. Doch andere Musiker in ihrer Spielauffassung zu bestätigen war noch nie Trilok Gurtus Sache. Unbequem und fordernd war er wohl schon immer und seine letzten Alben beweisen auch, warum. Trilok Gurtu hat eine Mission.

JAZZTHETIK Artikel: Thorsten Bednarz.
London 12.Mai. Im Barbican-Centre findet eine lange Nacht des sogenannten Asian Underground statt. Die gut 2.000 Tickets sind lange schon ausverkauft, die restlichen werden zu horrenden Schwarzmarktpreisen gehandelt. Schon in der U-Bahn wird heiß diskutiert, wer denn der eigentliche Headliner des Abends sei – Badmarsh & Sri mit ihrem neuen fantastischen Album oder Trilok Gurtu. Backstage im Barbican-Centre herrscht große Aufregung. Beinahe alles, was in der Szene indisch-stämmiger Musiker in England Rang und Namen hat, ist hier versammelt. Und beinahe jeder raunt sich zu, ob »Er« schon da sei, das große Idol, der gedankliche und musikalische Vorreiter dessen, was in England die Tanzdielen zum Brodeln bringt – Trilok Gurtu.

»Sie haben mich verstanden«, freut sich Trilok Gurtu. »Für sie zählen keine Schubladen, keine Stile. Viele von ihnen haben als DJs angefangen und die Musik aufgelegt und zusammengebracht, die ihnen gefallen hat. Neben Soul und Hip Hop waren es auch immer meine frühen Platten, die heute regelrechten Kultstatus genießen und die sonst niemand verstanden hat. Die niemand hören wollte, weil sie anders waren als das, was ich bei John McLaughlin oder anderen spielen konnte.« Womit wir doch schon wieder bei den vermeintlich glorreichen Zeiten sind. »Ich komme kaum davon los, weil ich mich immer wieder davon abgrenzen möchte. Es waren keine schlechten Zeiten. Ich hatte gut und viel zu tun, was für einen Musiker nicht immer der Fall ist. Und ich kam vielleicht auch gerade zur richtigen Zeit nach Europa, um Arbeiten zu können. Damals sprach man nicht von Weltmusik und alles, was irgendwie anders als Pop und Klassik klang, war Jazz. Also spielte ich Jazz, um damit Geld zu verdienen. Doch auch der Jazz war in einer Krise. Oft war die Musik so verschachtelt und vertrackt angelegt, dass man kaum durchsah. Ich konnte das auch bedienen und habe dementsprechend gespielt. Doch bald merkte ich auch, dass ich bei verschiedenen Auditions den Job nicht bekam, weil die Musiker sagten, das sei alles unglaublich toll und cool, aber sie könnten zu diesen vertrackten und schnellen Rhythmen nichts mehr zusätzlich einbringen. Das war auch ein Wendepunkt für mich und mir war klar, Jazz ist ein Job und eigentlich geht es nur um meine eigene Musik. ... Meine Songs sind jetzt viel einfacher und ich habe meine Lektion gelernt – mit viel Geduld! Dafür spiele ich jetzt überall auf den größten Festivals: Ich spiele in Glastonbury, Boston, Seattle mit Bands wie den Prodigy, Faithless oder REM.«

