GUT GEGEN NORDWIND: Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf
"Eine minimalistische, quicklebendige Liebesgeschichte. Die Frühromantiker hätten an diesem Liebesballett ihre Freude gehabt, zweifach: Erstens durchleben die beiden alle Farben und Töne der guten alten romantischen Sehnsucht, die aufblüht, indem sie sich aufzehrt. Und zweitens tun sie es mit genau dem Witz, der den Romantikern so wichtig war ... Man greift sich ans Herz, wünscht den beiden alles Gute und träfe sie gerne einmal wieder." (Neue Zürcher Zeitung)
GUT GEGEN NORDWIND.
Theaterstück von Anita Köchl nach dem Bestseller
von DANIEL GLATTAUER.
MIT: Anita Köchl, Edi Jäger
REGIE: Fabian Kametz
PRESSE in Salzburg:
"Geistreiche Worte machen sexy ... eine bezaubernde Liebesgeschichte ... Köchl & Jäger begeistern"(SN)
Brillant ... muss man einfach gesehen haben ... hinreißende Komödie" (DrehPunktKultur)
grandios (Österreich)
faszinierend (Standard),
perfekt visualisiert (Krone),
"einer der zauberhaftesten und klügsten Liebesdialoge der Gegenwartsliteratur" (Spiegel)
Der wunderbare Email-Roman ist „zum Brüllen komisch“ (Literarische Welt) und eine der ganz großen literarischen Entdeckungen der letzten Jahre. Wie geschaffen für die Bühne.
"... eine faszinierende Bühnenadaption." (STANDARD)
".... Unmöglich, raunte es durch die Reihen derer, die den Roman kannten. Doch die Zweifler wurden eines Besseren belehrt. Gekonnt schafften es Anita Köchl und Edi Jäger (Regie: Fabian Kametz), die Dialoge vom Daten-Highway auf die Bühne zu übertragen ... im Laufe des Abends baut sich eine irrsinnige Spannung auf ... Wird die Liebe auf das erste Mail auch Liebe auf den ersten Blick? Ein Theaterabend, der uns Sehnsüchte und Ängste Schwarz auf Weiß vorführt. Schön!" (ÖSTERREICH)
"SPRACHGEWITTER IM ECHTEN RAUM: Gut gegen Herbst-Depression! Das befanden 350 beeindruckte Besucher der Linzer URAUFFÜHRUNG ... es brauchte keine fünf Minuten, dann hatten Anita Köchl und Edi Jäger das zunächst Befremdende schauspielerisch weggepustet ... perfekt visualisiert." (KRONE)
Die elektronischen Medien sind nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken, der Umgang mit ihnen ist längst als Kulturtechnik dem Lesen, Schreiben und Rechnen gleichwertig. Und wir haben uns auch mit und durch sie verändert. Wir leben eben nicht mehr nur in einer realen, materiellen Welt, sondern auch in zahllosen virtuellen, und die Grenzen verwischen immer mehr. So ist es eigentlich umso erstaunlicher, dass trotz ihres rasanten Vormarsches in unserem Alltagsleben die E-Mail-Kommunikation in der Literatur bisher eine so periphere Rolle gespielt hat. Höchste Zeit, dass sich jemand um die speziellen Tiefen und Untiefen des Schreibens am Bildschirm kümmerte! Glattauer hat mit seinem jüngsten Roman "Gut gegen Nordwind" ein Buch herausgebracht, das ebenso süchtig macht wie sein Sujet - das Scheiben nächtlicher E-Mails - und dabei laut Spiegel "einen der zauberhaftesten und klügsten Liebesdialoge der Gegenwartsliteratur" vorgelegt. Denn gibt es in einer vom Alltag besetzten Wirklichkeit einen besser geschützten Raum für gelebte Sehnsüchte als den virtuellen?
Bei Leo Leike landen irrtümlich E-Mails einer ihm unbekannten Emmi Rothner. Aus Höflichkeit antwortet er ihr. Und weil sich Emmi von ihm angezogen fühlt, schreibt sie zurück. Bald scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann es zum ersten persönlichen Treffen kommt. Aber diese Frage wühlt beide so sehr auf, dass sie die Antwort lieber noch eine Weile hinauszögern und die heile virtuelle Welt noch einige Zeit aufrecht erhalten, denn im realen Leben ist Emmi glücklich verheiratet und Leo verdaut gerade eine gescheiterte Beziehung. Und überhaupt: Würden die gesendeten, empfangenen und gespeicherten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und was, wenn ja?
