treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DER TREIBHAUS*KONZERT*PASS WiNTER 2024/25 - der frühe vogel fängt den wurm:

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IM WEISSEN ROESSL AM WOLFGANGSEE

STAATSTHEATER & FEINRIPPENSEMBLE proudly presents.

Im weißen Rössl am Wolfgangsee,
da steht das Glück vor der Tür
und ruft dir zu: »Guten Morgen!
Tritt ein – und vergiss deine Sorgen.
Und musst du dann einmal fort von hier,
so tut der Abschied dir weh,
denn dein Herz, das hast du verloren
»Im Weißen Rössl« am See!«
Jahrelang bekam der deutsche Fernsehzuschauer im Sommer Bilder aus der Urlaubsidylle von Helmut Kohl am österreichischen Wolfgangsee zu sehen, wo sich der damalige Bundeskanzler beim Interview gern ungezwungen gab und dabei manches Mal verbiestert-spießbürgerlich rüberkam. Es ist nicht überliefert, wie Kohl auf die Idee gekommen ist, seine Ferien ausgerechnet im Salzkammergut zu verbringen, aber es ist gut möglich, dass ein Berliner Singspiel ihn dazu inspiriert hat. Schließlich werden die Vorzüge der Region in Ralph Benatzkys Operetten-Evergreen „Im weißen Rössl“ ausführlich besungen, der nach seiner Uraufführung 1930 einen internationalen Siegeszug bis an den Broadway erlebte. Das Werk war im nationalsozialistischen Deutschland wegen seiner jüdischen Mitautoren verboten und wegen des despektierlichen Umgangs mit „Folklore“ als „entartet“ gebrandmarkt. Besonders auch die als skandalös empfundene Badeszene erregte den Ärger der Nationalsozialisten....

PREMIERENKRITIK
TT
Rössl Reloaded: Trash trifft Tracht
Eingecheckt „Im weißen Rössl“: Das Kult-Singspiel zeigt sich als kunterbunter Kino-Klamauk oder liebenswerte Low-Budget-Hommage.  -   Gassenhauer-Gaudi auf der Treibhaus-Bühne: Das Staatstheater und das Feinripp-Ensemble logieren neuerdings am Wolfgangsee.

Von Christiane Fasching
Innsbruck – Kann man im Salzkammergut wirklich gut lustig sein? Dieser Frage wird derzeit im Kino und auf der Treibhaus-Bühne nachgegangen: Da wie dort hat man sich an Ralph Benatzkys Singspiel „Im weißen Rössl“ gewagt – an einen Unterhaltungs-Klassiker, der anno 1930 in Berlin uraufgeführt wurde und Gassenhauer-Seligkeit augenzwinkernd mit Heimat-Romantik vermischt. Wer jetzt schon „Pfui“ sagt, der sollte tunlichst einen Bogen um den künstlich angelegten Wolfgangsee machen, der im Treibhaus originellerweise von der Decke schimmert.
Doch ansonsten wird das „Rössl“ nicht großartig auf den Kopf gestellt – Thomas Gassners Inszenierung, die das geringe Budget mit Ideenreichtum wettmacht, entpuppt sich als liebenswerte Hommage an einen Stoff, der vor allem durch die Verfilmung mit Peter Alexander und Waltraud Haas Kultstatus erreicht hat. Auch die erstmalige Zusammenarbeit zwischen Staatstheater und Feinripp-Ensemble hat das Zeug, sich zum taktvollen Theater-Zauber der Herbst-Saison zu mausern. Bernhard Wolf als Oberkellner Leopold ist herzig und hetzig, ihm würd’ man auch ein gammeliges Paprika-Hendl abkaufen. Carmen Gratl als Rössl-Wirtin Josepha gibt sich resch, kann aber auch rührselig sein – das Dirndl, das von Lena Hoschek sein könnte, aber aus der Nähstube von Esther Frommann stammt, steht ihr fabelhaft. Schweißtreibend geht’s für Markus Oberrauch und Luka Oberhammer zu, die ständig die Kostüme wechseln müssen, angesichts der Mehrfachbelastung aber nicht in jeder Rolle überzeugen. Wenn Oberhammer das lispelnde Klärchen etwa als Vamp im Neoprenanzug anlegt, geht der Gag nicht auf. Spaßig, aber unnötig in die Länge gezogen, ist der Auftritt von Hausherr Pleifer, der als verwehter Kaiser Franz Norbert in Lederhose und mit Adler und Orden auf der Brust auf die Bühne geschoben wird. Ein Bild mit Seltenheitswert.
Star des Abends ist jedoch Ute Heidorn, die als frivoles Stubenmädl entzückt und als cholerischer Kurgast Wilhelm Giesecke zur Höchstform aufläuft – verrückter wurde noch nie geschuhplattelt, entfesselter noch nie ein Loblied auf die Spree gesungen. Fabelhaft ist auch der Rössl-Soundtrack, den Alexander Sackl, Yoshi Hampl und Christina Nessmann live zum Besten geben – die Gassenhauer werden mit neuer Energie aufgeladen, ihr Charme bleibt aber erhalten.
Ganz anders bei der Kinoversion, wo versucht wird, die Ohrwürmer mit Disco-Takten und Bollywood-Beats ins Heute zu transportieren. Der Versuch schlägt fehl: Was modern klingen soll, hört sich blechern an. Spritziger ist da Christian Theedes Idee, das Kino-Rössl im verregneten und verknöcherten Berlin der Gegenwart starten zu lassen. Die Sonne geht erst in der kitschigen Parallelwelt des Salzkammerguts auf, wo Regenbögen im Doppelpack erscheinen und immer und überall gesungen wird. Ottilie Giesecke (Diana Amft) findet das anfänglich schrecklich, doch irgendwann singt auch sie mit dem galanten Dr. Otto Siedler (Tobias Licht) ein Duett – zuvor rettet sie mit Oberkellner Lepold (Fritz Karl) aber noch das violett (!) angestrichene „Weiße Rössl“ vor einem Sprengstoffattentat, das der erstaunlich keusche Casanova Sigismund (Gregor Bloéb) ausgeheckt hat. Eine Hommage ist dieses „Rössl“ nicht, vielmehr eine Comic-Collage – aber zumindest scheint am Schluss auch in Berlin die Sonne.


