Alphagestik (Alphakanzler)
Es herrscht großes Chaos. Man weiß nicht mehr, beschimpft einer den anderen im eigenen Namen oder lässt man schimpfen? Oder beschimpft man sich selbst um glauben zu machen, wer anderer schimpft und stellt ihn so ins schimpfliche Eck? Oder schimpft man sich gegenseitig und bezahlt sich auch noch dafür? Raffiniert wäre, gar nicht zu schimpfen, das würde erst richtig auffallen und kaum etwas kosten. Tidy campaigning sozusagen. Vielleicht ist das aber zu fad und es glaubt einem niemand. Da aber jeder Wahlkampf skurrile Nebengeräusche und -verdienste produziert, besteht darin die Chance zur Erhellung. Da sind zunächst Politologen, die uns erklären, was wir sehen und sehen, was sie sich selbst nicht erklären können. Dann gibt es Meinungsforscher mit der Treffsicherheit von Amateur-Meteorologen, die dann darauf hinweisen, das eben alles viel komplizierter geworden ist. Aber es gibt auch wahre Profis, die anhand der Körpersprache der Politelite alle Rätsel lösen. So liest man, dass die Gestik von Sebastian Kurz Vernunft ausdrücke mit seinen kreisenden Handbewegungen, die oft zum Boden deuten. Das ist der Grund, warum er uns soviel Sicherheit gibt. Der Kanzler hingegen zeigt uns, weil er aufrecht steht, den typischen Habitus des Alphatieres. Da dürfte der Slimfit-Pelz offenbar nicht doch so eine große Rolle spielen wie angenommen. Die Aufgeregtheit von Strache hingegen wirkt offenbar instabil, auch durch seine ruckartigen Bewegungen. So wird's nichts mit dem Kanzler, klarer Fall. Es spielt auch mit, dass sein ständiges Haar-in-der-Suppe- finden nicht mithalten kann mit den zusammen gezogenen Augenbrauen von Kurz. Denn die zeigen uns, dass er „gerne anders würde, aber es nicht anders kann“. Das stimmt vermutlich sogar. Immerhin, wir wissen jetzt: die Zukunft beschert uns einen aufrecht stehenden, einen Hand kreisenden oder einen ruckartigen Alphakanzler. Schön.