IYEOKA
Die Überfliegerin der Stunde
Die Welt ist sich einig: Iyeoka ist die nächste ganz grosse Frauenstimme. Die untrüglichen Anzeichen: Millionen Views auf YouTube, Vergleiche mit Sade oder Amy Winehouse und haufenweise Auszeichnungen.
«Respektiert mich!»: Das bedeutet Iyeoka in der Sprache der Esan aus dem nigerianischen Bundesstaat Edo. Von dort stammen Iyeokas Eltern. Sie selbst kam in Boston, Massachusetts, zur Welt – und kann sich zurzeit nicht über mangelnden Respekt beklagen: Die nigerianisch-amerikanische Musikerin und Dichterin ist die Überfliegerin der Stunde. Aus allen Ecken der Welt fliegen ihr die Komplimente zu. In ihrer Musik vereint sie die samtigen Passagen einer Sade, aber auch den rumpligen Soul einer Amy Winehouse – dazu gibt es Funk, Hip-Hop, eine Prise Motown und eine Menge Eleganz.
Ihre musikalische Karriere startete die einstige Apothekerin als Frontfrau des Musikerkollektivs Iyeoka & The Rock by Funk Tribe. 2004 gab sie ihr erstes Soloalbum mit Songs und Gedichten heraus, 2007 folgte das zweite und 2008 nahm Iyeoka ein Livealbum in Hawaii auf. Dazwischen lieh die TED-Stipendiatin immer wieder anderen Künstlern und Projekten ihre Stimme. So ist sie etwa auf der U2-Tribute-Compilation «In the Name of Love: Africa celebrates U2» zu hören, neben hochdekorierten Musikerinnen und Musikern wie Angélique Kidjo, Les Nubians und vielen weiteren.
Im November 2010 gab Iyeoka ihr viertes Album «Say Yes» mit neun Songs und zwei Gedichten heraus. Noch vor der Veröffentlichung wurde der Song «The Yellow Brick Road Song» in der populären HBO-Serie «How to make it in America» verwendet, inzwischen ist er der Titelsong der USA-Network-Show «Fairly Legal». Das Video zum Song «Simply Falling» hat sich im Internet wie ein Lauffeuer verbreitet. Über ZWANZIG Millionen Views hat der Clip auf YouTube bereits generiert. Die glamouröse Soulballade weckt Assoziationen an die elegante Opulenz alter James-Bond-Filme.
Iyeoka setzt nicht auf laute Effekte, sondern ganz einfach auf die beeindruckende Kraft ihrer Stimme. «Say Yes» wirkt, als hätte man Sade weitergedacht, ihren Sound in eine kühlere, technizistischere Zeit teleportiert. Ganz leicht «over the top», dazu aber stets ein Augenzwinkern. Iyeoka wird Europa im Sturm erobern!
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FAZ JUBEL:
Noch schwerer ist es nur, diese Stimme nicht zu lieben. Die badet in weicher, klarer Wärme, klingelt dazwischen hell und ist jederzeit bereit, auch mal zu explodieren. Dann gleitet ein Vokal atemberaubend in eine scharfe Kurve zum nächsten, der Sound fließt zusammen, ohne Kitsch zu werden - das kennt man von Amy Winehouse oder Adele. Die Frau aus Boston singt von der begrenzten Zeit, vom Glück des Moments und dass wir uns doch verändern sollen, jeder für sich und dann die ganze Menschheit. Eine Klang gewordene Yogastunde, wie passend für dieses Jahrzehnt. Öffnet die Herzen!
Sie erzählt von ihrem Vater, der in Nigeria vor drei Jahren angeschossen wurde, von ihren Ängsten als junger Mensch, von Liebeskummer. Ihr Shirt zeigt den jungen Clapton, ihre Hände bearbeiten, während sie singt, eine Octo-Snare, das Kind der peruanischen Cajon und der kleinen Trommel des Rock. Sie springt und wirft die Hände in die Luft und stampft mit gespieltem Ärger auf, weil der Saal zu klein zum Tanzen für alle ist. Ihre Offenheit und ihre gute Laune sind so mächtig, dass sie nerven könnten. Bloß ist es so schwer, diesem Lächeln zu widerstehen.
Dabei strahlt ihre neue Platte zunächst elegante Gelassenheit aus. Die Single „Simply Falling“ könnte jederzeit James-Bond-Titelmusik werden. Zurückhaltender, sparsam produzierter Soul-Jazz, in dem jeder Ton sitzt, mit einem Groove wie von Gnarls Barkley, bloß ohne die ewige Hektik natürlich. Die hektischen Jahre sind vorbei. Iyeoka passt zum neuen Souljazz: cool, aber nicht kühl.