Es ist keine Abschätzigkeit, die sich hier Bahn bricht. Hochnäsigkeit oder ein übersteigertes Ego sind Trilok Gurtu fremd. Es ist eher die eigene Unruhe, die ihn immer wieder vorwärts treibt und ein sehr starkes Gefühl für Professionalität, welches er neben vieler mittelmäßiger Musik auch bei vielen Musikern schmerzlich vermisst. »Mit den Musikern in meiner Band kann ich sehr ungeduldig sein, wenn sie unvorbereitet sind, oder, noch schlimmer, unfähig zu lernen. Da ist Geduld fehl am Platze. Da muss ich meinen Job als Bandleader erfüllen und ihnen knallhart sagen, wo es lang geht. Ich weiß schon, was Geduld bedeutet. Aber, meine Güte, ich bin nicht Gott und darf auch mal die Geduld verlieren!« Und wie lernfähig er selbst ist, hat er in den letzten Jahren wieder verstärkt unter Beweis gestellt. Früher sah er sich im positiven Sinne als Traditionalist, lehnte das elektronische Equipment, das für den gleichmäßigen Beat sorgt, ab. Inzwischen haben aber doch die Computer Einzug gehalten in sein vielfältiges Drumkit. Doch Trilok Gurtu fährt keine vorgefertigten Beats ab. Er nutzt lediglich den Computer, um sich selbst live zu sampeln. Er ist ein Instrument von vielen, auch wenn es eines ist, dessen Möglichkeiten vielfältiger sind als die einiger anderer Instrumente. »Es ist wie bei allen Instrumenten eine Frage, wie Du sie beherrschst und wie Du sie einsetzt. Mehr nicht. Und wer bin ich denn, dass ich dagegen sein könnte, neue Spielmöglichkeiten auszuprobieren? Wer bin ich denn, dass ich überhaupt gegen etwas sein könnte?!«

So beschreibt er auch gerne seine neuen Songs als eine Art von Drum and Bass. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge scheint er diesen Begriff ins Gespräch zu werfen, denn eigentlich sind ihm derartige Schublagen nicht nur viel zu eng sondern auch und in erster Linie zuwider. »Ich habe auf meiner ersten Platte schon die gleiche Musik gemacht wie heute. Es war nur einfach 15 Jahre zu früh. Im Laufe der Zeit habe ich es gelernt, meine Musik einfacher zu schreiben und damit auf das Publikum zuzugehen. Nicht das Publikum braucht mich, ich brauche das Publikum. Deswegen spricht der Jazz heute auch so wenige Leute an – weil viele Musiker nur noch Standards spielen und nichts mehr riskieren. Der Jazz heute ist wie eine Religion und die ganze sogenannte Weltmusik geht in die gleiche Richtung. Je mehr Du Dich in Deinem musikalischen Gesichtsfeld einengst, desto höher musst Du die Latte Deines Anspruches legen und irgendwann versteht kein Mensch mehr diese Musik.«

Vielleicht auch deswegen sucht er auf dem neuen Album The Beat of Love (Blue Thumb/Universal) sein Heil in hochprofilierten Musikern, die überwiegend nicht aus der westlichen Musikhemisphäre stammen. Auf früheren Alben klang es fast danach, als wollten Trilok oder eher die Plattenfirma mit hochkarätigen Gästen wie Neneh Cherry, Steve Lukather oder Pat Metheny dem mehr oder weniger geneigten Plattenkäufer etwas beweisen. Inzwischen hat Trilok Gurtu mit Ravi Chary, der ehemaligen Zap Mama-Sängerin Sabine Kabongo, Amit Heri und Hilaire Penda eine schlagkräftige Band zur Seite, die im Studio noch von Angelique Kidjo, Salif Keita, Wasis Diop und vor allen Dingen Wally Badarou unterstützt wird. Für Insider sind dies durchaus klangvolle Namen, für ein Massenpublikum aber kaum ein Grund, ins Portemonnaie zu greifen. Doch hinter dieser afrikanisch/asiatischen Koalition des guten Geschmacks steckt ein Prinzip. »Es geht uns darum, Brücken zu bauen, keine Grenzen. Hier sieht man uns als Musiker der dritten Welt und zieht klare Grenzen zwischen Afrika und Asien. Aber wir sind keine Exoten, die den Soundtrack zum Urlaub abliefern. Auch wir können gute Musik machen und die Politiker im Westen könnten sich gegen eine Koalition von Asien und Afrika bestimmt nicht wehren. Der Westen hat Afrika und Asien geteilt, hat alte Nationen willkürlich auseinandergerissen und daran krankt speziell Afrika bis heute. Doch wir sind stark. Wir sind keine dritte Welt, sind keine Entwicklungsländer aus freien Stücken. Und kulturell haben wir bestimmt mehr zu bieten als Westeuropa und Nordamerika, wo die alten Kulturen seit der Industrialisierung zu einem großen Teil verschwunden sind. Was wir spielen, ist das ›real thing‹, keine kurzlebige Idee eines Produzenten für den Ruhm von fünf Minuten!« So gesehen, unterstreicht Trilok Gurtu, ist es auch keine Soloplatte sondern das Album eines Teams. Ohne seine Mitstreiter aus Afrika und Asien hätte er dieses Projekt nicht umsetzen können – weder inhaltlich noch musikalisch.