„Schreiben Sie mir, Emmi. Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf.“
Die beiden Vollblutschauspieler ANITA KÖCHL und EDI JÄGER haben gemeinsam mit Regisseur FABIAN KAMETZ diesen Roman auf die Bühne gebracht und haben für dieses bestimmt nicht leichte Unterfangen eine wunderbare Form gefunden, die von der Diskrepanz zwischen dem Alltags(er)leben der beiden Protagonisten in ihrem realen Umfeld und den virtuell generierten Gefühlen, Sehnsüchten und Phantasien ihre Spannung bezieht.
"... einer der zauberhaftesten und klügsten Liebesdialoge der Gegenwartsliteratur ..."
(Der Spiegel)
"Klug, komisch und spannend zugleich."
(Brigitte)
"Kommunikationskunst auf höchstem Niveau. Man liest und liest und liest. Man liest seiner Umgebung seitenweise vor aus diesem Musterbeispiel des modernen Fernbalzens ... Lustig, zum Brüllen komisch. Es blickt auf die Niederungen der Mail-Amouren und tänzelt auf einem dünnen Seil mit bewundernswerter Artistik über die Abgründe des Ildiko-von Kürthy-Grabens."
(Die Welt)
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Daniel Glattauer
Gut gegen Nordwind.
Roman.
Wien: Deuticke Verlag, 2006.
223 Seiten, geb., Eur 17,90.
ISBN 3-552-06041-3.
Es war höchste Zeit. Oder, anders gesagt: erstaunlich, dass trotz ihres rasanten Vormarsches in unserem Alltagsleben die E-Mail-Kommunikation in der Literatur bisher eine so periphere Rolle gespielt hat. Aber nun endlich, endlich kümmert sich einer um die speziellen Tiefen und Untiefen des Schreibens am Bildschirm. Danke, Herr Glattauer. Das Buch macht ebenso süchtig wie sein Sujet: das Schreiben langer nächtlicher E-Mails.
Daniel Glattauer schildert in seinem jüngsten Roman "Gut gegen Nordwind", wie eine falsch abgeschriebene Mail-Adresse den Auftakt bildet für eine Bildschirm-Beziehung, die allmählich außer Kontrolle gerät. Und das völlig abseits aller Chatrooms und Kontaktanzeigen - diese Art der Bekanntschaft spielt im Roman absolut keine Rolle. Es ist vielmehr der Zufall, der auch einmal Schicksal spielen möchte. Oder ein bisschen Amorspfeile schießen, so gut er das eben zustande bringt.
Leo ist Sprachpsychologe und forscht an der Universität. Ausgerechnet über den Transport von Emotionen via E-Mail. Das wird ihm allerdings bald zu privat zum Weiterforschen. Emmi ist glücklich verheiratet und Ersatzmama für die beiden Kinder ihres Mannes aus erster Ehe. Ansonsten eine Powerfrau, beliebt, erfolgreich und beneidet.
Leo nimmt es immer wieder in Angriff, die Beziehung zu seiner Ex-Freundin allmählich endgültig zu beenden. Emmi möchte an der Seite ihres Mannes alt werden.
Das alles schürt mit der Zeit unterschiedliche Erwartungen - die besten Voraussetzungen für Schwierigkeiten.
Aus anfänglichem Geplänkel, Entschuldigungen für Versendefehler, intellektuellem Fingerhakeln auf der Tastatur ganz im Sinne echten oder eingebildeten Geschlechterkampfes - eine kurze Antwort ist so schnell geschrieben und versendet, warum also nicht noch eine kurze Replik und sei sie noch so nichtig - entwickelt sich allmählich echte Kommunikation mit immer greifbarerem Inhalt und in weiterer Folge eine immer intimere Freundschaft. Es beginnt zu knistern in der Leitung. Und Leos E-Mails sind gut gegen den Nordwind, der Emmi nicht schlafen lässt, wenn er bläst. Sie sind gut gegen Nordwind in Emmis Kopf.
