Herbie Hancock's neuer Gitarren-Magier Lionel Loueke ragte bereits auf dessen Album `Possibilities` heraus, Louekes Grammy-Anteil an der Hancock Sieger-Platte "The Joni Letters" ist nicht zu unterschätzen: und er begeisterte daraufhin auf der letzten Sommertournee von Hancock, mit dem er erstmals Europa bereist hat und spielte sich an Herbie vorbei in die Herzen des Publikums.
Ursprünglich begann der famose Gitarrist aus Afrika als Perkussionist. Erst mit 17 Jahren stieg er auf Saiteninstrumente um. Zunächst siedelte er an die Elfenbeinküste um seine musikalischen Kenntnisse auf dem dortigen National Institute of Art zu erweitern. Er hörte erstmals Musik von Wes Montgomery, Joe Pass und George Benson. Das spornte ihn an. 1994 wechselte er an die American School of Modern Music in Paris, ehe er 1999 ein Stipendium an der Berklee School in Boston zugesprochen bekam. In Windeseile reifte ein Gitarrist von Größe heran, der jeden Quadratzentimeter seines Instruments beherrscht und zusätzlich über Inspirationsquellen verfügt, die ihn von anderen unterscheiden. Das Zauberwort heißt Afrika und verhinderte, dass Loueke trotz aller Bildung seine Spontanität verlor.
Der Saitenflitzer studierte am Thelonious Monk Institute of Jazz und machte gleichzeitig die New Yorker Clubszene unsicher. Bald war er ein gefragter Sideman, der auf Alben von Herbie Hancock, Terence Blanchard und Charlie Haden Akzente setzte. Zusätzlich nahm Loueke geradezu magisch tönende eigene Alben auf. Sein aktuelles Album „Karibu“ nahm er für das prestigeträchtige Label Blue Note auf. Es zeigt den Künstler im intimen Trioformat mit seinen langjährigen Sideman Massimo Biolcati (Bass) und Ferenc Nemeth (Schlagzeug). Herbie Hancock und Wayne Shorter absolvieren Gastauftritte. Das war nur rechtens, schließlich trug Lionel Louekes scharfe Gitarre das ihre dazu bei, dass Hancock 2008 den Grammy fürs „Album des Jahres“ einheimsen konnte. Die Zukunft der Jazzgitarre – sie führt ohne Zweifel über die ungewöhnliche Ästhetik Lionel Louekes!
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laut.de
"Von seinem Schlag gibt es nur einen", antwortet Wayne Shorter auf die Frage, warum er auf dem Majordebüt von Lionel Loueke seine Tröte erklingen lässt. Herbie Hancock ist nicht minder begeistert von den Fähigkeiten des Gitarristen und lässt es sich ebenfalls nicht nehmen, auf "Karibu" ein Stelldichein zu geben.
"Karibu" ist Suaheli und bedeutet 'Willkommen'. Willkommen in der "musikalischen Welt einer der bemerkenswertesten neuen Stimmen im Jazz". Die New York Times bezeichnet ihn als einfühlsamen Virtuosen, der es "irgendwie versteht, sich in jedem Song selbst zu vervielfachen." Gemeint ist Louekes eigenwillige Klangerzeugungspalette, die über herkömmliches Gitarrenspiel weit hinaus geht. Seine Stimme setzt der vielseitige Musiker sowohl perkussiv als auch melodiös ein. Sein Umgang mit Harmonien, Melodien und Rhythmen ist, gelinde gesagt, nicht von dieser Welt.
Die Bühne des Lebens betritt Lionel Louekes im westafrikanischen Benin und in Mali. Dort verbringt er eine 'normale' Kindheit und Jugend, bis ihm das berühmte Schlüsselerlebnis widerfährt. "Als ich elf oder zwölf war, schaute ich meinem Bruder dabei erstmals zu. Ich saß da von zehn Uhr abends bis drei Uhr morgens, schaute nur ihn an und hörte gebannt zu", erinnert sich Loueke an seinen älteren Bruder, der Gitarre in einer Afro-Pop-Band spielt.
Doch erst als er 17 ist, entdeckt er das Instrument auch für sich selbst. Sein Talent macht es ihm leicht, das Gitarre-Spielen in rasantem Tempo zu erlernen. Sein Interesse gilt zunächst den musikalischen Traditionen seiner afrikanischen Heimat. Seine Studien gelten, neben der Musik aus dem Benin, dem Kongo, Nigeria, Zaire, Mali und dem Senegal. Nach der Einverleibung seiner Wurzeln spreizt er seine Flügel und öffnet sich dem Jazz..
Und das kommt so: Louekes bereits erwähnter Bruder bekommt eines Tages Besuch von einem Freund aus Paris. Im Gepäck hat der eine CD von George Benson. "Ich hörte mir das an und es klang wie nicht von dieser Welt. Ich versuchte, mir jeden Griff aufzuschreiben, um so zu spielen wie er. Dann habe ich mich mit seinen Vorgängern beschäftigt, mit Wes Montgomery und Joe Pass", kommentiert Lionel das wegweisende Geschehen.
