Musik für Zeiten des Umbruchs Mit Mut zur Melodie, ein Bekenntnis zur Emotion. Vor 631152000 Sekunden. Das sind 175320 Stunden. Oder 7305 Tage haben sie ihr erstes Album veröffentlicht. Ein Feiertag!
631152000 Sekunden. Das sind 175320 Stunden. Oder 7305 Tage. So lange ist es her, dass die Sofa Surfers ihr erstes Werk veröffentlicht haben. Als darken Appetizer für das im Herbst erscheinende Jubiläumsalbum 20 sendet die Band mit See The Light ein Rework ihres Songs aus dem Jahr 2002: Strahlend schwarz und voller atmosphärischer Irritationen ist es geworden - die Feierlichkeiten mögen hiermit elegant eröffnet sein.
Eigentlich hatten die vier Wiener Wolfgang Frisch, Markus Kienzl, Michael Holzgruber und Wolfgang Schloegl gar keine Lust, eine Popband zu werden. Jeder von ihnen hatte genug mit eigenen Projekten zu tun. Kruder & Dorfmeister vom ebenfalls aus Wien stammenden Remix-Duo mussten die vier der Legende nach erst mühselig überreden. Fest steht, dass Richard Dorfmeister den Sofa Surfers mit einem Remix von "Sofa Rockers" erste Starthilfe bei den Medien gab.
Da geht was: Club-Rocken mit den Sofa Surfers oder Blut, Schweiß und Tränen fühlen mit Psychopunch. Wers weniger dreckig mag, lausche der neuen deutschen Rock-Hoffnung Monochrome, himmle Cardigans-Sängerin Nina Persson an, entfliehe der Welt mit Nada Surf und lehne sich mit Home Of The Lame zurück. Später machen die vier Soundtüftler sich einen Namen und gelten mit K&D als Hauptprotagonisten eines sogenannten "Vienna Sounds".
Das 1997er Album "Transit" mit den beiden Singleauskopplungen "The Plan" und "Sofa Rockers" erregte bereits Aufsehen in der europäischen Dub- und Techno-Szene, die anschließende Tour erntete Begeisterungsstürme.
Scrambles, Anthems and Odysseys
Musik für Zeiten des Umbruchs / Dunkle Welten vs. Emotionen
Mit ihrem neuen Album Scrambles, Anthems and Odysseys errichten die Sofa Surfers eine teils dystopische, teils hoffnungsvoll mutige Parallelwelt. Dabei gelangen sie an musikalische Orte, die sich zwar von Beginn ihrer Karriere an am Horizont abgezeichnet haben, die aber bislang selten noch derart kompromisslos erreicht wurden: Ohne Hemmungen gehen hier dunkle Drohnen und SciFi-Synths mit packenden Kompositionen und exzellenten Vocals Allianzen ein; mehr denn je erlaubt sich die Band Gefühle – und die dürfen durchaus auch mal groß sein.
Massive Trap- und Electrobeats treffen auf Rave-Referenzen sowie auf dezente Anleihen aus den 1980er-Jahren – und auf Mani Obeyas mitreißend klare, bei Bedarf wunderschöne Stimme, die den erzählerischen Bogen mühelos zu spannen vermag. Mit Soulcat E-Phife wurde für ein paar Songs ein kongenialer Gegenpart gefunden: Die Wiener Rapperin treibt das Tempo voran und unterstützt den für die Sofa Surfers ungewohnt emotionellen Ansatz.
Denn das ist wohl das Erstaunlichste auf dem achten regulären Studioalbum der Band: der Mut zur Melodie, das Bekenntnis zur Emotion. Das hat man von den Sofa Surfers so kompromisslos noch nicht gehört. Ungewöhnlich? Ja – und es ist verdammt gut so.