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Tiroler Tageszeitung
CHRISTIANE FASCHING
Es muss was Wunderbares sein.

Tritt ein und vergiss deine Sorgen: Ralph Benatzkys Singspiel „Im weißen Rössl“ steht nicht nur am Wolfgangsee hoch im Kurs. Ab 6. November liegt Innsbruck am Wolfgangsee: Im Treibhaus präsentieren das Feinripp-Ensemble und das Staatstheater „Im weißen Rössl“. Den Kaiser Franz Norbert (nicht im Bild) spielt Hausherr Pleifer höchstselbst

Leopold lallt. Er hat sich einen angetüdelt, weil ihn seine Chefin – die Wirtin Josepha – hat abblitzen lassen. Diesmal endgültig, glaubt der liebeskranke Zahlkellner – und setzt zum Tanz an. Ein Lied hat er auch auf den alkoholbenetzten Lippen. Es handelt vom Glück, das vor der Tür steht, und einem „Guten Morgen“ zuruft. Aber nur, wenn man im „Weißen Rössl“ eingecheckt hat.

„Lichtwechsel“, ruft Thomas Gassner – und unterbricht die Gassenhauer-Selig­keit, an der noch ein wenig gefeilt werden muss. Aber noch ist Zeit, denn die Premiere von „Im weißen Rössl“ steht erst am 6. November vor der Tür. Dann liegt das Treibhaus am Wolfgangsee, dann machen das Staatstheater und das Feinripp-Ensemble erstmals gemeinsame Sache. Und bringen unter Gassners Regie Ralph Benatzkys legendäres Singspiel auf die Bühne, das bereits 83 Jahre auf dem Buckel hat – und trotzdem nicht aus der Mode kommen will. Kellner Leopold, Wirtin Josepha, Rechtsanwalt Doktor Siedler, Fabrikant Giesek­e samt Tochter Ottilie und Sigismund Sülzheimer sind seit 1930 beliebte Gäste auf deutschsprachigen Bühnen. Filmhelden (siehe rechts) sind sie auch, die Premiere der neuesten Kinofassung steht am 6. November auf dem Programm – also just an jenem Abend, an dem auch in Innsbruck das Rössl zum Sprung in eine turbulent-heile Welt ansetzt. „Ich seh’ das als 90-minütigen Werbefilm für unsere Produktion“, schmunzelt der Non-Playing-Captain. Und entlässt seine Truppe in die Pause – tanzen, spielen und singen strengt ganz schön an. Warum steht eigentlich Gassner, der ansonsten auch beim Feinripp-Ensemble mitmischt, nicht auf der Bühne? „Ich kann leider nicht singen“, lautet die knappe Antwort.