In Amerika und England beginnt man, diese neue Wahrheit zu verstehen – sowohl inhaltlich als auch musikalisch. Vielleicht liegt es daran, dass die vermeintlichen »Ausländer« sich dort eher in die Gesellschaft integrierten, als dies in Deutschland der Fall ist. Ansätze zu einer entstehenden multikulturellen Gesellschaft gibt es dort eher als im wohlgeordneten Deutschland. Das gilt auch musikalisch, denn hier gilt noch die alte Maxime »Schuster bleib‘ bei deinem Leisten!«, was im Falle von Trilok Gurtu heißt »Einmal Jazz, immer Jazz«. Inzwischen nimmt er die mangelnde Anerkennung aus seiner Wahlheimat gelassen. »Wären hier nicht meine Familie und mein Finanzamt, niemand könnte mich halten!«, scherzt er. Doch wir wissen ja nur zu gut, wie viel der Prophet im eigenen Lande gilt. Und so gesehen, hat der provinzielle Mief Norddeutschlands auch sein Gutes. Es ist wie eine Umkehrung von erster und dritter Welt. Während die »weltmännischen Deutschen« zum Relaxen nach Indien oder Thailand fahren, kommt Trilok Gurtu nach Deutschland. Und noch ein Gutes gibt es: Jedes Mal vor einem Konzert ist die Wiedersehensfreude unter seinen Musikern viel größer, als würde man nahe beieinander leben und ständig miteinander proben. Das Prinzip der globalen Einheit – in Trilok Gurtus Musik sind wir ihm näher als in allen Plänen von Politik und Wirtschaft.


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LAUT.DE:

"Als Ich drei oder vier Jahre alt war, hatte meine Mutter einen Perkussionisten, der immer zu spät oder gar nicht kam. Irgendwann sagte mein Vater: Trilok trommelt doch immer auf den Tisch, hol ihn runter. Da musste ich meine Mutter begleiten." So kann man natürlich auch zum Percussion-Spiel kommen und Gurtu lacht noch heute über die Instrumentenwahl: "So habe ich mein Instrument gewählt. Oder das Instrument mich."  
Als Sohn der weit über Indiens Grenzen hinaus bekannten Sängerin Shobba Gurtu († 2004), ist Trilok Gurtu aus der internationalen Musiklandschaft seit den 80ern nicht mehr weg zu denken. Geboren am 30. Oktober 1951 in Bombay, genießt er ab frühester Kindheit eine musikalische Erziehung. Zu seiner Ausbildung trägt neben der musizierenden Großfamilie vor allem sein Großvater bei, der den Ruf eines hoch angesehenen Sitar-Spielers genießt. Und der Rundfunk! Durch den Einfluss westlicher Radiosender kommt Gurtu sehr früh in Kontakt mit der Musik von Steve Winwood, Jimi Hendrix, John Coltrane und vielen anderen Helden der ausgehender 60er Jahre.
Das gesteigerte Interesse an indischer Musik in den 70ern, das nicht nur die Beatles bannt, führt ihn 1977 über New York nach Hamburg, das er fortan seine Heimat nennt. Dort lernt er den Jazztrompeter Don Cherry kennen. Tourneen und Einspielungen mit ihm, Embryo, Charlie Mariano und Philip Catherine sind seine ersten Stationen auf dem Weg nach ganz oben.
Dann geht es Schlag auf Schlag. 1984-1988 trommelt er bei Ralph Towners Oregon, einer der erfolgreichsten Ethno-Bands der 80er, und spielt 1985 mit Jan Garbarek dessen Album "Song for Everyone" ein. Anschließend macht ihn John McLaughlin für vier Jahre zum festen Bestandteil seines frisch reformierten Mahavishnu Orchestras, mehrere Welttourneen und Albumeinspielungen inklusive. Kollaborationen mit Joe Zawinul, Bill Laswell, Maria Joao, Gilberto Gil, Pharoah Sanders, Annie Lennox, Pat Metheny und dem Cello-Virtuosen Yo-Yo Ma folgen.
Wird er durch diese Kooperationen vor allem als hochkarätiger World- und Jazz-Sideman wahrgenommen, veröffentlicht Gurtu seit Anfang der 90er unter eigenem Namen regelmäßig Alben, auf denen er mit unterschiedlichen Gästen "seine" Musik offeriert. Zu den Eingeladenen gehören Ex-Zap Mama-Sängerin Sabine Kabongo, Neneh Cherry, Angelique Kidjo, Youssou N'Dour, Steve Lukather und Salif Keita.
Für "Broken Rhythms" (2004) engagiert er neben dem irischen Blues-Gitarristen Gary Moore, das italienische Arké String Quartett, den tuvinischen Obertonchor Huun Huur Tu, den 'Teufelsgeiger' Ganesh Kumar, Sitar-Meister Ravi Chary sowie mehrere indische Vokalistinnen. Aber: "Wir sind keine Exoten, die den Soundtrack zum Urlaub abliefern. Was wir spielen ist das 'Real Thing'."
Diese Einschätzung bestätigen ausverkaufte Tourneen ebenso wie die Preise, die er in schöner Regelmäßigkeit in Empfang nimmt. Sieben Mal gewinnt er den Downbeat Poll als bester Perkussionist des Jahres. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Trilok Gurtu Mitte der 90er erkennt: "Jazz war früher, heute mache ich meine eigene Musik."
Im Interview mit dem renommierten Magazin Jazzthetik, führt er dieses Statement aus. "Es waren keine schlechten Zeiten. Ich hatte gut und viel zu tun, was für einen Musiker nicht immer der Fall ist. Damals sprach man nicht von Weltmusik, und alles, was irgendwie anders als Pop und Klassik klang, war Jazz. Also spielte ich Jazz, um damit Geld zu verdienen. Doch auch der Jazz war in einer Krise. Oft war die Musik so verschachtelt und vertrackt angelegt, dass man kaum durchsah. Ich konnte das auch bedienen und habe dementsprechend gespielt. Doch bald merkte ich, dass ich bei verschiedenen Auditions den Job nicht bekam, weil die Musiker sagten, das sei alles unglaublich toll und cool, aber sie könnten zu diesen vertrackten und schnellen Rhythmen nichts mehr zusätzlich einbringen. Das war ein Wendepunkt für mich und mir war klar, Jazz ist ein Job und eigentlich geht es nur um meine eigene Musik. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, meine Musik einfacher zu schreiben und damit auf das Publikum zuzugehen. Nicht das Publikum braucht mich, ich brauche das Publikum."
Diese Erkenntnis führt Gurtu 2009 zu "Massical". "Musik muss für alle da sein. Deshalb sage ich, Musik ist massical", erläutert er die Titelwahl. Seine Musik, das "Real Thing" und den roten Faden von "Massical" kommentiert der spirituell denkende Musiker im Gespräch mit laut.de: "Musik ist wie Gott: sie hat keine Farbe, keine Form und keinen Namen. Was bleibt übrig? Sie zu akzeptieren wie sie ist. Das Real Thing ist, was wirklich in uns steckt - ohne Schmutz. Der Faden ist farblos. Ich will zeigen, dass Musik eins ist - ohne Wörter, Sprache und Erklärungen. Wir bauen Brücken und keine Barrieren.