Daniel Glattauer verwebt in seinem Roman die unterschiedlichsten Arten von E-Mails: vom Ein-Wort-Mail in der Beinahe-Chat-Situation über den seitenlangen Sermon bis zum von Alkohol und später Stunde angereicherten Austausch von Befindlichkeiten - mit einem Tastendruck sind die Mails beim Empfänger, so schnell und flüchtig wie das gesprochene Wort, aber eben doch immer und immer wieder reproduzierbar und schwarz auf weiß. Die Worte haben den eigenen Bildschirm verlassen und beginnen am Ende ihrer Reise ein Eigenleben, nichts und niemand holt sie mehr zurück, auch wenn einem das manchmal lieber wäre. E-Mails sind eben schneller als der Brief, unmittelbarer, entziehen sich der Kontrollinstanz des Am-nächsten-Tag-lieber-noch-einmal-Durchlesens, die so manchen gedruckten oder handgeschriebenen Brief voller Emotionen auf dem schnellsten Wege in den Papierkorb befördert. Das E-Mail ist dann längst schon beim Empfänger, der sich freut - und der Sender schickt vielleicht noch eines nach am nächsten Tag, eins, das wieder nüchtern ist und distanziert. Nur - der Adressat hat sie meistens doch recht gerne, die Schwelgereien einer langen Nacht. Ein guter Grund, sie zu wiederholen und jedes Mal ein bisschen weiter zu gehen, ein bisschen mehr preiszugeben von sich selbst.
Emmis und Leos Begegnungsfeld ist beschränkt auf den Bildschirm, obwohl die Versuchung eines persönlichen Treffens steigt und steigt - nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass die beiden ohnehin in derselben Stadt wohnen. Ihr konsequenter Verzicht auf persönliche Begegnung ist keine der Art "Wir sitzen am selben Tisch, aber ich schick dir lieber ein SMS", auch keine der Art, wie sie sich beim Telefonieren von Schreibtisch zu Schreibtisch im Nebenzimmer offenbart, sondern besteht nur aus Angst. Angst davor, dass eine Begegnung in Fleisch und Blut der Begegnung im virtuellen Raum nicht standhalten könnte. Angst vor zu viel Nähe, Angst vor zu viel Distanz, Angst vor Enttäuschung. Aber am Ende ist die Entscheidung doch nicht zu umgehen.
Glattauer lässt ausschließlich Emmi und Leo von sich erzählen, seine Regieanweisungen beschränken sich auf die Angaben der Zeitabstände zwischen ihren Mails. Manchmal nur wenige Sekunden, manchmal mehrere Tage. Und die Tippfehler der beiden hat er offenbar auch gelöscht, aber er kommentiert das Geschehen in keiner Weise. Nicht zuletzt diese Zurückhaltung macht wohl den Roman so authentisch.
Und die Entwicklung der Beziehung der beiden Briefchenschreiber ist keineswegs so vorhersehbar, wie es das Thema vielleicht vermuten lassen würde. Überraschende Wendungen und skurrile Einfälle schüren immer wieder von Neuem die Neugier auf Weiteres. Beginnen Sie lieber nur dann zu lesen, wenn Sie in den nächsten paar Stunden nichts vor haben. Sie werden nämlich nicht mehr aufhören können.
Sabine Dengscherz
literaturhaus.at
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DANIEL GLATTAUER
Alle sieben Wellen
Erscheinungstermin: 5. Februar 2009
Als ich „Gut gegen Nordwind“ zu schreiben begann, zweifelte ich keine Sekunde daran, dass sich Emmi Rothner und Leo Leike treffen würden – spätestens nach vierzig, fünfzig Seiten Email-Dialog.
Als ich mit „Gut gegen Nordwind“ fertig war, musste ich feststellen:
Die ersehnte Begegnung ist ausgeblieben.
Schade zwar, aber am Ende des Buches wäre es mir zu einfach gewesen. Sie haben mir den Schluss bis heute nicht verziehen? Vielleicht tun Sie es im Februar, wenn der Fortsetzungsroman „Alle sieben Wellen“ erscheint. Ich kann mir nur wünschen, dass Sie mein neues Buch so gerne lesen wie ich es geschrieben habe.