Auf die Frage nach der Rössl-Faszination wird Gassner ausführlicher: „Der Stoff ist unglaublich unterhaltsam und die Lieder kriegt man überhaupt nicht mehr aus dem Ohr. Wir wollen das Ganze noch mit ein wenig Verrücktheit mixen – aber ganz ohne Provokation. Aus diesem Alter sind wir draußen“, erklärt er. In Innsbruck wird übrigens die Fassung der „Bar jeder Vernunft“ gezeigt, die Mitte der 90er in Berlin mit Starbesetzung – neben den Geschwistern Pfister waren Otto Sander und Max Raabe mit an Bord – Furore machte. Im Treibhaus darf man sich hingegen auf einen lokalen Helden freuen: Kein Geringerer als Hausherr Pleifer schlüpft in die Rolle des Kaiser Franz Norbert. So viel künstlerische Freiheit ist erlaubt: Ansonsten ist der Verlag – Felix Bloch Erben – aber sehr streng, was die Werktreue anbelangt. Aber Gassner will ohnedies nicht groß an der Vorlage rütteln: „Alle, die das Stück nicht kennen, sollen überrascht werden. Und jene, die es lieben, wollen wir nicht vor den Kopf stoßen.“

Auch 500 Kilometer nördlich von Innsbruck wird gerad­e am „Weißen Rössl“ getüftelt – im Theater Paderborn steht Regisseurin Susi Weber aber erst am Anfang der Probenarbeiten, Premier­e ist am 29. Dezember. Dennoch ist Weber schon jetzt Feuer und Flamme für „den zeitlosen Stoff, der mit Gassenhauern gespickt ist und es schafft, ein bisserl bösartig zu sein, ohne boshaft zu werden“. Das Innsbrucker Rössl will sie sich nicht entgehen lassen, schließlich ist sie eng mit dem Feinripp-Ensembl­e verbandelt, hatte sie doch bei allen bisherigen Produktionen die Regiefäden in der Hand. Weber lacht: „Ich bin eindeutig im Vorteil – und kann mir von ihnen alle guten Ideen klauen.“

Weg von Paderborn, weiter nach St. Wolfgang, wo das namensgebende Hotel seit mehr als 500 Jahren Gäste aus aller Welt anlockt. Einen Kellner namens Leopold gibt’s hier nicht, dafür aber einen Leopold-Teller, auf dem ein Paprika-Henderl thront – nur singt keiner beim Servieren. Und hat’s auch nie getan. Das „Weiße Rössl“ hat dem Singspiel nämlich nur den Namen geborgt, gespielt oder gedreht wurde hier nie. „Da hätten wir ja das Haus mehrere Monate zusperren müssen – das tun wir unseren Gästen nicht an“, erklärt Marketing-Sprecherin Andrea Schupfer. Trotzdem schauen jeden Tag Rössl-Fans vorbei – mit seligem Blick. Es muss was Wunderbares sein, so geliebt zu werden.


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Im weißen Rössl am Wolfgangsee,
da steht das Glück vor der Tür
und ruft dir zu: »Guten Morgen!
Tritt ein – und vergiss deine Sorgen.

Wer könnte diese berühmte Melodie nicht mitsingen und hätte das dazugehörige Singspiel  »Im weißen Rössl« nicht schon einmal irgendwo gesehen oder gehört – im Theater, im Fernsehen oder im Plattenladen? Obwohl das Bühnenstück so viel gespielt und so bekannt ist, kennen die meisten Menschen das »Rössl« nur in seiner 1960er Jahre-Inkarnation als Peter-Alexander-Schlagerfilm. (Und lieben bzw. hassen darum das Stück und alles, was damit zusammenhängt). Kaum jemand weiß jedoch, dass das Bühnen-»Rössl« ursprünglich eine freche Berliner Jazz-Revue von Erik Charell und Ralph Benatzky aus dem Geist der wilden Zwanzigerjahre war. Und davor ein Stummfilm von Richard Oswald (1926) und noch davor ein deutscher Schwankklassiker von Blumenthal und Kadelburg (1897).