Konsequent verfolgt er seinen Weg, der ihn an die Elfenbeinküste ans 'National Institute of Art' führt. "Als Student konnte ich kaum meine Miete bezahlen und war auch schon aus der Wohnung rausgeflogen, so dass ich einen bezahlten Auftritt dringend brauchte. Da gab es diesen Club, wo ich schon mehrmals versucht hatte zu landen. Eines Abends ging ich völlig verzweifelt und abgebrannt in den Club. Ich brauchte Geld zum Überleben. Als die Band dort eine Pause einlegte, ging ich auf die Bühne, schnappte mir eine Gitarre und begann zu spielen. Man wollte sie mir schon entreißen, aber der Clubmanager sagte, 'nein, lasst ihn spielen'. Anschließend kam er zu mir und fragte mich, ob ich einen Job haben wolle. Es war mein erster Gig und daraus wurden zwei Jahre!"
Die nächste Station auf seinem Weg heißt Paris. 1994 verlässt Loueke Afrika um an der Seine seine Ausbildung an der 'American School of Modern Music' fortzusetzen. Nach seinem Abschluss erhält er ein Stipendium für die renommierte Jazzschmiede in Berklee und zieht in die Vereinigten Staaten.
In Berklee lernt er Massimo Biolcati (Bass) und Ferenc Nemeth (Schlagzeug) kennen, die schon bald seine Weggefährten werden. Nachdem es in Berklee nichts mehr zu tun gibt, geht das Trio nach Los Angeles um am 'Thelonious Monk Institute of Jazz' weiter zu studieren. Wer an diesem Institut landet, gehört zur absoluten Elite des Jazznachwuchses, denn die Talentschmiede für Hochbegabte ermöglicht es nur wenigen Studierenden, mit einigen der weltbesten Jazzer zu spielen und bei ihnen zu studieren. Mit dabei: Herbie Hancock, Wayne Shorter und Terence Blanchard.
Als Herbie Hancock die Bewerbungssongs von Loueke hört, dreht er völlig durch: "Ich bin ausgeflippt. Ich habe noch nie jemanden spielen hören, der diesem Gitarristen nahe gekommen wäre. Es gab keine Hürde, die er sich nicht zu nehmen traute, er war absolut angstfrei", illustriert der Klaviergott seine erste Begegnung mit Loueke voller Euphorie.
So viel Talent lassen die drei Jazzeminenzen sich natürlich nicht durch die Finger rinnen, und noch bevor Loueke seinen Abschluss am Monk Institute macht, nimmt ihn Blanchard in sein Sextett auf. Sowohl auf Tour als auch im Studio hinterlässt er seine Duftmarke. Blanchards Blue-Note-Alben "Bounce" (2003) und "Flow" (2005) sind bereits vom Loueke-Virus infiziert.
Als nächster ist Herbie Hancock dran, in dessen Quartett Loueke fortan die Saiten zupft. Auch auf dem grandiosen "River: The Joni Letters", mit dem es Hancock 2007 gelingt, einen Grammy für das Album des Jahres zu gewinnen, ist Loueke zu hören. 2008 hält er die Zeit für reif, um unter eigenem Namen zu debütieren. Bei Blue Note unter Vertrag ist, nach zwei auf Independent-Labels veröffentlichten Alben ("In A Trance" und "Virgin Forrest"), auch das ein konsequenter Schritt auf dem Erfolgsweg des Ausnahme-Gitarristen.
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"Mr. Loueke is a gentle virtuoso. As a singer, he has a husky, sincere baritone and a melting falsetto that he uses to scat-sing along with his guitar solos. He’s also a full-fledged jazz guitarist, and he uses both electronics–guitar synthesizer, looping devices–and African roots. In one piece, unassisted by any technology beyond microphone and amplifier, he sang, made percussive tongue clicks and played syncopated guitar chords and leads. He multiplied himself, one way or another, in nearly every song."
Jon Pareles, The New York Times
"Lionel Loueke sings and his music rolls along with a feel-good sense of joy…he always radiates a groove…[but] he is also a sophisticated jazz player… Karibu is a thoughtful mix of hybrid grooves, straightahead guitar soloing, free-improv and a couple standards… Virgin Forest was excellent. But Karibu is better, a solid showcase of a new Afro-jazz star who clearly will be with us for a long time."
DownBeat
"Loueke’s lines are smartly formed and deftly executed. His ear-friendly melodicism draws both from traditional African sources and a lifetime of closely studying the likes of Jim Hall and George Benson, and his rhythmic shifts come quickly and packaed with surprises."
JazzTimes
"Lionel Loueke’s Karibu seamlessly blends West African harmonies and rhythms with jazz for a fresh and energetic sound. The buzz-generating guitarist has journeyed a long way for his turn in the modern jazz spotlight, so rightfully deserved." -
PLANET°
"Recorded live with no overdubs, Loueke's debut for Blue Note feels like a jazz trio set albeit with a brand new identity stamped all over it. Loueke gets the African music he grew up with to work in places it might not have been before."