Im weißen Rößl am Wolfgangsee
Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?
Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein
Es muss was Wunderbares sein
Mein Liebeslied muss ein Walzer sein  
Die ganze Welt ist himmelblau  
’s ist einmal im Leben so
Zuschau’n kann i net

DIE FAKTENLAGE:
Singspiel in drei Akten von Ralph Benatzky. Ort der Handlung ist das Hotel Weißes Rössl in Sankt Wolfgang im Salzkammergut. Das Libretto stammt vom Komponisten zusammen mit Hans Müller-Einigen und Erik Charell; die Liedtexte stammen von Robert Gilbert. Musikalische Einlagen von Bruno Granichstaedten, Robert Gilbert und Robert Stolz. Als Vorlage diente ein gleichnamiges Alt-Berliner Lustspiel von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg, das die beiden Autoren 1896 während eines Aufenthaltes in der Villa Blumenthal in der Nähe von Bad Ischl schrieben.
Das Singspiel Im weißen Rößl wurde am 8. November 1930 im Großen Schauspielhaus in Berlin  uraufgeführt.


1. Akt
Im Hotel Zum weißen Rößl ist Hochsaison. Das Personal ist überfordert, Zahlkellner Leopold beruhigt die unzufriedenen Gäste (Aber meine Herrschaften, nur hübsch gemütlich). Weniger Erfolg mit seinem Charme hat er bei seiner Chefin Josepha Vogelhuber, bei welcher er Annäherungsversuche macht (Es muß was Wunderbares sein, von Dir geliebt zu werden). Diese jedoch weist ihn zurück: Sie ist verliebt in den Berliner Rechtsanwalt Dr. Otto Siedler, einen langjährigen Stammgast, der für den Nachmittag erwartet und dann herzlich von ihr begrüßt wird (Duett und Chor: Im weißen Rößl am Wolfgangssee, da steht das Glück vor der Tür). Sein Erscheinen wird auch von einem anderen Gast ungern gesehen: Der Fabrikant Wilhelm Giesecke, nur auf Drängen seiner Tochter Ottilie hier im Urlaub und von Josepha nur unzureichend für die Gegend begeistert (Im Salzkammergut, da ka’ mer gut lustig sein), hat gegen ihn und dessen Mandanten, seinen Erzkonkurrenten Sülzheimer, einen Prozess verloren. Töchterchen Ottilie hindert dies jedoch nicht, den Avancen Siedlers nachzugeben (Die ganze Welt ist himmelblau, wenn ich in deine Augen schau). Im strömenden Regen endet der erste Akt (Chor: Wenn es hier mal richtig regnet).
2. Akt
Leopold weigert sich, einen Blumenstrauß von Josepha auf das Zimmer Dr. Siedlers zu bringen und gesteht ihr seine Liebe. Sie streiten sich und Leopold wird gekündigt (Zuschau’n kann i net). Inzwischen ist auch der Sohn des Fabrikanten Sülzheimer eingetroffen, der sich im Zug dorthin in das lispelnde Klärchen verliebt hat (Was kann der Sigismund dafür, daß er so schön ist). Da sich als Gast auch noch Kaiser Franz Joseph I. ankündigt, ist Josepha gezwungen, Leopold wieder einzustellen, um genug Personal zu haben. Als er jedoch den Kaiser begrüßen soll, kommt es fast zum Eklat: Josepha erscheint am Arm von Dr. Siedler und der eifersüchtige Leopold gerät in Rage. Kaum ist der Kaiser im Hotel, bricht Leopold in Tränen aus.
3. Akt
Der Kaiser spricht mit Josepha. Er hat die Verwirrungen durchschaut und rät ihr, lieber mit dem Möglichen zufrieden zu sein, als nach Träumen zu streben (’s ist einmal im Leben so / allen geht es ebenso / was man möcht’ so gern / ist so fern). Josepha erkennt, dass Leopold sie aufrichtig liebt, und überreicht ihm unter dem Vorwand, ihn wegen des gestrigen Skandals erneut entlassen zu wollen, ein überraschendes Zeugnis: „Entlassen als Zahlkellner, aber engagiert auf Lebensdauer als Ehemann“. Inzwischen hat Giesecke versucht, seine Tochter mit dem Sohn seines Konkurrenten zu verkuppeln, doch hat sie längst den Antrag von Doktor Siedler angenommen (Mein Liebeslied muß ein Walzer sein). Zudem hat Sigismund Sülzheimer auch um die Hand Klärchens angehalten. Der brummige Fabrikant muss dies nun akzeptieren, was ihm durch ein Angebot von Sülzheimer zur Beilegung des Streits versüßt wird. Im Freudengesang der drei glücklichen Paare (Laßt uns Champus trinken mit lächelndem Gesicht) endet die Operette.